Gasthaus zur Sonne (Heilbronn)

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Gasthaus zur Sonne, Gebrüder Wolff 1830
Gasthaus zur Sonne in einer Zeichnung von 1797 bis 1810

Das Gasthaus zur Sonne bzw. „zum Churfürsten“ war ein Wirtshaus an der Sülmerstraße 52 in Heilbronn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1796/97 umgebaute Gasthaus war einst der Patrizierhof Georg Aff und der bekannteste Heilbronner Gasthof im 18. Jahrhundert,[1] wo im Jahre 1797 auch Goethe übernachtete. Das Gebäude wurde auch von den Gebrüdern Wolff in einer Lithographie festgehalten.[2] Seine noch erhalten gebliebene Nordgiebelwand wurde am 28. Februar 1949 abgetragen.[3]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude bestand ganz aus Sandstein und umschloss mit drei Flügeln einen Lichthof. Die Schaufassade befand sich an der Sülmerstraße und war in sieben Achsen unterteilt.

Untergeschosszone mit Mezzanin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über dem Untergeschoss erhob sich ein Mezzanin. Dieser Bereich schloss nach oben mit einem Gurtgesims ab, das in Höhe des Obergeschossfussbodens durchlief. Bis zu diesem Gesims wies die Fassade der Untergeschosszone mit Mezzanin eine aufwändige Rustika auf.

Dreiachsige Mittelpartie mit Tor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausschnitt mit Mittelpartie
Gedenktafel an den Aufenthalt Goethes im Gasthof zur Sonne vom 26. zum 28. August 1797, heute im Lapidarium.

Bis in Höhe des Gesimses kragte eine dreiachsige Mittelpartie – von der ansonsten siebenachsigen Schaufassade – risalitartig vor. Von den gemauerten Pilastern („Mauerpfeiler“[4]) des Mittelrisalits kragten Konsolen aus, die eine Balkonplatte trugen. In der Erdgeschosszone befand sich in der Mitte des dreiachsigen Risalits ein Einfahrtstor mit „derb geschnitzter“[4] zweiflügeliger Türe. Als oberen Abschluss wies das Tor einen Bogen auf mit einem reich geschnitzten Oberlicht, das in Wirklichkeit ein Mezzaninfenster war. Die Einfahrt führte bis zum Innenhof durch. Links neben der Einfahrt, nach dem Hof zu, befand sich die „schöne breite Haupttreppe“[5] mit „feinem Holzgeländer“.[5]

Mezzanineckzimmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mezzanineckzimmer an der Ecke Sülmerstraße / Sonnengasse (frühere Sesslergasse) wohnte Goethe, als er sich vom 26. August abends bis zum 29. August 1797 vor Sonnenaufgang während seiner 3. Schweizreise in Heilbronn aufhielt.[6] An dem Wirtshaus befand sich eine Gedenktafel, die an den Besuch Goethes erinnerte. Die Originaltafel befindet heute sich im Lapidarium, ein Abguss davon befindet sich seit Dezember 2009 vor der Helene-Lange-Realschule.

Obergeschosszone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über dem Untergeschoss mit Mezzanin, erhoben sich zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Zwischen dem zweiten Obergeschoss und dem Dachgeschoss zog sich ein „kräftiges Hauptgesims mit Zahnschnitt“.[4] Sowohl die beiden Vollgeschosse als auch das Dachgeschoss wurden durch eine starke vertikale Betonung miteinander verbunden: „Flache Putzlisenen[4] flankierten die Mittelachse über dem Balkon, die die zwei Vollgeschosse und das Dachgeschoss durchlief.

Erstes Obergeschoss:Beletage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im ersten Obergeschoss befand sich die Beletage. Hier befand sich der großzügige Balkon, der drei Achsen umfasste und ein schmiedeeisernes Geländer einfasste. Die Fensteröffnungen des ersten Obergeschosses, der Beletage, waren im unteren Teil vergittert. Das erste Obergeschoss hatte nach dem Hof auf drei Seiten einen Umgang, den dasselbe „feine Holzgeländer“[5] der breiten Haupttreppe im Hof einfasste.

