Flugplatz Detmold

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Flugplatz Detmold
Kenndaten
ICAO-Code EDLJ
Koordinaten

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Höhe über MSL 198 m  (650 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1,5 km nordöstlich von Detmold
Straße Volkwinstraße
Basisdaten
Eröffnung 1934
Betreiber Luftsportverein Detmold e.V.
Fläche 109 ha
Terminals 2
Start- und Landebahn
09/27 360 m × 18 m Asphalt

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Der Flugplatz Detmold (ICAO-Code EDLJ bzw. früher ETUD) ist ein Sonderlandeplatz in Ostwestfalen-Lippe und wurde 1934 am nordöstlichen Stadtrand als Fliegerhorst eröffnet. Er wurde in erster Linie für den Betrieb von Motorflugzeugen erbaut, dient aber heute auch als Start- und Landeplatz für Segelflugzeuge.

Geschichte

Der Friedensvertrag von Versailles verbot in Deutschland den Motorflug, mit der Folge, dass die Entwicklung des Segelflugsports begünstigt wurde. Es fanden sich auch in Detmold einige Flugbegeisterte, die am 18. April 1924 den Lippischen Verein für Flugwesen gründeten. Die öffentliche Förderung des Flugsports war nicht erlaubt, doch kamen auf Initiative des wichtigsten Sponsors Heinrich Kühlmuss genügend private Gelder zusammen. Einige Detmolder Lehrer förderten die Begeisterung ihrer Schüler für den Flugsport und so wurden schon bald die ersten Flüge auf dem Königsberg gestartet. Dabei handelte es sich um Gummiseilstarts, bei denen eine Mannschaft von vier bis zehn Personen das Segelflugzeug hangabwärts mit einem dünnen Gummiseil startete. Im Jahre 1931 fand eine Flugschau mit einer großen Zuschauerzahl statt. Allerdings gab es auch simulierte Luftkämpfe und Bombenabwürfe, die deutlich erkennen ließen, dass es sich um eine militärische Werbeveranstaltung handelte.

Anfang 1934 begann im Detmolder Ortsteil Hohenloh der Bau des Fliegerhorst genannten Flughafens auf einem Gelände von insgesamt 109 Hektar, der am 14. Oktober 1934 eingeweiht wurde. Die Segelflieger durften das Flugfeld noch kurzfristig benutzen, doch schon nach drei Monaten begann die Umwandlung in einen militärisch genutzten Flughafen, dem auch eine Fliegerschule angeschlossen war. Man errichtete eine Anzahl von Gebäuden, die zur Unterbringung, Schulung und Versorgung der Flieger dienten. Außerdem wurden mehrere große Hangars gebaut. Das ganze etwa 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernte Areal erklärte man zum militärischen Sperrgebiet und es durfte von Zivilisten nicht mehr betreten werden. Der Fliegerhorst diente überwiegend der Ausbildung von angehenden Flugzeugführern. Unter anderen waren hier das Flieger-Ausbildungs-Regiment 72, die Flugzeugführerschule A/B 119 und die Fliegertechnische Schule 7 stationiert. Von März bis April 1940 und von November 1940 bis Januar 1941 belegten auch aktive fliegende Einheiten der Luftwaffe den Platz, so die III./JG 3 (III. Gruppe des Jagdgeschwaders 3) und die II./JG 27.[1]

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Fliegerhorst nicht bombardiert, wohl aber von amerikanischen und britischen Jagdflugzeugen angegriffen. Ende März 1945, kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner, wurden große Teile des Flughafens gesprengt.

