Fulke Greville, 1. Baron Brooke

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Fulke Greville, 1. Baron Brooke (* 3. Oktober 1554 in Beauchamp Court bei Alcester (Warwickshire), Warwickshire; † 30. September 1628 in Warwick Castle) war ein britischer Staatsmann, Parlamentsmitglied und Schriftsteller (Lyrik, Drama, Prosa). Er war der Biograph von Philip Sidney.

Fulke Greville, Lord Brooke

Leben

Er war der Sohn von Sir Fulke Greville (1536–1606), der zeitweise High Sheriff von Warwickshire war, und von Ann Neville, der Tochter des Grafen von Westmoreland. Er ging ab 1564 in Shrewsbury mit Philip Sidney auf die Schule, studierte ab 1568 in Cambridge (Jesus College), das er nach einigen Jahren ohne Abschluss verließ, und ging 1577 mit seinem Freund Philip Sidney an den Hof von Königin Elizabeth I., wo er sich mit Sidney der radikalen protestantischen Fraktion des Onkels von Philip Sidney, Robert Dudley, Graf von Leicester, anschloss. Seine Karriere war zunächst wie die von Sidney durch das Misstrauen von William Cecil (Lord Burghley) und dessen Sohn Robert Cecil behindert. Mit Sidney war er ab den 1570er Jahren als Dichter aktiv in einem Umkreis von Dichtern um Edmund Spenser, Gabriel Harvey und Edward Dyer (manchmal als Areopagus-Gruppe bezeichnet), die sich um die Verbreitung klassischer Versmaße im Englischen bemühten. Er wollte mit seinem Freund Philip Sidney mit Francis Drake 1585 auf Kaperfahrt in die Karibik segeln[1] und später an der Expedition von Robert Dudley in den Niederlanden teilnehmen, was die Königin beidesmal untersagte. Sidney nahm allerdings an dem Feldzug seines Onkels in den Niederlanden teil und fiel dort 1586. Greville nahm an den französischen Religionskriegen teil und kämpfte in der Schlacht von Coutras 1587 und nochmals kurz in der Normandie 1591. Er hatte einen lukrative Verwaltungsposten als Sekretär des Rates von Wales (Council of the Marches of Wales), seinen ersten wichtigen Posten konnte er aber erst 1598 erreichen dank des Einflusses des Grafen von Essex Robert Devereux, der die Nachfolge von Sidney als hochrangiger Protegé von Dichtern übernommen hatte und dem er sich nach dem Tod von Sidney anschloss: er wurde Schatzmeister der Navy. Diesen Posten hatte er auch noch in den Anfangsjahren der Regierung von Jakob I. 1614 bis 1621 war er Chancellor of the Exchequer.

Er war mehrfach Parlamentsmitglied, zuerst 1581 für Southampton, dann 1592 bis 1593, 1597, 1601 und 1621 für seine Heimat Warwickshire. 1621 wurde er nach langen Bemühungen seinerseits zum ersten Baron Brooke erhoben und zog ins Oberhaus. Von Jakob I. erhielt er 1604 Warwick Castle, das er aufwändig in Stand setzte. 1628 wurde er von einem Diener, der sich im Testament übergangen fühlte, in Warwick Castle am 1. September erstochen. Der Diener stach ihn in den Bauch und brachte sich daraufhin selbst um. Greville starb vier Wochen später aufgrund falscher Wundversorgung (die Ärzte behandelten die Wunden mit Schweinefett und diese infizierten sich).

Sein Nachfolger war der von ihm adoptierte Robert Greville.

Neben seiner Biographie von Sidney schrieb er Gedichte (Sonnett-Folge Caelica, erschienen 1633, aber teilweise schon aus den 1570er Jahren), Lesedramen (Alaham 1633, Mustapha 1609), Abhandlungen in Versen (An Inquisition upon Fame and Honor 1633, A Treatise of Humane Learning 1633, A Treatise of Wars 1633, A Treatise of Monarchy 1670, A Treatise of Religion 1670) und Prosa (zum Beispiel A letter to an honorable lady, möglicherweise an Margaret Clifford, Gräfin von Cumberland gerichtet).

Er ist einer der Kandidaten um die Spekulationen der Shakespeare-Urheberschaft (dargelegt in dem Buch The Master of Shakespeare von A. W. L. Saunders).[2] Allerdings hat dieser Vorschlag von Saunders keine weiteren Unterstützer gefunden. Greville ist mit Stratford upon Avon dadurch verbunden, dass er nach dem Tod seines Vaters 1606 bis zu seinem Tod Recorder (Richter) der Stadt war. In einem Buch von David Lloyd von 1670 (Statesmen and Favorites of England since the Reformation) wird er als Patron von Shakespeare und Ben Jonson bezeichnet, wofür es aber keine anderen Hinweise gibt.

Schriften

  • The Life of the Renowned Sir Philip Sidney, 1625
  • Works, 4 Bände, Blackburn 1870 (Hrsg. Alexander B. Grosart), Band 1, Archive, Band 2, Band 3, Band 4
  • Poems and Dramas of Fulke Greville, First Lord Brooke, 2 Bände (Hrsg. Geoffery Bullough), Oliver and Boyd 1939
  • The Prose Works of Fulke Greville (Hrsg. John Gouws), Clarendon Press 1986, Oxford University Press 1997
  • The Selected Poems of Fulke Greville (Hrsg. Thom Gunn), University of Chicago Press 2009

Literatur

  • John Gouws, Oxford Dictionary of National Biography 2004
  • Ronald Rebholz: The Life of Fulke Greville, First Lord Brooke, Oxford: Clarendon Press, 1971
  • Joan Rees: Fulke Greville, Lord Brooke, 1554–1628, London: Routledge & Kegan Paul, 1971 und University of California Press, Berkeley 1971
  • Charles Larson: Fulke Greville, Boston 1980
  • Richard Waswo: The Fatal Mirror: Themes and Techniques in the Poetry of Fulke Greville, University of Virginia Press 1972
  • G. A. Wilkes: The Sequence of the Writings of Fulke Greville, Lord Brooke, Studies in Philology, Band 56, 1959, S. 489-503.
  • Yvor Winters: Aspects of the Short Poem in the English Renaissance,in Winters: Forms of Discovery: Critical and Historical Essays on the Forms of the Short Poem in English, Chicago: Swallow Press, 1967, S. 1-120.
  • W. Hilton Kelliher: The Warwick Manuscripts of Fulke Greville, British Museum Quarterly, Band 34, 1970, S. 107-121
  • Paula Bennet: Recent Studies in Greville, English Literary Renaissance, Band 2 (Winter 1972), S. 376-382
  • John Gouws: Fact and Anecdote in Fulke Greville's Account of Sidney's Last Days, in Jan van Dorsten u.a. (Hrsg.), Sir Philip Sidney: 1586 and the Creation of a Legend, Leiden: E. J. Brill/Leiden University Press, 1986, S. 62-82.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Drake machte Sidney wahrscheinlich nur Zusagen, um die Ausrüstung seiner Schiffe sicherzustellen, wollte aber niemals das Kommando mit ihm teilen und hintertrieb dessen Beteiligung. Greville erkannte das und warnte Sidney, der sich aber nicht aufhalten lassen wollte.
  2. Saunders, The Master of Shakespeare