Hermann Richter (Mediziner)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hermann Richter (* 13. August 1915 in Linz; † wahrscheinlich Mai 1945 bei Linz) war ein österreichischer Arzt. Zuletzt als SS-Obersturmführer war er Lagerarzt unter anderem in den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Loibl.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richter war der Sohn eines Turnlehrers.[1] Nach dem Ende seiner Schullaufbahn absolvierte er ein Medizinstudium an der Universität Innsbruck.[2] Während seiner Studienzeit schloss er sich der Universitätssängerschaft Skalden zu Innsbruck und dem NSDStB an[3], wobei die Mitgliedschaft bei der Universitätssängerschaft Skalden umstritten ist und von dieser nicht bestätigt werden kann.[4] 1938 trat er der SS bei (SS-Nummer 340.076).[5]

Während des Zweiten Weltkrieges war Richter Lagerarzt, zunächst im KZ Dachau und ab Herbst 1941 im KZ Mauthausen.[2] In Dachau und Mauthausen führte er zu Übungszwecken nichtfachmännische Operationen aus, die in Mauthausen, in der Hälfte dieser Fälle, zum Tode der behandelten Häftlinge führten. Nur durch einen assistierenden Häftlingsarzt wurde eine höhere Todesrate vermieden.[6] Dabei sollen die Organe gesunder Häftlinge entnommen worden sein, um hernach ihre Überlebensdauer zu messen. In Mauthausen soll er hunderte kranke und somit nicht mehr für die Zwangsarbeit taugliche sowjetische Kriegsgefangene durch Injektionen ins Herz ermordet haben.[2] Schließlich wurde Richter an der Psychiatrisch-neurologischen Beobachtungsstation der Waffen-SS in Gießen behandelt. Danach war er Lagerarzt in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Groß Rosen.[1] bei der Waffen-SS erreichte er 1943 den Rang eines Obersturmführers. Als Lagerarzt des KZ Loibl am Loiblpass wurde er im August 1943 von Sigbert Ramsauer in dieser Funktion abgelöst und war danach wieder als Lagerarzt im KZ Mauthausen eingesetzt.[1]

Bei Kriegsende soll er sich im Mai 1945 nahe Linz suizidiert haben.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Bösche: Zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Schönerer. Die Innsbrucker Universität und ihre Studentenverbindungen 1859–1918. Studienverlag, Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7065-4362-0.
  • Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Auflage. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1997, ISBN 3-596-14906-1.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 495.
  2. a b c Andreas Bösche: Zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Schönerer. Die Innsbrucker Universität und ihre Studentenverbindungen 1859–1918, Innsbruck 2008, S. 271, Fußnote 650
  3. Michael Gehler: Studenten und Politik. Der Kampf um die Vorherrschaft an der Universität Innsbruck 1918–1938 (= Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte. Bd. 6). Haymon-Verlag, Innsbruck 1990, ISBN 3-85218-079-1, S. 288
  4. Albin Kulhanek: Der akademische Gesangsverein in Innsbruck und die Sängerschaft Skalden 1907 - 1945. 1. Auflage. Innsbruck Mai 2008.
  5. Bundesarchiv R 9361-III/550274
  6. Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer, Frankfurt am Main 1997, S. 35
  7. Stefan Klemp: KZ-Arzt Aribert Heim. Die Geschichte einer Fahndung, Prospero Verlag, Münster / Berlin 2010, ISBN 978-3-941688-09-4, S. 40