Finschhafen (Distrikt)

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Finschhafen (Distrikt)
Staat: Papua-Neuguinea Papua-Neuguinea
Provinz: Morobe
Gegründet: 1884
Koordinaten: 6° 36′ S, 147° 51′ OKoordinaten: 6° 36′ S, 147° 51′ O
Fläche: 2.771 km²
 
Einwohner: 45.287 (2003)
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner je km²
Zeitzone: AEST (UTC+10)
Finschhafen (Distrikt) (Papua-Neuguinea)
Finschhafen (Distrikt) (Papua-Neuguinea)
Finschhafen (Distrikt)

Finschhafen ist ein Distrikt an der durch Korallenriffe ausgezeichneten Nordostküste der Morobe-Provinz von Papua-Neuguinea. Er ist nach der gleichnamigen Hafenstadt benannt, die 1885 als Handelsstation der von privaten deutschen Investoren getragenen Neuguinea-Kompagnie gegründet wurde. Finschhafen liegt an der Salomonensee nordöstlich vom Huon-Golf in der Nähe des Ortes Sattelberg am Kap Kretin.

Der Distrikt besteht aus fünf „Gebieten auf lokaler Verwaltungsebene“, Local Level Government (LLG) Areas, die in Rural (ländliche) oder Urban (städtische) LLGs unterschieden werden.[1] Es sind das Hube Rural LLG, das Kotte Rural LLG, das Finschhafen Urban LLG, das Yabim-Mape Rural LLG und das Burum-Kuat Rural LLG. Die Distriktverwaltung liegt in der Regierungsstation Gagidu, die sich im Yabim Mape LLG befindet. Sattelberg ist der Hauptort des Kotte Rural LLG.

Der Distrikt umfasst etwa 2.771 km², 2003 lebten 45.287 Einwohner im Distrikt Finschhafen.[2]

Geschichte

Historische Karte des Finschhafens (um 1888)

Der Naturhafen wurde 1884 vom deutschen Forscher Otto Finsch entdeckt. Ende 1885 entstand der nach Finsch benannte Ort als Posten der Neuguinea-Kompagnie. Von 1886 bis 1891 war Finschhafen Hauptort der Gesellschaft. 1891 wurde die Siedlung wegen einer Malaria-Epidemie, der auch der Generaldirektor der Kompanie zum Opfer fiel, verlassen und erst zehn Jahre später, 1901, wieder begründet.[3]

Im Juli 1886 siedelte sich die neulutherische Neuendettelsauer Mission in Simbang bei Finschhafen an. Aus der deutschen Kolonialzeit existiert heute noch das Haus der lutherischen Missionsgesellschaft. In Butaweng in Finschhafen befindet sich seit 1974 das Braun Memorial Krankenhaus, das von der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea betrieben wird.

Von 1908 bis 1910 forschte der Berliner Arzt Richard Neuhauss am Huongolf und machte mit dem Edison-Phonographen 139 Musikaufzeichnungen auf Wachswalzen, die meisten bei Völkern in der Gegend um Finschhafen. Die erhaltenen Aufnahmen dokumentieren einen von der christlichen Mission noch kaum beeinflussten und heute verschwundenen Teil der Musik Neuguineas.[4]

Im Zweiten Weltkrieg war Finschhafen zwischen Japanern und US-Amerikanern hart umkämpft. Viele Häuser wurden zerstört und die Stadt etwas weiter entfernt, in der Nähe des von japanischen Soldaten gebauten Militärflugplatzes, neu aufgebaut. Der Flughafen wurde nach der amerikanischen Eroberung ausgebaut und zum wichtigen Stützpunkt der US-Armee, auf dem vor allem Einheiten mit afroamerikanischen Soldaten stationiert wurden. Bekannt ist die Stadt heute auch durch diesen nun zivil genutzten Flughafen (Kürzel FIN). Der Militärflugplatz wurde von der US-Armee-Administration meist „Finschafen“ geschrieben, gelegentlich ist auch „Finschaven“ in Gebrauch, und in den örtlichen Medien findet man auch häufig „Finschaffen“.

Der üblichere Weg nach Finschhafen ist allerdings mit dem Schiff; von Lae aus fahren regelmäßig Fähren zum Hafen in Buki. Am 2. Februar 2012, kenterte und sank die Fähre Rabaul Queen im Sturm etwa neun Seemeilen nordnordöstlich von Finschhafen, wobei mehr als 300 Menschen den Tod fanden.

Von Finschhafen aus ins Landesinnere führen hauptsächlich Buschpfade.

Einzelnachweise

  1. National Statistical Office of Papua New Guinea
  2. Situational Analysis for Strategic Planning at District Level, Morobe Province (PDF-Datei; 794 kB) National AIDS Council Papua New Guinea, 2005, ISBN 9980-86-010-3 S. 153
  3. Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band I, S. 626.
  4. Dieter Christensen: Die Musik der Kate und Sialum. Beiträge zur Musik Neuguineas. Diss. Freie Universität Berlin 1957, S. 7, 22