Flugwindkraftwerk

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Ein Flugwindkraftwerk wäre eine Windkraftanlage, die nicht auf einem Turm montiert ist, sondern fliegt und nur durch ein oder mehrere Halteseile am Boden verankert ist. Der Vorteil wäre die Belastung der Haltestruktur auf Zug statt auf Druck und Biegung, so dass der Materialaufwand bei gleicher Ausgangsleistung geringer ausfallen könnte. Die elektrische Energie kann mit Generatoren in der Luft oder über mechanische Bewegungsübertragung zum Generator am Boden gewonnen werden. Von beiden Bauweisen gab es bisher Prototypen geringer Leistung.

Flugwindkraftwerke könnten im Vergleich zu festen Windgeneratoren in größeren Höhen operieren, wo der Wind stärker und stetiger weht. Nachteilig sind höhere aerodynamische Verluste. Ungelöst ist der automatische Betrieb, insbesondere die Landung bei Sturm.

Geschichte

Bereits in früher Zeit wurden Höhenwinde vereinzelt durch Drachen zur Lasthebung genutzt. Der Drachen wurde in Asien entwickelt. Dabei wurden auch Menschen mit Drachen gehoben. Dies erfolgte als Vergnügung, aber auch für militärische Beobachtungen.[1] Erst über Marco Polo kam das Prinzip des Drachens nach Europa.[1] Leonardo da Vinci schlug einen Drachen vor, um einen Fluss zu überqueren, Fahrzeuge zu ziehen und um die Energie von Blitzen abzuleiten.

Schon vor der Erfindung des Kraftfahrzeuges wurden Drachen zum Ziehen von Kutschen verwandt, etwa von Benjamin Franklin, der auch Boote mit Drachen antrieb.[1] Der Drachenpionier Samuel F. Cody überquerte 1903 mit einem von einem Drachen gezogenen Boot den Ärmelkanal und stellte im selben Jahr den Rekord für den höchsten Drachenflug mit 14.000 Fuß (ca. 4200 Meter) auf.[1] Durch die Erfindungen des Motorflugs und der Nutzung von fossilen Brennstoffen erlahmte das Interesse an der Höhenwindnutzung bis zu den Ölkrisen der 70er Jahre, die zu einem erneuten Interesse und verschiedenen Forschungsprojekten führten. So hat etwa der Ingenieur M. L. Loyd die Energiegewinnung durch Flugdrachen detailliert untersucht.[2] Wegen der in den 80er Jahren gesunkenen Ölpreise wurden diese Projekte jedoch gemeinsam mit anderen Forschungsprojekten im Bereich der alternativen Energien, wie etwa experimentellen Windgeneratoren weitgehend aufgegeben. Ab den 1990er Jahren konzentrierte sich die Forschung und Entwicklung auf konventionelle Windkraftanlagen.

Erst mit der Jahrtausendwende kam es zu einem erneuten Interesse an Flugwindkraftwerken zur Elektrizitätserzeugung. Durch Entwicklungen im Bereich von Sensoren, Materialien, computergesteuerten Autopiloten etc. erscheint der Bau und Betrieb von Flugwindkraftwerken realisierbar.[3] Universitäre Forschungsgruppen und außeruniversitäre Start-ups beschäftigen sich seitdem mit der Entwicklung von Flugwindkraftwerken, teilweise auch von externen Geldgebern unterstützt. So hat die Firma Makani ca. 30 Millionen USD von einer Tochtergesellschaft des Google-Konzerns zur Entwicklung eines Flugwindkraftwerkes erhalten.[4] Neben vielen Patenten[5] und Publikationen in diesem Bereich werden ab 2009 auch jährliche internationale Konferenzen zu Flugwindkraftwerken abgehalten.[6]

Trotzdem ist bis 2009 der völlig autonome Flugbetrieb eines Flugwindkraftwerks über mehrere Tage mit autonomem Starts und Landungen nicht gelungen.[7]

Potential

Konventionelle Windkraftanlagen sind durch die Nabenhöhe der Windkraftanlage und den Rotordurchmesser auf die Nutzung des bodennahen Windes beschränkt. Die im Jahr 2010 existierenden konventionellen Windkraftwerke können Winde bis rund 200 Meter über dem Boden nutzen.

Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit steigt mit dem Abstand vom Boden, denn der Wind in Bodennähe wird durch die Reibung am Boden abgebremst, besonders bei rauen Bodenoberflächen wie etwa Hügeln, Wäldern oder hohen Gebäuden. Der Einfluss dieser Bremswirkung der Bodenoberfläche verringert sich mit dem Abstand vom Boden. Die Windgeschwindigkeit nimmt bis zu etwa 10 km Höhe zu. In dieser Höhe treten in den gemäßigten Breiten die sogenannten Jetstreams mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis mehreren hundert km/h auf.

Am Boden beträgt die durchschnittliche Windgeschwindigkeit etwa 5 m/s, in den Jetstreams dagegen 40 m/s.[7] Die nutzbare Windleistung steigt mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit.[8] Dies bedeutet, dass bei einer Verdoppelung der Windgeschwindigkeit sich die im Wind enthaltene Leistung verachtfacht, bei Verdreifachung auf das 27-fache zunimmt. Die durchschnittliche Energiedichte in den Jetstreams bei 40 m/s Windgeschwindigkeit ist somit nicht nur achtmal, sondern 512mal so hoch wie am Boden bei 5 m/s Windgeschwindigkeit. Dieses Potential lässt sich mit Hilfe eines 2008 veröffentlichten globalen Atlasses zur Energiedichte der Höhenwinde in verschiedenen Höhen zwischen 80 und 12.000 Metern abschätzen.[9] Zu berücksichtigen ist allerdings, dass in größeren Höhen die Luftdichte abnimmt, was die nutzbare Leistung wieder reduziert, und dass die höheren Windgeschwindigkeiten die mechanischen Belastungen der Anlagen steigern.

Flugwindkraftwerke könnten innerhalb ihrer bauartbedingten Maximalhöhe in wechselnder Höhe betrieben werden, das heißt, bei Schwachwind in bestimmten Luftschichten könnte man das Kraftwerk ausweichen lassen. Auch kann am gleichen Standort die Windenergie in verschiedenen Höhen genutzt werden, so dass sich die nutzbare Windleistung pro Boden-Flächeneinheit gegenüber konventionellen Windenergieanlagen vervielfacht. Damit könnten auf kleiner Bodenfläche erheblich höhere Energiemengen geschöpft werden, der Flächenverbrauch sowie der Einfluss auf das Landschaftsbild wären somit geringer.

Die dauerhafte Windgeschwindigkeit in größeren Höhen bedeutet auch höhere Auslastung der Windkraftanlagen. So liegt der Kapazitätsfaktor konventioneller Onshore-Windenergieanlagen je nach Standort im Durchschnitt bei ca. 30–40 %, während Projektionen für Höhenwindenergieanlagen von bis zu 80 % Auslastung ausgehen.[3] Dieser Effekt würde die Stetigkeit der Windenergie verbessern und damit ein bedeutendes Problem der Windenergienutzung mildern. Der Zwang zum Vorhalten alternativer Stromquellen, zumeist mit fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdgas arbeitend, würde entschärft. Auch könnten möglicherweise die Stromgestehungskosten durch die höhere Auslastung der Kraftwerke sinken. Da bisher noch keine kommerziellen Flugwindkraftwerke existieren, sind jedoch noch keine realen Daten verfügbar.

Durch die höheren durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten und die geringere Abhängigkeit von der Bodenbeschaffenheit und der Stärke der bodennahen Winde können Höhenwindkraftwerke auch an für konventionelle Windkraftwerke ungeeigneten Standorten, etwa im windschwachen Binnenland, betrieben werden. Orte für Windkraftwerke könnten sich damit nach dem Stromverbrauch in der Region und weniger nach der Windgeschwindigkeit am Boden richten. Dadurch könnte sich der für die Umstellung der Energieversorgung auf Windenergie erforderliche Aufwand für den Netzausbau verringern, der etwa in Deutschland für den Transport von Windstrom aus den windstarken Erzeugergebieten in Norden in die Verbrauchszentren in der Mitte und im Süden Deutschlands nötig ist. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass fliegende Windkraftanlagen deutlich größere Auswirkungen auf das Flugwesen hätten, so dass diese Anlagen nicht überall errichtet werden könnten.

