Hibernia (Schiff, 1865)

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Hibernia p1
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Passagierschiff
Heimathafen Liverpool
Reederei Anchor Line
Bauwerft Alexander Stephen and Sons, Glasgow
Baunummer 68
Stapellauf 27. April 1864
Indienststellung 9. Juni 1865
Verbleib 25. November 1868 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 84,73 m (Lüa)
Breite 10,27 m
Tiefgang (max.) 6,82 m
Vermessung 1.616 BRT
Maschinenanlage
Maschine Zweizylindrige Dampfmaschinen
Propeller 1
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl I. Klasse: 100
III. Klasse: 500

Die Hibernia war ein Passagierschiff der britischen Reederei Anchor Line, das zwischen 1865 und 1868 Passagiere und Fracht auf dem Nordatlantik von Glasgow nach New York beförderte. Am 25. November 1868 kenterte und sank die Hibernia im Nordatlantik 700 Meilen westlich von Irland, nachdem in einem Sturm mitten in der Nacht die Welle des Dampfers brach. Alle Rettungsboote konnten sicher zu Wasser gelassen werden, doch sie wurden im Sturm weit verstreut und einige gingen verloren. 78 der 133 an Bord befindlichen Menschen kamen ums Leben.

Das Schiff

Das 1.616 BRT große Dampfschiff Hibernia wurde 1865 auf dem Fluss Clyde im Glasgower Stadtteil Govan im Kelvinhaugh-Dock der renommierten Werft Alexander Stephen and Sons gebaut. Es lief am 27. April 1865 vom Stapel und lief am 9. Juni desselben Jahres unter dem Kommando von Kapitän James Craig zu ihrer Jungfernfahrt aus. Das Schiff verkehrte von Glasgow nach New York und zurück.

Der 84,73 Meter lange Rumpf des für den transatlantischen Service gebauten Passagier- und Frachtdampfers war aus Eisen gebaut. Das Schiff wurde mit Dampfmaschinen des Glasgower Maschinenherstellers Finniston Steam Works angetrieben und verfügte über einen aus Eisen geschmiedeten Einzelpropeller, der einen Radius von 4,5 m hatte. Neben den Dampfmaschinen war die Hibernia wie die meisten der frühen Dampfschiffe ihrer Zeit mit drei Masten ausgestattet, die mit vollständiger Takelage versehen waren. Die Schiffs-Klassifikationsgesellschaft Lloyd’s Register of Shipping stufte die Hibernia in ihre höchstmögliche Kategorie, 1A, ein.

Untergang

Am Sonnabend, dem 14. November 1868 legte die Hibernia in New York unter dem Kommando von Kapitän Robert D. Munro zur Rückfahrt nach Glasgow ab. Sie hatte 54 Besatzungsmitglieder und 79 Passagiere an Bord. Beim Auslaufen herrschte raue See, doch die Lage besserte sich kurze Zeit später. Am 23. November geriet die Hibernia in einen Orkan, wodurch massive Kräfte auf den Propeller und die Welle des Schiffes einwirkten. Gegen 2 Uhr morgens am 24. November, als sich die Hibernia etwa 700 Meilen westlich von Irland befand, hielt die Welle der Belastung nicht mehr stand und brach. Durch den Krach des berstenden Metalls wachten viele Passagiere auf und begaben sich auf das Bootsdeck, um herauszufinden, was passiert war. Kapitän Munro teilte den Passagieren mit, dass keinerlei Gefahr bestehe und alles in Ordnung sei. Daraufhin begaben sie sich wieder in ihre Kabinen.

Als am folgenden Morgen der Kapitän nicht zum Frühstück erschien, machte sich erneut Unruhe unter den Reisenden breit. Munro tauchte dann doch noch auf und erklärte in ruhigem Ton, dass sich die Passagiere auf die Möglichkeit vorbereiten sollten, in die Rettungsboote zu steigen. Aufgrund des Sturms und der Beschädigung des Schiffes hielt er es durchaus für möglich, dass dies noch notwendig sein würde. Gegen 8 Uhr begann die Besatzung, die Rettungsboote klarzumachen und sie mit Wasser und Proviant zu versehen. Die Lage verschärfte sich, als immer mehr Wasser in den Rumpf eindrang und die Pumpen die Wassermassen nicht mehr zurückhalten konnten. Gegen 16 Uhr wurde befohlen, die Boote auf Deckebene herabzulassen und etwa eineinhalb Stunden später begann das Einbooten. Trotz der schwierigen Situation verlief die Evakuierung ruhig und geordnet. Auch als das Wasser den Salon erreichte, blieben Passagiere und Besatzung ruhig. Alle sechs Rettungsboote wurden zu Wasser gelassen, ohne dass jemand verletzt wurde. Kapitän Munro und Chefingenieur Brown verließen als letzte das sinkende Schiff, das kurz danach unterging.