Nach ihrer Ankunft in den ersten Apriltagen 1945 bauten die Amerikaner den Flugplatz zur Nachschubbasis aus. Dazu wurden die Start- und Landebahnen mit Eisenplatten befestigt und verlängert. Die schweren Frachtflugzeuge landeten im Minutentakt, manchmal die ganze Nacht hindurch. Ein halbes Jahr später kamen die Briten, der Flugplatz wurde Anfang Mai 1949 zunächst Heimat der 652. Squadron, einer Air Observation Post Einheit der Royal Air Force, deren Personal sich aus RAF und British Army rekrutierte; die Staffel wurde im September 1957 an das Army Air Corps transferiert. Während des Kalten Krieges war die Stadt Garnison der 20. britischen Panzerbrigade (Armoured Brigade) der Britischen Rheinarmee, die den mittlerweile Hobart Barracks genannten Flugplatz als Hubschrauberlandeplatz nutzte. Er wurde später auch von den Senkrechtstartern Hawker Siddeley Harrier angeflogen. Hier lag in den letzten Jahren des Kalten Krieges das heute in Wattisham liegende 4. Regiment des Army Air Corps mit den Hubschraubern Gazelle AH1 und Lynx AH7. Im Juli 1995 verließen die Briten den Flugplatz.[2]

Die zivile Nutzung der ehemaligen militärischen Liegenschaft erfolgt auf der Basis eines im August 1999 unterzeichneten Vertrages zwischen der Bundesvermögensverwaltung und der Stadt Detmold. Es mussten als erste Maßnahme zusätzliche Straßen gebaut werden, die es besser ermöglichten, direkt von Herberhausen in die Innenstadt zu kommen, ohne das Gebiet umfahren zu müssen. Dabei wurde leider auch der im Kasernengebiet liegende Teil der Richthofenstraße, der als Allee mit schönen, altem Baumbestand vorhanden war, so überplant, das sämtliche Bäume gefällt werden mussten. Zudem gab es einen privaten Investor, der ein Gesamtkonzept für das komplette Gelände und alle Gebäude hatte. Da die Stadt Detmold sich aber nicht dazu durchringen konnte eine Bürgschaft von damals eine Million DM zu stellen und Teile der Liegenschaft schon vorab anderweitig veräußert wurden, sprang der Investor wieder ab. Seitdem rottet ein Großteil der Gebäude vor sich hin und hat an Bauunterhaltungs- und Sicherungskosten inzwischen deutlich mehr gekostet.

Die alten Gebäude und Hangars werden heute teilweise gewerblich genutzt. Einen Schwerpunkt der zivilen Nutzung bilden Schulen: Die 13. Grundschule, die Britische Grundschule, die Christliche Hauptschule und die Schule für Erziehungshilfe. Neben der 13. Grundschule wurde ein Kindergarten eingerichtet. Für die psychiatrische Grundversorgung des Kreises Lippe ist das Gemeindepsychiatrische Zentrum zuständig. Die denkmalgeschützten Bauten entlang der Richthofenstraße sind für eine Nutzung durch Dienstleistungsbetriebe und Handel und als Wohnraum vorgesehen.[3]

Heutige Nutzung

Heute ist der Flugplatz Heimat des Luftsportvereins Detmold, der sich in die drei Sparten Segelflug, Motorsegelflug und Motorflug gliedert. In allen drei Sparten werden Flugschüler ausgebildet. Der Verein zählt ungefähr 175 Mitglieder, darunter viele Jugendliche.[4]

Literatur

  • Christian Kuhnke: Lippe Lexikon. Boken Verlag, Detmold 2000, ISBN 3-935454-00-7
  • Stadt Detmold (Hrsg.): Detmold in der Nachkriegszeit. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts. Aisthesis Verlag, Bielefeld 1994, ISBN 3-925670-94-7
  • Stadt Detmold (Hrsg.): Detmold-Hohenloh. Denkmalgeschützte Gebäude und Freiflächen im ehemaligen Fliegerhorst. Ohne Jahrangabe (nach 1999), 70 Seiten.

Einzelnachweise

  1. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935-45 Germany (1937 Borders), S. 126–127, abgerufen am 12. September 2014
  2. Christian Kuhnke: Lippe Lexikon. Boken Verlag, Detmold 2000, ISBN 3-935454-00-7
  3. Projekt Hohenloh
  4. http://www.edlj.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3

Weblinks

Commons: Flugplatz Detmold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien