Helmut Zühlke

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Helmut Volkmar Zühlke (* 26. März 1948 in Borkum) ist ein deutscher Arzt und Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurg. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Hans-Kehr Preises.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Zühlke wurde am 26. März 1948 als Zwilling (Helmer Zühlke) auf der ostfriesischen Insel Borkum als Kind von Hans und Ruth Zühlke, geborene Weitze, geboren. 1954 bis 1964 besuchte Zühlke die Volks- und Realschule auf Borkum. Das Abitur erhielt er 1967 am neusprachlichen Gymnasium Königin-Luise-Stiftung, Berlin. Von 1967 bis 1973 studierte er Medizin an der Freien Universität Berlin, wo er 1973 das Staatsexamen abschloss.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1973 bis 1974 war er Medizinalassistent in der Chirurgischen Klinik am Klinikum Westend der FU Berlin bei Direktor E. S. Bücherl sowie an der Inneren und Urologischen Klinik (W. Brosig) am Klinikum Steglitz der FU Berlin.

1973 erhielt er die Approbation als Arzt und promovierte im selben Jahr mit dem Thema „Röntgendiagnostische Lungenbefunde während der Grippeepidemie 1969/70“ an der FU Berlin.

1974 begann die Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des Klinikum Steglitz unter Hermann Franke. Nach Emeritierung von Franke wurde die Klinik 1975 geteilt. In seiner weiteren chirurgischen Ausbildung arbeitete er als Stationsarzt an der Unfallchirurgischen Klinik bei R. Rahmanzadeh, der Kinderchirurgischen Klinik bei J. Waldschmidt und an der Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie bei R. Häring. 1979 wurde Zühlke als Facharzt für Chirurgie anerkannt und zum Hochschulassistenten ernannt, 1981 folgte die Ernennung zum Oberarzt für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie.

1983 erlangte er die Teilgebietsbezeichnung „Gefäßchirurgie“ und habilitierte sich mit dem Werk „Transplantation und Gangokklusion des Pankreas als Therapiekonzept bei chronischer rezidivierenden Pankreatitis“ und erhielt hierfür den Herrmann-Kümmel-Preis der Nordwestdeutschen Chirurgenvereinigung.

Zühlke erkannt bereits 1981 die Wertigkeit der perkutanen transluminalen Angioplastie (PTA) und publizierte als erster Chirurg in der Fachzeitschrift „Der Chirurg“ die Möglichkeit der intraoperativen Anwendung der transluminalen Angioplastie (IOTA).[1] Weitere Arbeiten über die Wertigkeit der PTA wurden in den folgenden Jahren publiziert.[2][3][4][5] Unter anderem leitete in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Angiologen (F. J. Roth) und Radiologen (E. Zeitler) eine vom Bundesministerium für Forschung und Technologie finanzierten Multi-Center-Studie zur Erarbeitung des Stellenwertes der Perkutanen Transluminalen Angioplastie (GAMS-Studie).

1985 wurde Zühlke zum C2-Professor an die FU Berlin berufen. 1989 wurde er leitender Oberarzt und ständiger Vertreter von Häring an der Chirurgischen Klinik des Klinikum Steglitz und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche und klinische Arbeiten und Lehrbuchkapitel aus der Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie.[6][7][8][9][10] 1989 führte Zühlke die erste erfolgreiche simultane Nieren-Pankreastransplantation in Westberlin am Klinikum Steglitz in Kooperation mit der Urologischen Klinik (H. Huland) durch.[11] 1990 erstellte Zühlke eine Klassifikation für die abdominellen Adhäsionen, welche auch international anerkannt wurde.[12][13]

Bereits 1988 erschien eine Monografie zur Behandlung von tiefen Gefäßinfektionen zusammen mit B.M. Harnoss: Septische Gefäßchirurgie im Verlag Blackwell Berlin.[14] 1994 erfolgte die Neuauflage der Monografie Septische Gefäßchirurgie.[15] 2019 erschien die Fortsetzung der Monografie „Septische Gefäßchirurgie“ jetzt als „Septische Gefäßmedizin“ im Thieme Verlag Stuttgart.[16]

Zühlke wurde 1991 zum Chefarzt der Chirurgie im Städtischen Krankenhaus Kemperhof Koblenz berufen und erhielt einen Lehrauftrag an der Universität Mainz unter Weiterführung des Lehrauftrages an der FU in Berlin und ab 2000 auch an der Charité Berlin. Ab 1993 war Zühlke leitender Arzt der Klinik „Russischer Hof“ Bad Ems.

