Festung Heldsberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. April 2016 um 15:10 Uhr durch Schweiz12 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eingangsbereich der Festung mit Tarngebäude
Kampfstand für Kanone von aussen
Kampfstand für 7,5-cm-Kanone auf Ständerlafette von innen
Maschinengewehr Mg 51 auf Festungslafette
Schlafsaal

Die Schweizer Festung Heldsberg ist ein Artillerie-Fort aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs.

Lage

Die Anlage wurde in der Zeit von 1938 bis 1941 im Kanton St. Gallen auf einem Hügelzug zwischen St. Margrethen und Au errichtet. Sie sicherte mit ihren Kanonen und Maschinengewehren die Mündung des Rheins in den Bodensee. Die Festung liegt direkt über dem Rheintal und kann den Grenzübergang von Au nach Lustenau (Österreich) über den Rhein aus ihren Kampfständen heraus optimal überblicken.

Festung

Das Fort bestand in seiner ursprünglichen Konzeption aus insgesamt vier halbautomatischen Kanonen mit dem Kaliber 7,5 cm hinter verbunkerten Scharten aus Beton und Stahl, die in eine Nord- und eine Südbatterie aufgeteilt waren. Die verwendeten Kanonen waren halbautomatisch, konnten alle fünf Sekunden einen Schuss abfeuern und hatten eine Reichweite bis in die Hafeneinfahrt von Lindau oder bis zum Bahnhof von Bregenz in etwa 10,5 km Entfernung. Somit sollte ein potenzieller Angreifer schon bei seinem Aufmarsch bekämpft werden können. Hinzu kamen sieben Maschinengewehre, ebenfalls unter Panzerung, und zwei Beobachtungsstände zur Gefechtsführung. Verbunden waren die einzelnen Bunker durch unterirdische Gänge von insgesamt 1000 m Länge. Innerhalb des Berges befanden sich eine Zentrale zur Erzeugung von Elektrizität, eine Küche, eine Kantine, ein Trinkwasserreservoir mit 110'000 Litern Trinkwasser, Wohnräume für Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere, Munitionslager, Waffenwerkstätten, Feuerleitzentralen, eine kleine Krankenstation und auch zwei Leichenkammern. Insgesamt taten in der Festung 200 Soldaten Dienst, die sich alle acht Stunden 60 Betten teilen mussten. Zur Festung gehörten auch noch Kampfstände für die Infanterie, die telefonisch und mit Funkgeräten mit der Festung verbunden waren.

Maschinengewehr(Mg) 4, Bunkerkanone(BK) 3 und Bunkerkanone(BK) 4 der Festung Heldsberg.

Das deutsche Militär schätzte diese und ähnliche Schweizer Festungen sehr hoch ein. Während des Zweiten Weltkriegs gab es mehrere deutsch-italienische Pläne für einen militärischen Angriff auf die Schweiz (Unternehmen Tannenbaum). In einem Kommentar zu den schweizerischen Grenzbefestigungen am Bodensee hiess es seitens der deutschen Generalität:

„Ein Angriff über den Rhein nur aus ostwärtiger Richtung zwischen Bodensee und Sargans ist wegen des gebirgigen Geländes und der starken Befestigungen bei Rheineck (Heldsberg) und Sargans nicht zu empfehlen.“

Die Festung Heldsberg blieb weit über den Zweiten Weltkrieg hinaus im Dienst. Erst 1992 wurde die Anlage mit dem Ende des Kalten Kriegs vom Militär aufgegeben. Sie ging ins Eigentum der Gemeinde St. Margrethen über, die sie zu einem Festungsmuseum umgestaltete.

Festungsmuseum und Waffensammlung

Werk-Eingang der Festung Heldsberg

Das Festungsmuseum Heldsberg wurde im September 1993 eröffnet. Folgende Sammlungen werden in Ausstellungen thematisiert:[1]

  • Armee, Sanität und Rotkreuzdienst (vom Feldsanitätsdienst bis zur Veterinärmedizin)
  • Ordonanzwaffen (lückenlose Waffensammlung aller leichten Waffen der Schweizer Armee)
  • Schwere Waffen (Waffen der Artillerie, Flieger- und Panzerabwehr, Festungsartillerie)
  • Fernmeldetechnik und Chiffriergeräte
  • Militärische Instrumente und Hilfsmittel (Beobachten, Messen, Rechnen, Zielen, Richten für das Schiessen, Beleuchtungsmaterial, AC-Schutzdienstmaterial)
  • Munition (Schweizer Munition und etwa 1000 Schnittmodelle diverser Munitionstypen)

Weblinks

Commons: Heldsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ausstellungsübersicht, offizielle Website, Festungsmuseum Heldsberg

Koordinaten: 47° 26′ 36″ N, 9° 38′ 36″ O; CH1903: 766275 / 257063

Literatur

  • Benito Boari, Jakob Frigg, Arno Keel: Die Festung Heldsberg St. Margrethen, NetzPrint GmbH, Au SG 2007, ISBN 3-9520949-0-0