Übrige Geschosse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fenster und Balkontüren in den Obergeschossen zeigten eine profilierte Steinumrahmung und hatten auf Konsolen ruhende horizontale Verdachungen.

Kunstgeschichtliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1796/97 umgebaute Gebäude wird dem klassizistischen Stil zugeordnet.[1][7][8][9][10][11][12][13][14][15][16]

Gossenberger ordnet den Bau dem Empirestil zu.[4] Weiter erwähnt er als Baumeister den in Zweibrücken nachweisbaren Architekten Johann Leonhard Krutthofen (Gruthofer, Grudhofer, Krutthofer) (* 1752), Baumeister von Schloss Karlsberg. Gossenberger zitiert dabei Goethe:

Das Wirthsgebäude ist von einem Zweibrücker Baumeister, der sich in Paris aufgehalten, gebaut und von ihm sowohl das Ganze als auch das Einzelne angegeben[5]

Gasthaus zur Sonne (1851)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gasthaus zur Sonne, Heilbronn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8.
  • Alexander Renz, Susanne Schlösser: Chronik der Stadt Heilbronn. Band VI: 1945–1951, Heilbronn 1995.
  • Werner Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit. 36 Lithographien der Gebrüder Wolff. Druck- und Verlagsanstalt Heilbronn, Heilbronn 1970 (Reihe über Heilbronn, 4)
  • Eberhard Gossenberger: Gasthof zur Sonne. In: ders: Heilbronns Profanbauten aus dem 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte der Stadt Heilbronn, Stuttgart Technische Hochschule Dissertation v. 9. August 1917 [1923], S. 44–45.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dumitrache/Haag, Archäologischer Stadtkataster …, S. 158 [Patrizierhof Aff/Wirtshaus Sonne, abgegangen]
  2. Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit, S. 12
  3. Renz/Schlösser, Chronik Heilbronn … 1945–1951, S. 305.
  4. a b c d e Gossenberger, S. 44.
  5. a b c d Gossenberger, S. 45.
  6. http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Tageb%C3%BCcher/1797/August+%283.+Reise+in+die+Schweiz%29
  7. Ilse Fischer: Stätten der Geselligkeit in und um Heilbronn. In:HVH 20, 1951, S. 38–50, dazu S. 48.
  8. Oberamtsbeschreibung Heilbronn, Herausgegeben vom statistischen Landesamt, Stuttgart, 1903, 67
  9. Helmut Schmolz und Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt in Bildern, Weißenhorn 1971, 73 Nr. 185.
  10. Götz Krusemark: Aus dem ältesten Jahrgang der Heilbronner Tageszeitung. In: Heilbronner Heimatblätter 1938 (Wiederabdruck in:SW 17/7, 10. Juli 1971, 4).
  11. Eduard Paulus: Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar [Neckarkreis], Stuttgart 1889, 259.
  12. Moriz von Rauch: Eine gereimte Beschreibung Heilbronns vom Jahre 1718. In: HVH 16, 1925–1928, S. 49–74, dazu S. 71.
  13. Moriz von Rauch: Heilbronn in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Aus der Heilbronner Stadtgeschichtsschreibung. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichte der Stadt Heilbronn aus den Bänden 1–16 des Jahrbuches des Historischen Vereins Heilbronn (Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte). Jahrbuch Verlag, Weinsberg 1988. S. 73–104, dazu S. 96.
  14. Wilhelm Steinhilber: Das Rauch’sche Haus am Marktplatz.In:SW 7/12, 1. September 1962, S. 2f.
  15. Maximilian Müller: Wegweiser für die Stadt Heilbronn, Heilbronn 1836, S. 50.
  16. Georg Volz: Die Trinkwasserversorgung im alten Heilbronn.In: Christhard Schrenk (Hrsg.): Die Wasserversorgung der Stadt Heilbronn. (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 35), Heilbronn 1996, S. 29–112, dazu S. 68.

Koordinaten: 49° 8′ 38,4″ N, 9° 13′ 15,5″ O