Inyoit

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Inyoit
Inyoit-Kristallstufe mit Einschlüssen von Meyerhofferit vom Monte Azul, Provinz Salta, Argentinien (Größe: 14,5 cm × 10,8 cm × 7,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Ca[B3O3(OH)5]·4H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Borate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/H.06
6.CA.35
26.03.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe (Nr.) P21/a[1] (Nr. 14)
Gitterparameter a = 10,53 Å; b = 12,07 Å; c = 8,41 Å
β = 112,9°[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,875; berechnet: 1,87[2]
Spaltbarkeit gut nach {001}, deutlich nach {010}[2]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,495
nβ = 1,505 bis 1,512
nγ = 1,520[3]
Doppelbrechung δ = 0,025[3]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 70 bis 84°; berechnet: 70 bis 80°[3]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten wasserlöslich

Inyoit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Borate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca[B3O3(OH)5]·4H2O[1], ist also ein wasserhaltiges, basisches Calciumborat.

Inyoit entwickelt meist tafelige bis kurzprismatische Kristalle und grob sphärolithische oder hahnenkammähnliche Mineral-Aggregate mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Frische Mineralproben sind farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von polykristalliner Ausbildung oder wenn Anteile des Kristallwassers durch Dehydratation verloren gehen, kann Inyoit aber auch weiß erscheinen bzw. sein, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Mit einer Mohshärte von 2 gehört Inyoit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Gips mit dem Fingernagel ritzen lassen.

Besondere Eigenschaften

Das Mineral ist einerseits wasserlöslich und verliert andererseits in trockener Luft sein Kristallwasser.[2] Mineralproben von Anyoit sollten daher zum Schutz vor Zerstörung in luftdichten Behältern aufbewahrt werden.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Inyoit 1914 in der „Mount Blanco Mine“ am Mount Blanco (Black Mountains) im Inyo County des US-Bundesstaates Kalifornien und beschrieben 1914 durch Waldemar Theodore Schaller, der das Mineral nach seiner Typlokalität (County) benannte.

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Inyoit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Gruppenborate“, wo er zusammen mit Inderit, Inderborit, Kurnakovit, Meyerhofferit und Solongoit die „Inderit-Meyerhofferit-Gruppe“ mit der System-Nr. V/H.06 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Inyoit in die neu definierte Klasse der „Borate“ und dort in die Abteilung der „Triborate“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Boratstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Insel (Neso)-Triborate“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 6.CA.35 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Inyoit wie die veraltete Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Inderborit und Inderit in der unbenannten Gruppe 26.03.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Durch Wasserverlust weiß gewordener Inyoit (Ausgestellt im Mineralogischen Museum Bonn)

Inyoit bildet sich sedimentär in Bor-Lagerstätten, wo er meist mit anderen Boraten wie unter anderem Colemanit, Hydroboracit, Meyerhofferit, Priceit und Ulexit, auch mit dem Sulfat Gips vergesellschaftet auftritt.

Als seltene Mineralbildung konnte Inyoit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 30 Fundorte als bekannt gelten.[4] Neben seiner Typlokalität Mount Blanco trat das Mineral in den Vereinigten Staaten noch im ebenfalls in den Black Mountains gelegenen Corkscrew Canyon und im „Oliver claim“ bei Ryan sowie bei Furnace Creek im Inyo County; die Boratlagerstätten bzw. der Borax-Tagebau nahe Boron im Kern County und in der Iron Mountain Mine im Shasta County von Kalifornien zutage.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Inyoitfunde sind unter anderem Kirka und Emet in der Türkei, wo tafelige Kristalle von bis zu 10 Zentimeter Länge gefunden wurden.[5]

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, China, Japan, Kanada, Kasachstan, Peru und Russland.[6]

Kristallstruktur

Inyoit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 10,53 Å; b = 12,07 Å; c = 8,41 Å und β = 112,9° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Waldemar T. Schaller: Mineralogical notes. Koechlinite (bismuth molybdate), a new mineral from Schneeberg. In: Journal of the Washington Academy of Sciences. Band 4 (1914), S. 354–356 (PDF 475,6 kB; Inyoit S. 3)
  • Waldemar T. Schaller: Inyoite and meyerhofferite, two new calcium borates. In: U.S. Geological Survey Bulletin. Band 610 (1916), 35–55 (PDF 1,3 MB)

Weblinks

Commons: Inyoite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 343.
  2. a b c Inyoite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 67,1 kB)
  3. a b c Mindat - Inyoite
  4. Mindat - Anzahl der Fundorte für Inyoit
  5. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 132 (Dörfler Natur).
  6. Fundortliste für Inyoit beim Mineralienatlas und bei Mindat