Hildegard Piscator

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Hildegard Piscator (* 8. Februar 1900 in Königshütte als Hildegard Erna Irene Jurczyk; † 23. April 1970[1] in München als Hildegard Plievier) war eine Schauspielerin und Schriftstellerin.

Leben

Sie wurde am 8. Februar 1900 in Königshütte geboren und wuchs in Ostpreußen und Schlesien auf. Jurczyk besuchte das Oberlyzeum in Königsberg. Nach elterlichem Willen sollte sie Lehrerin werden, nahm stattdessen jedoch Schauspielunterricht und arbeitete drei Jahre lang als Schauspielerin an der Bühne. Am kurzlebigen Königsberger Theaterprojekt „Das Tribunal“ lernte sie den Jungregisseur und späteren Vertreter des politischen Theaters Erwin Piscator kennen, den sie im Oktober 1919 heiratete. Die Piscators gingen 1920 nach Berlin und schufen sich 1927 in der Piscator-Bühne eine eigene Wirkungsstätte.[2]

Kurz nach der einvernehmlichen Trennung von ihrem ersten Mann heiratete Hildegard Piscator 1931 in Berlin den Schriftsteller Theodor Plievier. 1933 floh das Ehepaar ins Ausland, um der drohenden Verhaftung durch die Nazis zu entgehen. 1934 erhielten die Plieviers eine Einladung in die Sowjetunion. Dort lebten sie unter anderem in Paulskoje in der Wolgadeutschen Republik, in Moskau, Leningrad und in Taschkent. Ohne gültigen Pass waren sie gezwungen, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Land zu bleiben. Hildegard Plievier deutete die Phase der Emigration mit ihrem zweiten Mann in der Sowjetunion später als verlorene Jahre: „Ein Weg, der immer wieder Flucht gewesen war, ein Weg durch vierzehn Jahre hindurch. Ich bin auf diesem langen Weg immer nur eine Randfigur gewesen.“[3]

Nach dem Krieg lebten die Plieviers bis 1947 kurzzeitig in Weimar. Als sie in die westdeutschen Besatzungszonen übersiedelten, wurde nach Angaben Hildegard Plieviers auf Betreiben des Innenministeriums der UdSSR zweimal erfolglos versucht, sie mit Gewalt in die Sowjetische Besatzungszone und spätere DDR zurückzubringen.[4] Nach der Trennung von Theodor Plievier in den späten vierziger Jahren lebte Hildegard Plievier als Schriftstellerin in München. Sie verfasste mehrere Romane unter anderem über ihre Emigrationszeit in der Sowjetunion.

Werke

  • Meine Hunde und Ich. Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main 1957 (= With my dogs in Russia. Hammond, London 1961).
  • Gelber Mond über der Steppe. Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main 1958.
  • Flucht nach Taschkent. Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main 1960.
  • Ein Leben gelebt und verloren. Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main 1960 (= Meine Hunde und ich und Flucht nach Taschkent).
  • Grenzen der Liebe. Dörner, Düsseldorf 1966.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Killy Literaturlexikon, Bd. 9 (2010)
  2. Die Lebensumstände der Piscators in Berlin weckten zeitweilig das Interesse damaliger Boulevardmedien, siehe etwa Hildegard Piscator: Das Heim Piscators. Eine sachliche Wohnung. In: Die Dame, 55. Jg., Nr. 14 (April 1928). S. 10–12.
  3. Hildegard Plievier: Ein Leben gelebt und verloren. Roman. Gütersloh: Bertelsmann Lesering o.J. (Originalausgabe: Frankfurt am Main: Heinrich Scheffler 1960). S. 413.
  4. Hildegard Plievier: Ein Leben gelebt und verloren. Roman. Gütersloh: Bertelsmann Lesering o.J. S. 401–413.