Gustav Adolf Lehnert

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Gustav Adolf Lehnert (* 6. Juli 1896 in Gelsenkirchen; † 27. April 1976 in Essen) war Leiter der Kriminalpolizei im Regierungsbezirk Düsseldorf und wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich am Aufbau der Polizei im Ruhrgebiet mit.

Erster Weltkrieg, Ruhrbesetzung und Emigration

Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. Während der Ruhrbesetzung gehörte er im Jahre 1923 der dortigen Hilfspolizei an, die von den Gewerkschaften geführt wurde. Die reguläre Polizei musste auf Anweisung der belgischen und französischen Militärs das besetzte Gebiet verlassen. Danach wurde er in den Reihen der Kriminalpolizei aufgenommen mit dem Dienstgrad eines Kriminalassistenten.

Nach seinen eigenen Angaben hatte er auch einen Lehrgang zum Kriminalsekretär bestanden. Vor der NS-Machtübernahme war er in Essen im Polizeipräsidium bei der Politischen Polizei in der Abteilung IA tätig. Mit dem Datum vom 19. Juli 1933 wurde er vom Dienst suspendiert. In einer dienstlichen Beurteilung durch den Polizeipräsidenten von Essen vom 11. August 1933 wurde ihm vorgeworfen, als anonymer Schreiber in Zeitungen Artikel zu veröffentlichen, die zum Umfeld der SPD gehörten.

Flucht ins Saarland und nach Frankreich

Gegen Ende Oktober 1933 wurde er aus dem Polizeidienst entlassen. Die Verfügung beruhte auf dem §4 des Berufsbeamtengesetzes. Da er um seine Sicherheit besorgt war, ging er schon im Juni 1933 in das Saarland, was noch nicht zum NS-Regime gehörte. Dort wirkte er zuerst als Sonderkommissar für die Institution des Völkerbundes. Mit dem Datum vom 8. November 1933 erfolgte die Ernennung zum Kriminalkommissar.

Bevor das Saargebiet am 1. März 1935 in das NS-Regime integriert wurde, flüchtete Lehnert nach Frankreich. Dort arbeitete er in Lothringen als Bergmann. Hierhin folgte ihm jetzt auch seine Familie. Am 3. Dezember 1936 wurde er und seine Familie aus der deutschen Staatsbürgerschaft entlassen. Das Finanzamt West teilte dem Regierungspräsidium Düsseldorf im Schreiben vom 21. Juni 1938 mit, dass das Vermögen der Familie Lehnert eingezogen wurde.

Als der Zweite Weltkrieg begann, flüchtete er nach Frankreich, wo er zeitweise in einem Lager interniert wurde. In der von deutschen Truppen nicht besetzten Zone war er nach seinen Angaben im Arbeitsdienst tätig. Dann ging er in den Untergrund und arbeitete in der Bretagne in einer Firma.

US-Dienst und Neueinstellung in den Polizeidienst

Nachdem er sich 1944 bei den US-Militärs gemeldet hatte, wurde er nach Paris gebracht. Dort verhörte man ihn einige Wochen. Diese vertrauten ihm schließlich und stellten in als Angehörigen der Strategic Services Unit (War Department Mission to Germany, U.S. Forces, European Theater, Field Base C) ein.

In dieser Funktion hat er nach seinen Angaben US-Offiziere über die Verhältnisse unter dem NS-Regime unterrichtet. Weiterhin verfasste er Studienberichte über die Verhältnisse der deutschen Polizeikräfte und wirkte als Berater bei der Aussonderung belasteter Polizisten mit. Der Leiter der Polizeiabteilung Wolfgang Schmidt im Oberpräsidium der Nordrhein-Provinz stellte ihn im September 1945 als Referent bei der Kriminalpolizei ein.

Im Oktober 1945 übernahm er die Leitung der Abteilung der Kriminalpolizei im Regierungsbezirk Düsseldorf. Mit dem Datum vom 2. Dezember 1945 verfasste Lehnert einen Bericht, in dem er scharf zur mangelnden Entnazifizierung in den Reihen der Polizei eine Stellungnahme abgab:

Polizeibeamte erklärten, daß immer noch Gestapobeamte und Angehörige der SS im Dienst seien.

In den Bereichen, wo ein demokratischer Anfang in der Polizei gefordert werde, gäbe es eine allgemeine Unzufriedenheit über diese Verhältnisse. Eine weitere Dienststellung nahm er später als Kriminalrat im Polizeipräsidium Essen ein. Verheiratet war er mit der im Jahre 1901 geborenen Emmi Brosch.

Referenzen

  • Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Band I., München 1980.
  • DBE Band 6, München 1997.
  • Stefan Noethen: Alte Kameraden und neue Kollegen – Polizei in Nordrhein-Westfalen 1945-1953. Essen 2003.