Gottes Sohn ist kommen

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Gottes Sohn ist kommen ist ein Adventslied von Michael Weiße, das in Johann Horns Gesangbuch der Böhmischen Brüder 1544 erstmals veröffentlicht wurde.

Überlieferung

Das Lied basiert auf dem Lied der Böhmischen Brüder Menschenkind, merck eben. In späteren Auflagen des Liederbuches der Böhmischen Brüder ist es – anders als sein Vorbild – nicht mehr enthalten, 1731 findet es sich Jablonskis Ausgabe. Vielfach entfernten bestimmte Ausgaben die – wohl als anstößig empfundenen – Gerichtsstrophen 6–8.[1]

Inhalt

Das Lied entfaltet das Kommen des Herrn in dreifachem Zeitmodus: „Ist kommen“ (Strophe 1), „kommt auch noch heute“ (Strophe 2), „wird kommen“ (Strophe 7). Eingangs wird das adventliche Kommen dieses Herrn in Armut auf die „Erden“ das des Befreiers und Lösers geschildert. Dem Ruf zur Buße (Strophe 2) folgt die Zusage der Vergebung an jene, die im Vertrauen hinzutreten (Strophe 3), die „Sakramente“ als Geschenk empfangen (Strophe 4) und im Blick auf ein freudiges „von hinnen scheiden“ (verklammert mit Str. 9 „darinnen verscheiden“) dem jüngsten Gericht (Strophe 5) entgegengehen. Die Strophen 6 bis 9 entfalten das Gleichnis von Endgericht Mt 25,31-41 Lut.

Melodie

Die Melodie findet sich ursprünglich bei der Cantio Ave hierarchia in Vyšší Brod (1410).

Text

Pieter Brueghel, d.Ä., Das Jüngste Gericht

1. Gottes Sohn ist kommen
uns allen zu Frommen
hier auf diese Erden
in armen Gebärden, [2]
daß er uns von Sünde
freie und entbinde.

2. Er kommt auch noch heute
und lehret die Leute,
wie sie sich von Sünden
zur Buß sollen wenden,[3]
von Irrtum und Torheit
treten zu der Wahrheit.






















3. Die sich sein nicht schämen[4]
und sein’ Dienst annehmen
durch ein’ rechten Glauben
mit ganzem Vertrauen,
denen wird er eben
ihre Sünd vergeben.

4. Denn er tut ihn’ schenken
in den Sakramenten
sich selber zur Speisen,[5]
sein Lieb zu beweisen,
daß sie sein genießen
in ihrem Gewissen.

5. Die also fest glauben
und beständig bleiben,
dem Herren in allem
trachten zu gefallen,





die werden mit Freuden
auch von hinnen scheiden.










6. Denn bald und behende
kommt ihr letztes Ende;
da wird er vom Bösen
ihre Seel erlösen
und sie mit sich führen
zu der Engel Chören.

7. Wird von dannen kommen,
wie dann wird vernommen,
wenn die Toten werden
erstehn von der Erden
und zu seinen Füßen
sich darstellen müssen.








8. Da wird er sie scheiden:[6]
seines Reiches Freuden
erben dann die Frommen;
doch die Bösen kommen
dahin, wo sie müssen
ihr Untugend büßen. [7]

9. Ei nun, Herre Jesu,
richte unsre Herzen zu,
daß wir, alle Stunden
recht gläubig erfunden,
darinnen verscheiden
zur ewigen Freuden. [8]

1. ) Menschenkind, merck eben, [9]
was da sey dein leben!
warumb Gott seinen Son
gesandt vom höchsten thron,
hat lassen mensch werden
hie auff dieser Erden.

2. ) Nemlich, das er leret,
dich zu sich bekehret,
für deine schuld stürbe,
dir genad erwürbe,
dich vor Gott vertrette
vnd stetz für dich bete.

3. ) Vnd das er durch sein geyst,
den er einn tröster heyst,
vnd durch sein wort kommen
dir zu trost vnd frommen,
möcht in deinem hertzen
wonen one schmertzen.

4. ) Ey, gibt stat diesem geyst,
vnd thu was dich Gott heyst,
öffne des hertzens pfort,
das Christus durch sein Wort
in dich möge kommen
vnd stets in dir wonen.

5. ) Alß dann sich gar eben,
das du dich ergeben
in gottselig leben,
jm nicht wider streben,
sonder seinen willen
allzeyt wirst erfüllen.

6. ) Seine lieb beweysen,
mit der that jn preysen,
stetz in allen sachen
munter sein vnd wachen,
das du jm in allem
möchtest wolgefallen.

7. ) Wirst du dich recht halten,
so wird er dein walten,
dich lassen gemessen
fridsamer gewissen,
dir auch zeugnüß geben
zum ewigen leben.

8. ) Yetzt must du vil leyden
deinem willen meyden,
vnd auff allen seyten
mit dem Sathan streyten,
doch es wirdt dir wolgehn,
so du diß wirst außstehn.

9. ) Denn der Herre wird dir
durch den Tod kommen schier,
deine seel abscheyden
zur ewigen freuden,
biß die posaun angeht
vnd alles fleysch auffsteht.

10.) Denn wird er leybhefftig,
sehr herrlich vnd krefftig
von dem Himmel steygen,
reden vnd nicht schweygen,
Dir vnd allen sagen,
die jetzt sein joch tragen:

11.) Kompt, jr benedeyten,
zu der rechten seyten!
kompt, jr außerkornen,
in mir newgebornen,
in meines Vaternreich,
langest fertig für euch!

12. ) Als denn wirstu fro sein
vnd ledig aller pein,
im verklertem leben
mit dem Herren schweben,
voller freud vnd wonne,
leuchten wie die Sonne.

13. ) Wol nun dem, den Gott zeucht
vnd durch seinn geyst erleucht,
das er Christus annimbt,
wenn er durch sein wort kömbt,
vnd bey jm fleyß thuth,
denn seine sach ist gut.

14. ) Wer aber nichts achtet,
nach Christo nicht trachtet,
sein hie zu gemessen,
der sol diß mal wissen,
das ers dort wird müssen
in der Hellen büssen.

15. ) O komm, Herre Jhesu,
schick dein armes volck zu,
daz es deinn willen thu,
darnach in deiner rhu
lobe deinen Namen
in ewigkeyt, Amen

Das Lied findet sich im Evangelischen Gesangbuch (EG 5).

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Christian Gregors Brüdergesangbuch, 1778
  2. Phil 7,2 Lut
  3. Mt 4,17b Lut
  4. Röm 1,16 Lut
  5. Joh 6,51 Lut
  6. Mt 25,31-41 Lut
  7. Mt 25,31-41 Lut
  8. Jes 35,10 Lut
  9. Menschenkind, merck eben ist ein 1531 von Michael Weiße veröffentlichtes, aus dem Gesangbuch der Böhmischen Brüder übersetztes Adventslied.