Hermann von Tappeiner

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Hermann Tappeiner (1886)

Hermann von Tappeiner (Hermann Anton Joseph Franz Xaver Tappeiner, Edler von Tappein[1]; * 18. November 1847 in Meran; † 12. Januar 1927 in München)[2] war ein österreichischer Mediziner und Pharmakologe.

Leben

Hermann von Tappeiner war der Sohn des Arztes, Botanikers und Anthropologen Franz Tappeiner (1816–1902).

Hermann von Tappeiner studierte Medizin an der Universität Innsbruck. 1868 wurde er im Corps Athesia aktiv.[3] Als Inaktiver wechselte er an die Universitäten Göttingen, Leipzig, Heidelberg und Tübingen. In Leipzig war er an der Physiologischen Anstalt von Carl Ludwig tätig und wurde 1872 zum Dr. med. promoviert. 1877 habilitierte er sich für das Fach Physiologie an der Universität München bei Carl von Voit.

Von 1879 bis 1887 lehrte er als Professor für Physiologie und Diätetik an der Königlichen Central-Thierarzneischule München. 1887 wechselte er auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Pharmakologie der Medizinischen Fakultät der Universität München. 1888 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[4] Ab 1893 war er ordentlicher Professor für Pharmakologie und Leiter des Instituts für experimentelle Pharmakologie an der Nussbaumstraße 28. Am 22. April 1893 hielt er seine Eröffnungsrede Ueber die Entwicklung und die Aufgaben der Pharmakologie. 1923 wurde er im Alter von 72 Jahren emeritiert.

In seiner Forschungsarbeit beschäftigte er sich unter anderem mit der Resorption und der Rolle der Darmbakterien, mit der Wirkung der Mucilaginosa als einhüllendes Mittel,[5][6] mit der Giftigkeit des Fluornatriums durch Fütterungsversuche mit Hunden[7][8] und mit der Sensibilisierung einzelner Zellen und ganzer Organismen gegen sichtbare Strahlen durch photodynamische Stoffe (Photodynamische Therapie).

Hermann von Tappeiner war seit 1882 mit Elisabeth Charlotte Laura Anna Ziemssen (1861–1959) verheiratet.[9] Er verstarb am 12. Januar 1927 in München und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

Ehrungen

Schriften

  • Über die Zersetzung des Eiweißes unter der Einwirkung des übermangansauren Kalis. In: Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig. 6, 1871, S. 57–59 (Ansicht auf vlp.echo.mpiwg-berlin.mpg.de).
  • Über den Zustand des Blutstroms nach Unterbindung der Pfortader. In: Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig. 7, 1872, S. 11–64 (Ansicht auf vlp.echo.mpiwg-berlin.mpg.de).
  • Über die Oxydation der Cholsäure mit saurem chromsauren Kali und Schwefelsäure. Habilitationsschrift. Universität München 1877. Oldenburg, München 1877.
  • Ueber die Resorption der gallensauren Salze im Dünndarme. In: Ludwig von Buhl (Hrsg.): Mittheilungen aus dem pathologischen Institut zu München. Enke, Stuttgart 1878.
  • Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arzneiverordnungslehre. Unter besonderer Berücksichtigung der deutschen und österreichischen Pharmakopoe. Vogel, Leipzig 1890. 10. Auflage. Vogel, Leipzig 1913. 15. Auflage 1922.
  • Mittheilung über die Wirkungen des Fluornatrium. In: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. 27/1, 1890, S. 108–118 (online auf link.springer.com, Artikelanfang frei abrufbar).
  • Anleitung zu chemisch-diagnostischen Untersuchungen am Krankenbette. Rieger, München 1885. 10. Auflage. Rieger, München 1914. 11. Auflage 1920.
  • Über die Wirkung fluoreszierender Stoffe auf Infusorien nach Versuchen von Raab. In: Münchner Medizinische Wochenschrift. 1, 1900, S. 5–7.
  • mit Albert Jodlbauer: Über die Wirkung der photodynamischen (fluoreszierenden) Stoffe auf Infusorien. In: Deutsches Archiv der Klinischen Medizin. 80, 1904, S. 427–487.
  • mit Albert Jodlbauer (Hrsg.): Die sensibilisierende Wirkung fluorescierender Substanzen. Gesammelte Untersuchungen über die photodynamische Erscheinung. Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität München. Vogel, Leipzig 1907.
  • Vergleichende Untersuchung einiger Mineralwässer und deren Ersatz durch die künstliche Mineralwasser-Salze von Dr. Sandow. In: Veröffentlichungen der Zentralstelle für Balneologie. Band 3, Heft 5. Ministerium des Innern, Berlin 1918, S. 97–127.
  • Taschenbuch der allgemeinen Chirurgie. Klinkhardt, Leipzig 1922.

Literatur

  • Albert Jodlbauer: Hermann von Tappeiner. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. 74, 1927, S. 285.
  • Isidor Fischer: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte der letzten 50 Jahre. Nachträge 1880–1930. Urban & Schwarzenberg, München/Berlin 1962 (online).
  • Wolfgang Forth: Häuser und Menschen. 100 Jahre Pharmakologie und Toxikologie an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In: LMU. Chronik 1. Oktober 1991 bis 30. September 1993. S. 151–155 (online, PDF; 31,6 MB)

Einzelnachweise

  1. Eintrag auf geneall.net
  2. Schüler von Carl Ludwig auf uni-kiel.de, S. 45ff., hier Daten auf S. 55 und Bild auf S. 63 (PDF; 6,4 MB)
  3. Kösener Corpslisten 1930, 78, 38.
  4. Mitgliedseintrag von Hermann Tappeiner bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 30. März 2016.
  5. Resorption und Exkretion (= Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie. Band 4). 1929. Springer, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-99712-9, S. 101 (Google books).
  6. Schutz- und Angriffseinrichtungen. Reaktionen auf Schädigungen (= Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie. Band 13). 1929. Springer, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-91032-6, S. 375 (Google books)
  7. Knochen und Gelenke (= Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie. Band 9). 1937. Springer, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-7091-5998-9, S. 65 (Google books).
  8. Else Petri: Pathologische Anatomie und Histologie der Vergiftungen. 1930. Springer, Wien 2013, ISBN 978-3-7091-6003-9, S. 106 (Google books).
  9. Eintrag auf geneall.net