Am 1. Februar 1994 wurde er zum Chefarzt für Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus der Paul-Gerhardt-Stiftung Wittenberg in der Lutherstadt Wittenberg berufen, dem ehemals größten evangelischen Krankenhaus der DDR. 1996 folgte die Anerkennung für den Schwerpunkt „Viszeralchirurgie“, 1997 die Anerkennung der Zusatzbezeichnung „Phlebologie“ und 2009 zusätzlich die Anerkennung der Zusatzbezeichnung „Medikamentöse Tumortherapie“.[17][18]

Zühlke war von 1995 bis 2016 Vorsitzender der Fach- und Prüfungskommission Gefäßchirurgie der Ärztekammer Sachsen-Anhalt.

Von 1998 bis 2018 war Zühlke Konsiliararzt der Herzklinik Coswig. Nach seinem altersbedingten Ausscheiden 2016 aus dem Paul-Gerhardt-Stift Wittenberg war er kommissarischer Chefarzt zur Neustrukturierung der Klinik für Gefäß- und Endovaskuläre Chirurgie/Phlebologie bis 2018.[19]

Im Laufe seiner beruflichen und wissenschaftlichen Tätigkeit wurden Helmut Zühlke mehrere Ehrungen und Preise verliehen. So ist er Ehrenmitglied des Tumorzentrums Sachsen-Anhalt[20] und der Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung.[21] 2017 wurde ihm von Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.[22][23][24]

Tätigkeitsschwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Operationen aller Schweregrade in der Abdominal-, Gefäß- und Thoraxchirurgie
  • die gesamte onkologische Chirurgie des Gastrointestinaltraktes
  • die Chirurgie der Leber einschließlich Metastasentherapie
  • endokrine Operationen
  • gesamtes Spektrum Gefäßchirurgischer Revaskularisationen (Offene Gefäßchirurgie)
  • Medikamentöse Tumortherapie Gastrointestinaler Tumoren (Chemotherapie)
  • Phlebologie
  • 150 Nierentransplantationen

Ehrungen, Auszeichnungen, Vorsitze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1983: Hermann-Kümmell-Preis
  • 1995 bis 2016 Vorsitzender der Fach- und Prüfungskommission Gefäßchirurgie der Ärztekammer Sachsen-Anhalt.
  • 1998 und 1999 Vorsitzender der Chirurgenvereinigung Sachsen-Anhalt
  • 2013-14: Präsident der Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung
  • 2015: Ehrenmitglied Tumorzentrum Sachsen-Anhalt[20]
  • 2016: Hans-Kehr-Preis[25][26]
  • 2016: Ehrenmitglied Mitteldeutsche Chirurgenvereinigung[21]
  • 2017: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes[22][23][24]

Kongresse in der Lutherstadt Wittenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1998 8. Chirurgenkongress Sachsen-Anhalt in Lutherstadt Wittenberg Leitthema: „Chirurigsche Bestandsaufnahme“
  • 1999 9. Chirurgenkongress Sachsen-Anhalt in Lutherstadt Wittenberg Leitthema: „Innovation 2000“
  • 2000 Internationales Abraham-Vater-Symposium (250. Todestag) in Lutherstadt Wittenberg in Kooperation mit Prof. Mössner, Universität Leipzig und Prof. Fleig, MLU Halle-Wittenberg Leitthema: „Surgery of the pancreas“
  • 2000 1. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthema: „Verantwortung der Diakonie im Rahmen der Gesundheitsstruktur 2000“
  • 2002 2. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthemen: „Digitale Revolution“, „Was bringt das DRG-System?“
  • 2004 3. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthemen: „Das moderne Krankenhaus der Zukunft“, „Reinterventionen nach lumeneröffnenden Maßnahmen“
  • 2006 4. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthemen: „Neue Strukturen in der Chirurgie“, „Chirurgie des alten Menschen“
  • 2008 5. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthema: „Gesundheit Dienstleistungsbereich 2008 – Chance oder Abschied von Qualität, Weiterbildung und Fortschritt“
  • 2010 6. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthemen: „Industrialisierung im Gesundheitswesen“, „Gastrologisch/Viszerochirurgisch/Onkologische Kooperation“
  • 2012 7. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthema: „Evidenzbasierte Medizin – Erfahrungsmedizin: Widerspruch oder Ergänzung?“
  • 2013 8. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthemen „Generationsproblematik in der Chirurgie“, „Chirurgische Onkologie?“
  • 2014 7. Kongress der Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung in der Lutherstadt Wittenberg Leitthema: „ Mal anders denken“
  • 2015 9. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthema: „Selber denken“
  • 2019 10. Wittenberger Konferenz Evangelischer Krankenhäuser Deutschlands Leitthema: „Infektionen in der Gefäßmedizin“

