Hobart-Klasse

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Flagge
Hobart-Klasse
HMAS Hobart im April 2015.
HMAS Hobart im April 2015.
Übersicht
Typ Lenkwaffenzerstörer
Einheiten 3 (2 im Bau, eine weitere geplant)
Namensgeber australische Städte
Technische Daten
Verdrängung

5800 t

Länge

146,7 m

Breite

18,8 m

Tiefgang

7,2 m

Besatzung

ca. 180 (max. 234)

Geschwindigkeit

28+ Knoten

Reichweite

5000 sm bei 18 kn

Bewaffnung
Sensoren

Aegis

Hubschrauber

1 × Sikorsky S-70B

Die Hobart-Klasse, auch als Sea4000 oder Australian Air Warfare Destroyer bezeichnet, ist eine sich im Bau befindende Klasse von drei Lenkwaffenzerstörern der Königlich Australischen Marine.

Die ab voraussichtlich März 2016[veraltet] in Dienst gehenden Schiffe ersetzen die bereits ausgemusterten Zerstörer der Perth-Klasse. Das ganze Projekt soll rund acht Milliarden Australische Dollar kosten.

Geschichte

Seit der Ausmusterung der Perth-Klasse zwischen 1999 und 2001 verfügt die Australische Marine über keinerlei Fähigkeiten zur weitreichenden Luftabwehr mehr. Zur Schließung dieser Lücke wurde deshalb eine neue Klasse von Schiffen projektiert. Aufgrund fehlender Fähigkeiten der eigenen Rüstungsindustrie Schiffe dieser Größenordnung und Komplexität zu bauen, sah man sich im Ausland nach einem geeigneten Modell um. Nach längerem Hin und Her standen zwei verschiedene Schiffstypen von zwei verschiedenen Herstellern zur Endauswahl; das siegreiche Design würde dann an die spezifischen australischen Bedürfnisse angepasst und in Australischen Werften in Lizenz gebaut werden. Bei den beiden Designs handelt es sich einerseits um eine Variante der spanischen Álvaro-de-Bazán-Klasse und andererseits um eine Variante der amerikanischen Arleigh-Burke-Klasse. Im August 2005 wurde schließlich bekannt, dass das Australische Verteidigungsministerium das amerikanische Design als bevorzugten Bieter ausgewählt hat.[1]

Im Januar 2006 ließ die Marine verlauten, dass die drei zu bauenden Schiffe die Namen Hobart, Brisbane und Sydney tragen werden.[2]

Am 20. Juni 2007 wurde überraschend das F100-Álvaro-de-Bazán-Design der spanischen Werft Navantia als Sieger ausgewählt.[3] Der eigentliche Bau der Schiffe soll durch die Air Warfare Destroyer Alliance erfolgen. Konkret heißt das, dass die in Staatsbesitz befindliche Werft Australia Submarine Corporation (ASC) für den Bau der Schiffe verantwortlich sein wird, während Raytheon Australia, eine Tochter von Raytheon, die Schiffe ausrüsten wird. Drittes und letztes Mitglied der Air Warfare Destroyer Alliance ist das australische Verteidigungsministerium, welches als Abnehmer der Schiffe fungiert.[4]

Am 15. April 2010 mündete die Entwicklungs- in die Bauphase. Die je 31 Blöcke der Schiffe sollten auf drei Werften gebaut werden, der Hauptauftragnehmer ASC bekam den Auftrag die je neun Blöcke der vorderen Aufbauten, BAE Systems Australia die je zwölf Rumpfblöcke und Forgacs die je zehn Blöcke der hinteren Aufbauten herzustellen.[5] Gleich zu Baubeginn gab es technische Probleme mit einer von BAE gefertigten tordierten Rumpfsektion, die das Projekt verzögert. Als Reaktion darauf wurden 13 Blöcke, die ursprünglich BAE zugeteilt worden waren, unter den anderen australischen Werften aufgeteilt. Bis zu fünf weitere sollen entgegen anfänglicher Planung von Navantia im spanischen Ferrol gefertigt werden.[6][7]

