Guido Panzirolus

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Jacopo Tintoretto: Guido Panzirolus (16. Jahrhundert)

Guido Panzirolus (Nachname auch: Pancirolus, italienisch Guido Panciroli; * 17. April 1523 in Reggio Emilia; † 1. Juni 1599 in Padua) war ein italienischer Professor für Rechtswissenschaften.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kupferstich von Guido Panzirolus (1630; Stecher: Jerome David)

Guido war ein Sohn der Caterina Lolli und des in Reggio Emilia renommierten Juristen Alberto Pancirolus. In seiner Heimatstadt erhielt er auf Grundlage griechischer und lateinischer Briefe eine humanistische Bildung. Ab 1540 studierte er in Ferrara Jura. Zu seinen Lehrern zählten unter anderen Prospero Pasetti und Ippolito Riminaldi. Anschließend studierte er bei Andrea Alciato in Pavia, dann bei Marco Mantova Benavides in Padua. Am 25. Oktober 1547 schloss er ebenda sein Studium ab, nachdem er im gleichen Jahr in Padua bereits als zweiter Professor Institutionum lehrte.

Er bekleidete verschiedene Lehrstühle, unter anderem der Rechtswissenschaft und widmete sich auch den Schönen Wissenschaften.

„Aus Verdruß, weil man ihm einen anderen vorgezogen“ hatte, nahm er eine Berufung des Philibert Emanuel, Herzog von Savoyen, zum Professor Juris nach Turin an. Er blieb dort bis zu Philibert’s Nachfolger Karl Emanuel I. und verbesserte stetig sein Gehalt. Im Jahr 1580 hatte Panciroli wegen des Todes von Giovanni Cefali eine Rückkehr nach Padua noch abgelehnt. 1582 aber, im Alter von fast 60 Jahren, nachdem er bereits in Folge einer schweren Augenkrankheit ein Auge verloren hatte (auch: aus „Furcht, das Gesicht zu verlieren“)[1] und weil ihm „die Lufft [ergo das Klima][2] daselbst nicht bekommen wolte“,[3] kehrte er nach Padua zurück. Schon bald glich er sein anfangs etwas niedrigeres Gehalt auch wieder an das, was er zuletzt in Turin erhalten hatte, an.

Pancirolus bemühte sich, die Kultur des Juristen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts für humanistische Einflüsse und historisches Wissen zu öffnen.

Er starb im Alter von 76 Jahren in Padua.[2]

Sein Werk De claris legum interpretibus libri quatuor wurde von Pancirolus’ Neffen Ottavio veröffentlicht.

In seinem 1599 bis 1602 posthum in zwei Bänden in Frankfurt und Amberg im Druck erschienenen Werk Rerum Memorabilium Libri Duo: Quorum prior Deperditarum: Posterior Noviter Inventarum est („Zwei Bücher über denkwürdige Dinge: das erste über Untergegangenes, das letztere über neu Erfundenes“) beschäftigte er sich mit Erfindungen und Errungenschaften der Antike, die seither entweder verloren gegangen (deperdita), oder die neu gefunden (nova reperta) worden waren. Das Buchmanuskript war durch Pancirolli zunächst auf Italienisch verfasst worden. Pancirollis Student Heinrich Salmuth erhielt das Manuskript im Jahr 1596 von Joachim Camerarius dem Jüngeren und übersetzte es ins Latein, die damalige lingua franca der Gelehrtenwelt.[4] Das Werk wurde bald in verschiedene Sprachen übersetzt (Italienisch, Französisch, Englisch) und hatte eine erhebliche Resonanz in Europa.[5][6][7] Später fügten Gelehrte wie Francis Bacon und Jakob Bornitz zu den zwei von Pancirolli benannten Objektkategorien noch eine dritte, desiderata („Wünschenswertes“), hinzu.[4] Das Werk wurde 1601 und 1605 in zwei Dekreten der Glaubenskongregation auf den römischen Index gesetzt.[8] Hauptgrund waren wohl weniger der durch Pancirolli verfasste Inhalt, sondern die Anmerkungen des lutherischen Übersetzers Heinrich Salmuth.[4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rerum Historicarum patriae suae libri octo
  • De claris legum interpretibus libri quatuor

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Guido Panzirolus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Gottfried Grohmann: Neues Historisch-biographisches Handwörterbuch oder kurzgefasste Geschichte aller Personen, etc. (Fortgesetzt, ergänzt und berichtigt von W. D. Fuhrmann). 1798 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 16. April 2024]).
  2. a b Giovanni Rossi: Panciroli, Guido. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 80: Ottone I–Pansa. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014.
  3. Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon ... Hrsg.: Christian Gottlieb Jöcher. Band 3. Johann Friedrich Gleditschens Buchhandlung, Leipzig 1751 (Digitalisat in der Google-Buchsuche [abgerufen am 16. April 2024]).
  4. a b c Vera Keller: Accounting for Invention: Guido Pancirolli’s Lost and Found Things and the Development of Desiderata. In: Journal of the History of Ideas. Band 73, Nr. 2, April 2012, doi:10.1353/JHI.2012.0019Corpus (englisch, PDF).
  5. Guido Panciroli: Raccolta breue d’alcune cose piu segnalate c’hebbero gli antichi, e d’alcune altre trouate da moderni. Venedig 1612 (italienisch, archive.org).
  6. G. Pancirol: Livre premier des antiquitez perdues, et si au vif representées par la plume de l’Illustre Iurisconsulte G. Pancirol qu’on peut en tirer grand profit de la perte, accompagné d’un second, des choses nouvellement inuentées & auparauant incogneües. En faueur des Curieux traduits tant de l'Italien que du latin en françois par Pierre de La Noue. Hrsg.: Pierre de La Nove. Lyon 1617 (französisch, Digitalisat in der Google-Buchsuche).}
  7. Guido Pancirollus: The History of Many Memorable Things Lost, which Were in Use Among the Ancients: And an Account of Many excellent Things found now in Use among the Moderns, both Natural and Artificial. Band 1. London 1715 (englisch, archive.org).
  8. Jesús Martínez de Bujanda, Marcella Richter: Index librorum prohibitorum 1600–1966. In: Index des livres interdits. Band XI. Médiaspaul, Montréal 2002, ISBN 2-89420-522-8, S. 680 (französisch, Digitalisat in der Google-Buchsuche).