Gudfred

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Gudfred (lat. Godofridus, dänisch Godfred oder Gøtrik)[1] war ein dänischer König, der von 804–810 in Haithabu residierte. Seine Herrschaft fiel in eine Zeit, in der es noch kein dänisches Einheitskönigtum gab. Gudfred ist aber als König von Haithabu, Westerfold, Hedeland, Värmland, Hedemarken und Westmare bekundet. Anderen Quellen zufolge[2] erstreckte sich sein Reich von Schleswig über Fünen, Seeland und die übrigen Inseln bis nach Schonen. Gudfred gilt demnach als ein erster Reichseiniger Dänemarks.[3]

Leben

Nach Darstellungen der Sagas war Gudfred der Sohn des schwedischen Götar-Königs Siegfried (genannt Sigurd Ring) aus Västergötland (Västra Götaland) von dem er Teile des Götalands in Südschweden sowie die Halbinsel Angeln in Jütland (durch Sigurd's Heirat mit Alfhild von Nordalbingen) erbte. Sigurd Ring gewann der Sage nach sein Reich, indem er in der Schlacht von Bravalla den gealterten Harald Hildetand in Lejre (in Själland) besiegte. (Sigurd I. (Sigfrid) circa 765 bzw. 778–807)

Gudfred heiratete Asa, die Tochter von Halfdan und wurde damit Schwiegersohn des dänischen Königs Halfdan des Milden von Westerfold und der Lif von Westmare, Tochter von König Dag, wodurch er Fünen, Seeland und die übrigen Inseln bis nach Schonen sowie Westerfold, Hedeland, Värmland, Hedemarken und Westmare erbte. Dadurch wurde das Land bis zur Widuu Teil der dänischen Reichseinigung. Die unterschiedlichen Herkunftslegenden ergeben sich daraus, dass Schwiegersohn und Sohn gleichgesetzt wurde. Zugleich ist er der Sohn einer Verbindung von Götar mit den Nordalbinger Angeln und heiratet bei den Svear ein, was ihm die Gefolgschaft der dänischen Inselwelt sichert. Vermutlich galt der Besuch des Widukind (Sachsen)s 777-778 dem König Siegfried und der Geburt von Gudfreds.

Die fränkischen Annales regni Francorum erwähnen Gudfred erstmals für das Jahr 804. Während Karl der Große nach dem endgültigen Sieg über die Nordalbinger südlich der Elbe bei Hollenstedt lagerte, kam der Dänenkönig mit seiner Flotte und der ganzen Ritterschaft seines Reichs nach Sliesthorp an der Schlei, der Grenze seines Gebiets zu Nordalbingen. Dieses Sliesthorp ist identisch mit Haithabu. Ursprünglich war ein Treffen mit Karl südlich von Hollenstedt am Danewerk vereinbart, aber Gudfred schickte aus Vorsicht nur Unterhändler und beschränkte sich darauf, den neuen Nachbarn im Süden zur Abschreckung von seinem Heeresaufgebot und damit von seiner Verteidigungsbereitschaft wissen zu lassen.

Gudfred griff 808 die von Karl zum Schutz der fränkischen Nordgrenze in Ostalbingien angesiedelten Abodriten an und zerstörte bei Groß Strömkendorf den Fernhandelsplatz Reric. Die dort ansässigen dänischen Kaufleute siedelte er zwangsweise in Sliesthorp an. Zu Sicherung von Haithabu erweiterte er das Danewerk durch den Bau des Göttrikswalls. Karl der Große ließ als Reaktion auf den dänischen Angriff die Festung Esesfelth und 809 den Limes Saxoniae errichten.

Nachdem Gudfred 809 bei Karl dem Großen noch um Versöhnung wegen des Überfalls auf die mit den Franken verbündeten Abodriten nachgesucht hatte, plünderten die Dänen im darauf folgenden Jahr das von den Franken beanspruchte zu Friesland gehörende Nordfriesland einschließlich der vorgelagerten friesischen Inseln. Auf dem Festland besiegten die Nordmänner die von Franken unterworfenen Friesen in drei Feldschlachten und machten reiche Beute. Zu einer militärischen Auseinandersetzung mit den anrückenden Franken kam es jedoch nicht mehr, weil Gudfred noch 810 in einem innerdänischen Machtkampf von einem seiner Leute ermordet wurde. Nachfolger wurde sein Neffe Hemming. Dieser schickte umgehend Unterhändler aus und schloss mit dem Frankenkaiser Frieden.

Die Einschätzung Gudfreds in den zeitgenössischen Quellen ist zwiespältig: Während die offiziösen Annales regni Francorum ihn ob seiner Angriffe auf das Herrschaftsgebiet der fränkischen Supermacht als wahnsinnig[4], anmaßend und überheblich[5] beschreiben, hält Einhard es für möglich, dass der Dänenkönig Karl wirklich in Aachen angreifen wollte: Er vermaß sich sogar, demnächst mit großer Heeresmacht in Aachen zu erscheinen, wo der König seinen Hof hielt. Und so prahlerisch auch seine Sprache, so wurde ihr doch nicht aller Glaube versagt; vielmehr war man der Ansicht, er hätte etwas der Art unternommen, wenn ihn nicht ein früher Tod daran verhindert hätte.[6]

Erbfolgekrieg

Gudfred hatte (mindestens) fünf Söhne, die von Hemming nach Schweden vertrieben wurden, aber nach dessen Tod wieder nach Dänemark zurückkehrten und sich letztlich in einem erbitterten Erbfolgekrieg gegen Hemmings Nachfolger Harald Klak und dessen Sippe durchsetzen konnten und mit Horik I. den nächsten König stellten:

  • Olaf, König von Westerfold († 827)
  • Gottfried (* um 785, † 814 bei Haithabu)
  • Horik I. (Erik I.) († 854)
  • Rodulf (Rolf) († 836 in Friesland)
  • Ragnar († 836 in Friesland)

Literatur

  • Volker Helten: Zwischen Kooperation und Konfrontation: Dänemark und das Frankenreich im 9. Jahrhundert. Köln 2011.
  • Sandra Polzer: Die Franken und der Norden. Über die Schwierigkeit der Interpretation von frühmittelalterlichen Quellen zur Geschichte Dänemarks. Wien 2008.

Anmerkungen

  1. Weitere Schreibweisen auch Godfred, Godefred, Godefridus, Godofred, Gottfried, Guthfridius, Geoffrey, Gøtrik, Göttrick
  2. Westermanns Großer Atlas zur Weltgeschichte
  3. Walter Markov, Alfred Anderle, Ernst Werner, Herbert Wurche: Kleine Enzyklopädie Weltgeschichte, Band 1, Seiten 236 und 240. Bibliographisches Institut, Leipzig 1979
  4. Annales regni Francorum 808: vesano regi
  5. Annales regni Francorum 809: de iactantia et superbia regis Danorum
  6. Vita Karoli Magni, Kapitel 14