Am 4. Juni 2014 wurde bekannt, dass die bestellten Schiffe im Bestfall einige Hundert Millionen Dollar teurer werden und, statt wie geplant 2015, erst im März 2016[veraltet] ausgeliefert werden.[8]

Vergleich

Arleigh-Burke-Design
Álvaro-de-Bazán-Design
Álvaro-de-Bazán-Variante Arleigh-Burke-Variante
Länge 146,7 m 148 m
Breite 18,6 m 21,3 m
Wasserverdrängung 5800 8100
Höchstgeschwindigkeit 29 kn 29 kn
Reichweite 4800 sm bei 18 kn 5500 sm bei 18 kn
Besatzung 180 220
Kampfführungssystem Aegis Aegis
VLS-Zellen 48 90–96
Harpoon-Seezielflugkörper 8 8
Torpedos 6 6
Hauptgeschütz 1 × 127 mm Mark-45-Leichtgewichtsgeschütz 1 × 127 mm Mark-45-Leichtgewichtsgeschütz
Nahbereichsverteidigungssysteme 1 2
Hubschrauber 1 × Seahawk 2 × Seahawk/NFH-90

Technik

Schiff

Die Schiffe sollen bei einer Länge von 146,7 m, einer Breite von 18,8 m einen Tiefgang von 7,2 m und eine Wasserverdrängung von etwa 5800 t haben. Die Besatzungsstärke soll bei ca. 180 Personen liegen. Zudem sollen Unterbringungsmöglichkeiten für etwa weitere 40 Personen, beispielsweise Spezialeinheiten oder Boardingteams, vorhanden sein.

Elektronik

Das zentrale Element der Elektronik ist das Aegis-Kampfsystem vom US-amerikanischen Hersteller Lockheed Martin. Aegis ist ein integriertes Führungs-, Feuerleit- und Aufklärungssystem. Als solches übernimmt es Aufgaben wie die Ortung, Verfolgung und Feuerleitung von See- und Luftzielen sowie die Lagebilddarstellung. Die zentralen Komponenten des Systems sind die Operationszentrale des Schiffes sowie die AN/SPY-1D(V) Radaranlage. Das AN/SPY-1 verleiht mit seinen vier flachen und nicht beweglichen Antennen enormer Größe ein charakteristisches Aussehen. Technisch betrachtet handelt es sich um so genannte passive elektronische Strahlschwenkung. Dies ermöglicht den Verzicht auf bewegliche Teile, was die Zuverlässigkeit erhöht. Ein weiterer Vorteil ist die wesentlich größere Leistungsfähigkeit, insbesondere bei der gleichzeitigen Verfolgung einer großen Anzahl Ziele sowie der Reichweite.

Außerdem soll noch ein Sonar eingebaut werden. Daneben ist die Ausrüstung mit weiterer Elektronik wahrscheinlich (z. B. Navigationsradar usw.), jedoch ist darüber nichts bekannt. Die Schiffe sollen auch als Flaggschiffe eingesetzt werden können, wofür es weiterer spezifischer Elektronik bedarf.

Bewaffnung

Als Hauptbewaffnung ist ein Vertical Launching System vom US-amerikanischen Typ MK 41 geplant. Dieses kann SM-2, ESSM und BGM-109 Tomahawk verschießen, die Einrüstung von Tomahawk gilt aber als eher unwahrscheinlich. Als Seezielflugkörper sind acht AGM-84 Harpoon eingeplant. Des Weiteren sollen zwei Drillingsstarter für U-Boot-Jagd-Torpedos eingerüstet werden.

