Hans Kurella

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Hans Georg Kurella (* 20. Februar 1858 in Mainz; † 25. Oktober 1916 in Dresden) war ein deutscher Psychiater und Oberarzt an der Provinzial-Irren-Anstalt Brieg. Er gilt als der wichtigste deutsche Schüler des italienischen Rassentheoretikers Cesare Lombroso.

Leben

Kurella studierte in Berlin, wo er 1879 eine Stelle als Assistent am Physiologischen Institut erhielt, und Würzburg, wo er 1880 promoviert wurde, Medizin. Anschließend arbeitete er an der Kahlbaumschen Privatanstalt in Görlitz und danach an verschiedenen Irrenanstalten (Owinsk, Allenberg, Kreuzberg und Brieg). 1896 ließ er sich in Brieg nieder. 1905 übernahm er in leitender Funktion die Ehrenwallsche Privatheilanstalt in Ahrweiler. Nach 1911 war er als praktizierender Arzt in Bonn und Bad Kudawa tätig.[1]

Lombroso, Begründer der positivistischen Kriminalanthropologie, stellte 1876 mit seinem Buch L'Uomo Delinquente die Behauptung auf, es gebe einen eigenen kriminellen Typus, den "geborenen Verbrecher". Die von ihm vorgenommenen Schädelvermessungen und rassischen Klassifizierungen als auch die Idee von der essentiellen Andersartigkeit des geborenen Verbrechers wurden in Deutschland insbesondere durch Hans Kurella verbreitet. Dieser verfasste seine Naturgeschichte des Verbrechers und trug mit derselben wesentlich zur Propagierung rassistischer Ideologie bei.

Kurella übersetzte auch La Foule Criminelle, das Hauptwerk von Scipio Sighele, ins Deutsche.

Er starb nach seinem im Ersten Weltkrieg abgeleisteten Kriegsdienst mit 58 Jahren in Dresden. Der Sohn Kurellas war der Schriftsteller Alfred Kurella (1895–1975).

Literatur

  • Scipio Sighele: Die Psychologie des Auflaufs und der Massenverbrechen. Autorisierte deutsche Übersetzung von Dr. Hans Kurella. Dresden und Leipzig: Verlag von Carl Reissner 1897 (Anmerkung: Das Original wurde später vom Autor überarbeitet.)
  • Alma Kreuter: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Band 2, Saur, München [u. a.] 1996.
  • Philipp Gutmann: Hans Kurellas ‚Naturgeschichte des Verbrechers‘ (1893) als Apologie der Lehre Cesare Lombrosos vom ‚Uomo delinquente‘. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 24, 2005, S. 363–377.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Philipp Gutmann: Hans Kurellas ‚Naturgeschichte des Verbrechers‘ (1893) als Apologie der Lehre Cesare Lombrosos vom ‚Uomo delinquente‘. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 24, 2005, S. 363–377, hier: S. 364 (Zur Vita Hans Kurellas).