Wenig später kam es aber zu einem tödlichen Zwischenfall. Das unter Segel stehende Boot des Ersten Offiziers wurde von einer Orkanbö erfasst und kenterte. Da die anderen Boote überfüllt waren und in der stürmischen See kaum manövrieren konnten, war es ihnen unmöglich, den 33 Insassen des verunglückten Bootes zu Hilfe zu kommen. Da der Sturm weiterhin anhielt, wurden die Rettungsboote durch Wind und Wellen auseinander getrieben und waren sich selbst überlassen. Das Boot des Kapitäns war beim Abfieren beschädigt worden, sodass es nun konstant ausgeschöpft werden musste. Dieses Boot hatte aber Glück, es wurde als erstes gefunden. Gegen 19:30 Uhr nahm das Segelschiff Star of Hope die Schiffbrüchigen an Bord. Der Kapitän des Seglers, Talbot, suchte die Gegend noch eine Weile nach den anderen Rettungsbooten ab, fand aber nur noch eines. Am darauf folgenden Tag brach er die Suche nach einigem Zögern ab und kam mit der Star of Hope am 10. Dezember in Leith an.

Ein besonders unglückliches Schicksal war dem Boot des Zweiten Offiziers William Davies beschieden, das 28 Menschen, darunter sechs oder sieben Frauen und einen Säugling, an Bord hatte. Es trieb weit ab und driftete tagelang mehrere hundert Meilen auf dem Nordatlantik. Die Vorräte waren schnell aufgebraucht, sodass einige Insassen damit begannen, Salzwasser zu trinken. Nach und nach starben die Bootsinsassen an Erschöpfung und Wassermangel, andere wurden verrückt und sprangen über Bord.

Nachdem eine große Welle das Boot umgeworfen hatte, schafften es nur drei Besatzungsmitglieder, auf den Kiel zu klettern, das Boot wieder aufzurichten und das Segel zu setzen. Zwölf Tage nach dem Untergang der Hibernia wurde das Boot an die Küste der irischen Grafschaft Donegal gespült. Die drei Männer, sowie die 52 Personen, die von der Star of Hope gerettet worden waren, sollten die einzigen Überlebenden des Unglücks bleiben. Die 78 Menschen in den verschwundenen Rettungsbooten wurden nie gefunden.

Verwechslung

Am 11. Januar 1869 berichtete die Presse, dass auf dem Atlantik 39 weitere Überlebende der Hibernia gefunden worden waren und in Kürze landen würden. Die Neuigkeit stammte von Kapitän Gyles der Brigg Hannibal, die kurz zuvor in Liverpool eingetroffen war. Gyles berichtete, die Nachricht von der deutschen Bark America, der ehemaligen Admiral Brommy, bekommen zu haben. Die America hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie 39 Überlebende der Hibernia an Bord hatte und ihn gebeten hatte, einen Teil davon aufzunehmen, da sie selbst nicht über genug Verpflegung verfügte.

Die Neuigkeit ließ die Hinterbliebenen der Hibernia neue Hoffnung schöpfen. Es stellte sich aber heraus, dass es sich dabei um ein anderes Schiff des gleichen Namens handelte. Das kanadische Segelschiff Hibernia hatte am 10. November 1868 Québec mit Ziel Queenstown verlassen und war in denselben Sturm wie der Dampfer geraten. Der Segler hatte seine Masten verloren. Die gesamte Mannschaft war von der Cuthbert aufgenommen worden, doch nachdem auch dieses Schiff Wassereinbruch vermeldete, wurden die Besatzungen beider Schiffe, insgesamt 39 Männer, von der America aufgenommen.

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