Abschätzungen gehen davon aus, dass die Erzeugerpreise von unter 1 Eurocent pro kWh Strom bis zu 2 Cent pro kWh Strom realistisch sein könnten.[10] Sollte sich diese Einschätzung als richtig erweisen, wären Flugwindkraftwerke nicht nur die mit Abstand günstigste regenerative Energiequelle, sondern auch günstiger als fossile Kraftwerke, selbst ohne Berücksichtigung externer Effekte wie der CO2-Belastung.[10]

Konstruktionsprinzipien

Zur Erreichung der Höhenwinde wird das Flugwindkraftwerk im Gegensatz zu konventionellen Windkraftanlagen nicht auf einem Turm oder Mast befestigt. Die Tragfläche wird lediglich von Seilen gehalten. Das Flugwindkraftwerk „fliegt“, weil es leichter als Luft ist oder aerodynamischen Auftrieb erzeugt.

  • Ballonartige, mit leichten Gasen gefüllte Flugwindkraftwerke wären leichter als Luft, würden also ohne dynamischen Auftrieb schweben. Ein Beispiel für ein solches Konzept ist das Flugwindrad der Firma Magenn. Dies ist ein um die Längsachse drehbar gelagerter länglicher Ballon, der sich dank an der Längsseite angebrachter gewölbter Lamellen ähnlich wie ein Anemometer oder ein Savoniusrotor um die Längsachse dreht und so einen Generator antreibt.
  • Flugwindkraftwerke, die schwerer als Luft sind, wandeln einen Teil der Windenergie in dynamischen Auftrieb um, der das Flugwindkraftwerk wie einen Drachen oder ein Kitesurfsegel in der Luft hält. Diese Systeme stellen einen erheblich höheren Anspruch an die Steuerung, da ein Steuerungsfehler leicht zum Absturz führen könnte.

Die vorgeschlagenen Systeme unterscheiden sich weiter darin, ob der Strom in der Luft erzeugt und dann über Kabel oder auch kabellos zum Boden übertragen wird oder ob die Energie mechanisch, etwa über Seile oder Ketten, zu dem Generator an der Bodenstation übertragen wird.

Weiterhin ist zu unterscheiden zwischen Kraftwerken, die stationär über einem Ort fliegen oder schweben, und solchen, die die Energieausbeute erhöhen, indem sie möglichst schnell quer zum Wind fliegen (Cross-Wind Power), etwa in Kreisbewegungen oder in Form einer 8. Diese Flugmanöver, welche auch beim Kitesurfen verwendet werden, erhöhen die von der Tragfläche überstrichene Fläche, die relative Windgeschwindigkeit an der Tragfläche und die von dem Kraftwerk nutzbare Windleistung. Das zugrunde liegende Prinzip lässt sich gut durch einen Vergleich mit konventionellen Windkraftanlagen erläutern. Bei diesen erzeugen die Spitzen der Flügel den größten Teil der Leistung, weil sie sich am schnellsten bewegen und somit eine große Fläche überstreichen. Der Wind wird auf der gesamten überstrichenen Fläche abgebremst und nicht nur auf dem Kreisausschnitt, auf dem sich der Flügel gerade befindet. Konstrukteure solcher schnell fliegenden Flugwindkraftwerke haben das Ziel, das Windkraftwerk auf diese effektiven, dann fliegenden Teile, zu reduzieren und die schweren und teuren restlichen tragenden Teile wie die Blattmitten, die Nabe und den Mast entbehrlich zu machen.

Konstruktive Unterschiede zu konventionellen Windkraftwerken

Bauart und Materialien

Die luftballonbasierte Bauform im Beispiel des TWIND-Systems, das die senkrechte Kraft nutzt und mithilfe des Fallschirms den Luftwiderstand reguliert

Der fliegende Teil eines Flugwindkraftwerks muss leicht gebaut werden. Um dies zu ermöglichen, sind neben der Wahl von textilen und flexiblen Baustoffen auch Konstruktionen zu wählen, die das Material in seiner vorteilhaftesten Art belasten. Dies bedeutet, dass möglichst nur Zugkräfte und Druckkräfte aber möglichst kaum Scherkräfte auf die einzelnen Komponenten einwirken sollten. Um solchen seitlichen Kräften standhalten zu können sind stabile Bauweisen erforderlich, was zu einer hohen Masse führt.

Scherkräfte können durch Seilabspannungen, wie dies etwa bei Kites der Fall ist, nahezu vollständig vermieden werden. Abspannungen erhöhen jedoch den Luftwiderstand erheblich. Soweit durch schnellen Flug die Leistungsausbeute erhöht werden soll, ist jedoch auf einen geringen Luftwiderstand bei hohem Auftrieb also einer hohen Gleitzahl zu achten. Daher besteht eine der Herausforderungen des Baus darin, bei dem Aufbau der Tragfläche ausreichend Stabilität bei geringem Gewicht und trotzdem geringem Luftwiderstand zu erreichen. Dafür können etwa aufblasbare Strukturen mit innenliegenden Seilabspannungen verwandt werden.[11]

Allerdings sind selbst mit handelsüblichen Surfkites, die aerodynamisch nicht optimal sind, beachtliche Leistungen von 30[12] beziehungsweise 40 kW[10] errechnet worden. Über neue Materialien wie etwa Nanotubes wird ebenfalls nachgedacht.

Steuerung und Kontrolle

Die autonome Steuerung der Flugwindkraftwerke sowie die Tatsache, dass diese im Gegensatz zu konventionellen Windkraftwerken frei im Raum fliegen, stellt eine der zentralen Herausforderungen bei der Entwicklung von Flugwindkraftwerken dar.[3] Bisherige Entwicklungen sind primär an dieser Problematik gescheitert. Vielfältige Sensoren zur Messung möglichst vieler Parameter (Windgeschwindigkeit und Richtung, Lage, Geschwindigkeit relativ und absolut, Bewegungsrichtung, Seilspannung, Vibrationen etc.) müssen an einen Autopiloten weitergeleitet werden, der dann über eine Steuerungssoftware die richtigen Lenkmanöver durchführt. Die Software muss so beschaffen sein, dass sie einen möglichst sicheren Flug ermöglicht und dabei eine möglichst große Energieproduktion fördert. Dabei stellen plötzliche und unvorhergesehene Änderungen der Windgeschwindigkeit und -richtung ein besonderes Problem dar. Herausforderungen bestehen auch in der Start- und Landephase, wobei eventuell eine gänzlich unterschiedliche Flugbewegung zum Normalbetrieb erforderlich ist.

Fehlende Möglichkeiten im Bereich der Sensorik und Rechnerkapazitäten stellten in früherer Zeit eines der größten Hindernisse beim Bau von Flugwindkraftwerken dar. In den letzten Jahren wurden in diesem Bereich jedoch vielfältige Fortschritte gemacht, so dass nunmehr GPS-Empfänger und Inertialsensoren kostengünstig zur Verfügung stehen.

Die eigentliche Flugsteuerung erfolgt dabei entweder wie bei einem Flugzeug durch verschiedene am Flugwindkraftwerk angebrachte (Höhen-, Seiten-, Quer-) Ruder, oder entsprechend der Steuerung bei Lenkdrachen und Kites durch die Verkürzung der Lenkschnüre und –seile und damit durch eine veränderte Anstellung der Tragfläche oder des Kites. Bei letzterer Variante können entweder jeweils alle Steuerseile von der Tragfläche zur Bodenstation geführt werden, wobei dann bei entsprechender Seillänge mit erhöhtem Luftwiderstand und mit verzögertem Ansprechen und weniger präzise Lenkanweisungen zu rechnen ist. Als Alternative bietet sich an, die Lenkseile an einem Lenkmodul unterhalb der Tragfläche zusammenzuführen. Die weitere Verbindung zur Bodenstation würde dann über ein einziges Seil erfolgen. Das Lenkmodul müsste dann aber zur Ausführung der Lenkbewegungen über eine Energiequelle verfügen. Diese müsste etwa über Akkumulatoren, ein in das Seil eingebautes Stromkabel[13] oder durch kleine Windturbinen an dem Tragflügel, die den Arbeitsstrom erzeugen, erfolgen.