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zühlke HV, Sörensen R, Häring R, Konradt J. Intraoperative open transluminal angioplasty (IOTA). Chirurg 1981 Apr;52(4):265-70.
  2. Zühlke HV, Sörensen R, Häring R, Linder S. Percutane transluminale Angioplastie vor Probefreilegung im Stadium IV der chronischen AVK. Langenbecks Archiv für Chirurgie 1982;volume 356:267–277
  3. Zühlke HV, Häring R. Komplikationen der perkutanen transluminalen Angioplastie (PTA). Zentralblatt Chirurgie 1984;109: 449
  4. Zühlke HV. Anmerkungen zur Historie der PTA und ihrem chirurgischen Verständnis. Gefäßchirurgie 2006;11(6):447-448
  5. Müller N. Langzeitergebnisse der intraoperativen iliakalen Angioplastie bei der Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit vom Mehretagen-Typ durch Hybrideingriffe Inaugural – Dissertation Julius-Maximilians Universität Würzburg 2009
  6. Zühlke HV. Hals(Kap. 23). In: Häring R, Zilch H (Hrsg.). Diagnose und Differentialdiagnose in der Chirurgie und benachbarten Fachgebieten, Capman und Hall Weinheim 1995; Band 1, 2. Auflage
  7. Zühlke HV Hals (ohne Schilddrüse). In: Häring R (Hrsg.). Chirurgie. de Gruyter Berlin & New York 1994; 4. Auflage
  8. Zühlke HV, Häring R. Therapie des Aszites - chirurgisch. In: Paquet, K-J (Hrsg.). Pfortaderhochdruck. Karger Basel, 1994; 596-607
  9. Zühlke HV. Ist Intuition in der Chirurgie erlernbar? Deutsche Gesellschaft für Chirurgie – Mitteilungen der Gesellschaft 1999, 28: 352-60
  10. Zühlke HV. Infektionen in der Gefäßchirurgie. In: Luther B (Hrsg.). Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer Verlag Heidelberg 2011; 2. überarb. Auflage
  11. Berliner Zeitung (B.Z.), Ausgabe 127/22, 113. Jahr, Sonnabend, 3. Juni 1989, A2032A
  12. Zühlke HV, Lorenz EM, Straub EM, Savvas V. Pathophysiology and classification of adhesions. Langenbecks Arch Chir Suppl II Verh Dtsch Ges Chir. 1990:1009–1016
  13. Rogério Aoki Fuziy, Ricardo Artigiani Neto et al.: Comparative study of four different types of intraperitoneal mesh prostheses in rats. In: Acta Cir Bras. 2019 Sep 12;34(7):e201900703. DOI:10.1590/s0102-865020190070000003, PMID 31531538, PMC 6746566 (freier Volltext).
  14. Zühlke HV, Harnoss B-M. Septische Gefäßchirurgie. Blackwell Wiss.-Verlag Berlin 1988; 1. Auflage
  15. Zühlke HV, Harnoss B-M, Lorenz EPM. Septische Gefäßchirurgie. Blackwell Wiss.-Verlag 1994; 2. Auflage
  16. Zühlke HV. Septische Gefäßmedizin. Thieme Verlag Stuttgart 2019
  17. Sauer R, et al. Adjuvant versus neoadjuvant radiochemotherapy for locally advanced rectal cancer: the German trial CAO/ARO/AIO-94. Colorectal Disease 2003; 5: 406-15
  18. Sauer R, et al. German Rectal Cancer Study Group. Preoperative versus Postoperative Chemoradiotherapy for Rectal Cancer. N Engl J Med 2004; 351: 1731-40
  19. http://www.klinikum-dessau.de/aktuelles/news-details/article/klinikum-dessau-erweitert-chirurgisches-spektrum/197.html
  20. a b http://www.steffenwilbrandt.de/fileadmin/images/inhalte/Gestaltungen/Broschueren/Festschrift_131210_fin.pdf
  21. a b https://www.mdcv.de/mdcv-ev/ehrenmitglieder/
  22. a b https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/Bekanntgabe-Ordensverleihung/1707-Verleihungen.html
  23. a b https://www.wittenbergersonntag.de/artikel/8239/bundesverdienstkreuz-fuer-prof-dr-helmut-zuehlke-
  24. a b http://www.borkumer-zeitung.de/epaper-13-06-2017/
  25. https://www.wittenbergersonntag.de/artikel/4548/auszeichnung-fuer-chefarzt-prof-dr-zuehlke
  26. http://bdc.formes-service.de/servlet/Public?action=dokumentDownload&docid=22227