Daneben sollen noch mehrere Schiffsgeschütze eingerüstet werden. Als Hauptgeschütz wurde das Mark 45 Mod 4 Leichtgewichtsgeschütz ausgewählt, welches von BAE Systems, vormals United Defense, hergestellt wird.[9] Dabei handelt es sich um ein 5-inch-Leichtgewichtsgeschütz, was einem Kaliber von 127 mm entspricht, mit 62 Kaliberlängen. Damit wird die Australische Marine erstmals in der Lage sein auch gelenkte reichweitengesteigerte Munition zur Landzielbekämpfung einzusetzen. Daneben soll ein CIWS zur Abwehr von anfliegenden Flugkörpern eingerüstet werden. Des Weiteren ist das Einbauen von kleinkalibrigen Waffen zur Abwehr von Speedbootangriffen wahrscheinlich.

Ein bis zwei Helikopter sollen zusammen mit UAVs unbekannter Art ebenfalls mitgeführt werden.

Aufwuchspotential

Bis zur Indienststellung der ersten Einheit im Jahr 2014[veraltet] und auch noch danach werden die Zerstörer Optimierungspotential haben. Möglichkeiten wären eine verbesserte Landangriffsfähigkeit durch das Einrüsten der Tomahawk Marschflugkörper oder das Einrüsten einer wesentlich leistungsfähigeren Radaranlage mit aktiver elektronischer Strahlschwenkung. Bereits konkret nachgedacht wird über einen Einstieg ins US-amerikanische Standard Missile SM-3 Projekt, welches das Abfangen ballistischer Raketen zum Ziel hat.[10]

Stealth-Technologie

Die Hobart-Klasse soll wie die meisten derzeit in Beschaffung oder in Planung befindlichen Zerstörer nach Stealth-Prinzipien gebaut werden. Das heißt, dass die Schiffe nach der Prämisse der Reduzierung ihrer Radarsignatur entworfen werden, um ihre Ortung zu erschweren. Um dies zu erreichen, müssen sämtliche Außenwände schräg gestellt und speziell beschichtet wie auch die Raketenstarter, Geschütze, Beiboote etc. entsprechend verkleidet werden. Ebenfalls reduziert werden soll die Wärmeabstrahlung, um die Wahrscheinlichkeit einer Erfassung durch Infrarot-Sensoren zu reduzieren. In einem komplizierten Verfahren werden zu diesem Zweck die Abgase mit kalter Luft durchmischt, bevor sie ausgestoßen werden. Sollte das Schiff trotz dieser Gegenmaßnahmen erfasst werden, soll es nach den Planungen nur als sehr kleines Objekt wahrgenommen werden. Die sehr hohen Kosten dieser Technologie stellen einen bedeutenden finanziellen Nachteil bei der Beschaffung der Hobart-Klasse dar.

Einheiten

Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung
DDGH 39 HMAS Hobart 6. September 2012 23. Mai 2015[11] Juni 2017[veraltet] (geplant)
DDGH 41 HMAS Brisbane 3. Februar 2014 September 2018[veraltet] (geplant)
DDGH 42 HMAS Sydney 19. November 2015[12] März 2020[veraltet] (geplant)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.minister.defence.gov.au/Hilltpl.cfm?CurrentId=5048
  2. http://www.minister.defence.gov.au/Hilltpl.cfm?CurrentId=5368
  3. http://www.minister.defence.gov.au/NelsonMintpl.cfm?CurrentId=6781
  4. http://www.ausawd.com/alliance.html
  5. http://www.adelaidenow.com.au/business/construction-begins-on-8bn-air-warfare-destroyers/story-e6frede3-1225854046801
  6. Overdue and over budget: $8bn destroyer plan in crisis In: theaustralian.com.au, eingesehen am 13. Oktober 2011
  7. Changes to Air Warefare Destroyer Construction Programme In: navy.gov.au, eingesehen am 13. Oktober 2011
  8. http://www.janes.com/article/42037/johnston-says-awd-programme-in-deep-deep-trouble
  9. http://www.aviationweek.com/aw/blogs/defense/index
  10. http://www.smh.com.au/news/National/Ballistic-missile-system-moving-closer/2006/11/22/1163871451687.html
  11. First-of-class Hobart launched as government discloses further delays, costs, Janes, 25. Mai 2015
  12. , Janes, 19. November 2015