Stromerzeugung

Grundsätzlich kann die Stromerzeugung in der Luft erfolgen oder an der Bodenstation.

Stromerzeugung in der Luft

Zur Stromerzeugung in der Luft müssen zusätzlich zu Rotor und Halteseil schwere Generatoren und gegebenenfalls Getriebe getragen werden. Bei schwerer-als-Luft-Konstruktionen durchströmt der Wind die Rotorebene schräg, sodass ein Teil der Windlast den Auftrieb bewirkt. Die Stromableitung zur Bodenstation kann über in das Seil eingearbeitete Leiter erfolgen. Bei Start und Landung werden die Generatoren als Motor genutzt.

Ein von Skywindpower verfolgtes Konzept ähnelt einer stationär über einer Stelle fliegenden herkömmlichen WKA. Die Verbindung vier gegenläufiger Rotoren durch einen Rahmen erlaubt die Kontrolle über die Neigung und den Momentausgleich.

Die Unternehmen Makani und Joby Energy setzen auf das oben erläuterte Cross-Wind-Prinzip. Man kann die sich schneller als der Wind quer zum Wind bewegende Tragfläche als ein aerodynamisches Getriebe auffassen. Dabei ist der Vortrieb entsprechend kleiner als der Auftrieb und wird von kleinen, wie Flugzeugpropeller senkrecht zur Tragfläche angeordneten Rotoren zur Stromerzeugung genutzt. Deren hohe Drehzahl erlaubt selbst ohne weitere mechanische Übersetzung kleine, leichte Generatoren.

Stromerzeugung am Boden

Bei der Stromerzeugung am Boden befindet sich der Generator in der Bodenstation. Die Energie wird mechanisch, zumeist über Seile, von dem Tragflügel zur Bodenstation übertragen.

Die am meisten favorisierte Variante ist dabei die sogenannten Jo-Jo-Konfiguration. Dabei wird der von dem Tragflügel erzeugte Auftrieb dazu verwandt, an dem Halteseil zu ziehen. Das Halteseil wird langsam freigelassen und treibt dabei an der Bodenstation über eine Seiltrommel einen Generator an. Sobald die Endposition erreicht ist, muss das Seil unter Aufwendung von Energie wieder eingezogen werden. Dabei wird der Tragflügel so gestellt, dass er einen möglichst geringen Luftwiderstand aufweist und somit nur wenig Zeit und Energie zum Einholen des Seils benötigt wird. Dann beginnt der Zyklus von vorne.

Andere Alternativen sehen vor, dass die Bewegungsenergie durch ein schnell drehendes Halteseil, welches somit als Welle dient, zum Boden übertragen wird.

Der Laddermill[14] genannte Vorschlag des ehemaligen Space Shuttle-Astronauten Wubbo Ockels, sieht für eine Kraftübertragung ähnlich einer Fahrradkette ein kreisförmiges Halteseil vor, an dem gleichmäßig mehrere Tragflügel verteilt sind. Während die an der dem Wind zugewandten Seite des Seils befindlichen Tragflügel so gestellt werden, dass sie Auftrieb erzeugen und das eine Ende des Seile nach oben ziehen, werden die anderen Tragflügel neutral eingestellt, so dass sie bei dem Absinken möglichst geringen Widerstand erzeugen. An der Bodenstation genannten Apparatur treibt das ständig drehende Seil wiederum einen Generator an.

Die Vorteile der Stromerzeugung am Boden sind das potentiell geringere Gewicht sowie die potentiell geringere Komplexität und Kosten des Tragflügels. Abstürze und Verschleiß würden somit geringere Kosten verursachen. Die Bodenstation mit dem Generator einer Jo-Jo-Konfiguration könnte auch bei neuen Technologien im Tragflügelbau weiter verwendet werden. Eventuell wäre auch denkbar, je nach Windsituation Tragflügel mit verschiedener Größe oder aerodynamischen Eigenschaften zu verwenden oder bei Schwachwind den Generator mit mehreren Tragflächen anzutreiben. Die Nachteile sind in der für die Tragfläche benötigte Energieversorgung sowie die fehlende Möglichkeit des autonomen Starts und der Landung nach Hubschrauberprinzip zu sehen.

Herausforderungen bei Entwicklung und Betrieb

Luftraumnutzung und Kollisionsgefahren mit Luftfahrzeugen

Im Luftraum oberhalb von 100 Metern Höhe besteht Konkurrenz und Kollisionsgefahr mit Luftfahrzeugen, bis zu 1000 Metern vor allem mit der Privatfliegerei. Um deren Sicherheit zu gewährleisten, müssten über dem Standort von Flugwindkraftwerken Flugverbotszonen eingerichtet werden, wie jetzt schon über Kernkraftwerken und manchen anderen bebauten Gebieten. In der relativ geringen Betriebsdauer der installierten Skysails-Antriebe ist bereits eine Beinahe-Kollision mit einem Hubschrauber erfolgt.[15]

Blitzschlag und Vereisung

Für den Blitzschutz muss auch bei Anlagen ohne elektrische Energieübertragung das Seil leitfähig sein, um Blitze schadlos abzuleiten.

In großen Höhen besteht auch häufiger die Gefahr der Vereisung. Während die Rotorblätter, wie bei konventionellen Anlagen an eisigen Standorten, geheizt werden müssten und die Kabel bei Anlagen mit elektrischer Energieübertragung ohnehin warm werden, würden Anlagen mit mechanischer Energieübertragung wohl rechtzeitig gelandet werden.

Allgemein ist Verschleiß der leichten Materialien und der Seile zu beachten.

Abstürze

Wegen der komplexen Steuerung von Flugwindkraftwerken, die schwerer als Luft sind, ist zumindest in der Testphase mit Abstürzen zu rechnen. Auch bei ausgereiften Systemen lassen sich Abstürze wohl nicht mit letzter Sicherheit ausschließen. Daher dürften Flugwindkraftwerke lediglich an Standorten in Frage kommen, an denen eine Gefährdung von Menschen ausgeschlossen ist.[3]

Projekte

Während weitere Varianten der Fliegenden Windenergieanlagen zunehmend an technischer Reife gewinnen, scheint eine Nutzung des Jetstreams nach obigem Prinzip nicht greifbar. Heutige Systeme operieren mit Seillängen von einigen hundert Metern und Flughöhen von 300 bis 500 Metern.[16]

Die europäischen Entwicklungen, wie die brandenburgische EnerKite[17], die ebenfalls brandenburgische Firma NTS[18], die Universität von Delft in den Niederlanden, und die italienische Firma Kitegen befassen sich mit Lenkdrachen, welche am Boden befindliche Generatoren antreiben.[19][20] EnerKite hat am 23. März 2012 eine mobile Flugwindkraftanlage mit einer Nennleistung von 30 kW in Betrieb genommen, welche der Technologieentwicklung und Demonstration dient.[21]

Ein weiteres, ebenfalls einem Lenkdrachen ähnliches Konzept, wurde von der kalifornischen Firma Joby Energy entwickelt.[22] Diese Entwicklungen setzt die ebenfalls aus Kalifornien stammende Firma Makani fort und präsentiert inzwischen ein 30-kW-System mit einem propellierten 8 Meter weiten Flügel. Hier wird die Energie durch Windgeneratoren am Flügel in der Luft gewandelt und mit Hochspannung durch ein Seil konstanter Länge zum Boden geleitet.[23]

Ein Leichter-als-Luft-Konzept hat Atena Engineering entwickelt. Dabei handelt es sich um Anlagen, die relativ niedrig in einer Höhe von einigen hundert Metern schweben. Die Anordnung der Rotoren ähnelt dabei der einer konventionellen Windkraftanlage, was einen vergleichsweise hohen Wirkungsgrad bedeutet. Der Hauptvorteil gegenüber solchen Anlagen besteht in der Reduktion von kritischen Lasten bei großen bis sehr großen Durchmessern von 100 bis 300 Metern.[24]

Das Unternehmen Altaeros Energies hat einen Prototyp namens Buoyant Airborne Turbine (BAT) entwickelt, bei dem sich das Windrad in einer mit Helium gefüllten Röhre befindet. Laut Spiegel hat das Windrad einen Durchmesser von 3,7 Metern; die aufblasbare Röhre ist 15 Meter lang und ebenso breit.[25][26]

Auch die NASA erforscht die Möglichkeit fliegender Windenergieanlagen.[27][28]

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. a b c d Past, Present and Future of Kites and Energy Generation; J. Breukels, Wubbo Ockels.
  2. M. L. Loyd, Crosswind Kite Power in Journal of Energy, 4 (3), Seite 106 ff.
  3. a b c d Erik Vance, Wind power: High hopes, in: Nature 460, (2009), 564-566, doi:10.1038/460564a.
  4. USD 15 Millionen in 2007 und später nochmals eine Finanzierung „in dieser Größenordnung“: High Hopes; Erik Vance in Nature 2009, Band 460, Seite 564 (566).
  5. Siehe eine Auflistung von Patenten in der englischsprachigen Wikipedia.
  6. Konferenz des Jahres 2015
  7. a b Windenergienutzung mit schnell fliegenden Flugdrachen: eine Herausforderung für die Optimierung und Regelung; D. Diehl, B. Houska in Automatisierungstechnik 2009, Seite 525 (531) (vollständiges PDF per Link downloadbar, deutsch).
  8. Modeling, Simulation, and Testing of Surf Kites for Power Generation, P. Williams, B. Lansdorp, R. Ruiterkamp, W. Ockels in AIAA Modeling and Simulation Technologies Conference and Exhibits 2008, Honolulu, Hawaii, Seite 2.
  9. Atlas of High Altitude Wind Power, C. L. Archer, K. Caldeira, 2008, http://www.aweconsortium.org/public/downloads/resources/atlas_of_airborne_wind_energy.pdf
  10. a b c M. Canale, L. Fagiano, M. Milanese Power Kites for Wind Energy Generation. IEEE Control Systems Magazine, Seite 25 (27, 28).
  11. Mit dem Tensairity Prinzip aufgebaute Tragflügel mit innen liegenden Abspannungen können doppelt so hohe Gleitzahlen erreichen wie herkömmliche Kites, vgl. An inflatable wind using the principle of Tensairity, J. Breuer, W. Ockels, R. Luchsinger.
  12. vgl. An inflatable wind using the principle of Tensairity, J. Breuer, W. Ockels, R. Luchsinger.
  13. Die SkySails-Technik arbeitet mit dieser Variante.
  14. Design of a 100 MW Laddermill, B. Landsdorp, W.J. Ockels in proceedings of the 7th World Congress on Recovery, Recycling and Reintegration, 2005.
  15. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,659361,00.html.
  16. http://www.vdi-nachrichten.com/artikel/Drachen-sind-scharf-auf-Windenergie/57997/1
  17. http://www.enerkite.de
  18. http://www.x-wind.de/unser-unternehmen/das-nts-prinzip/
  19. http://www.guardian.co.uk/environment/2008/aug/03/renewableenergy.energy
  20. http://www.vdi-nachrichten.com/artikel/Drachen-sind-scharf-auf-Windenergie/57997/1
  21. http://www.enerkite.de/de/Produkte.html
  22. http://www.jobyenergy.com
  23. http://www.makanipower.com
  24. http://www.airborne-wind-turbine.com
  25. Ballon-Technik: Windrad liefert Strom aus 600 Meter Höhe. Spiegel Online, 6. Februar 2015, abgerufen am 16. Februar 2015.
  26. BAT: The Buoyant Airborne Turbine. Altaeros Energies, abgerufen am 16. Februar 2015 (englisch).
  27. NASA untersucht Möglichkeit für Windfarmen in luftigen Höhenderstandard.at, 21. Dezember 2010
  28. An Answer to Green Energy Could Be in the Air nasa.gov, 10. Dezember 2010, abgerufen am 22. Dezember 2010