Jüdische Gemeinde Appenheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die jüdische Gemeinde Appenheim im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen bestand vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 1930.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im 16. Jahrhundert siedelten Juden auf dem Gebiet von Appenheim. Die Quellen nennen hier allerdings keine Zahlen. Erste Zahlen liegen hier erst ab dem 19. Jahrhundert vor. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl an und erreichte 1830 ihren höchsten Stand. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts blieb die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder relativ konstant. Ab dann ging die Zahl zurück. 1930 wurde die Gemeinde aufgelöst und an die jüdische Gemeinde Bingen angeschlossen. Ab 1933, nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden die jüdischen Einwohner immer mehr entrechtet. Zudem kam es immer wieder zu antijüdischen Aktionen, was dazu führte, dass weitere Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Appenheim verließen. Nach den Novemberpogromen 1938 lebte 1939 nur noch eine jüdische Familie in Appenheim.[1][2][3]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1804 13
1808 5
1824 31
1830 38
1900 30
1931 10
1939 1

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de;[2]; „… und dies ist die Pforte des Himmels“[3]

Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synagoge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synagoge wird erstmals 1908 erwähnt. Sie befand sich in einem Gebäude in der Obergasse. Im Jahr 1930 wurde die Synagoge, nach Auflösung der Gemeinde, verkauft.

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ob die Gemeinde über eine eigene Schule oder sonstige Räumlichkeiten für den Religionsunterricht verfügte ist nicht bekannt. Ebenso geben die Quellen keine Auskunft darüber ob die Gemeinde einen Lehrer angestellt hatte.

Mikwe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die jüdische Gemeinde Appenheim verfügte über eine Mikwe. Der Standort ist in den Quellen nicht überliefert.

Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Toten der Gemeinde wurde ab 1850 auf dem Jüdischer Friedhof (Appenheim) beigesetzt.

Opfer des Holocaust[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen15 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Appenheim (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Bachrach Klara 3. Juni 1942 49 Jahre Vernichtungslager Sobibor Deportation am 1. Juni ab Kassel nach Vernichtungslager Sobibor Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11460699) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Grünewald[Anmerkung 1] Ida unbekannt unbekannt Vernichtungslager Sobibor Deportation am 11. Juni ab Frankfurt am Main nach Vernichtungslager Sobibor Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11511747, Nr. 1962900, Nr. 620580, Nr. 637150 und Nr. 874837) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Hermann Rose unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Nach Frankreich emigriert. Deportation am 6. November 1942 ab Sammellager Drancy nach Konzentrationslager Auschwitz.[6] Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11519519 und Nr. 3184518) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Kehr[Anmerkung 2] Jenny 11. Dezember 1942 47 Jahre Barcelona Suizid Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 585540 und Nr. 5581969) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Lazarus[Anmerkung 3] Berta 25. Oktober 1942 88 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11571012) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Lazarus Emma 14. Januar 1943 81 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt (Transport XVII/1, Zug Da 520[7]) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 4778674 und Nr. 11571027) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Lazarus Jettchen unbekannt unbekannt Internierungslager Gurs Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 5249342)
Marx Franziska 2. November 1942 67 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11589644) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mayer Simon 12. September 1942 79 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Frankfurt am Main am Deportation am 1. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 1746916, Nr. 1728735, Nr. 11591526 und Nr. 11591514) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Schneeberg Bertha 23. Juli 1943 49 Jahre Vernichtungslager Sobibor Am 2. September 1934 in die Niederlande emigriert. Bis 24. Mai 1943 im Konzentrationslager Vught-Hertogenbosch interniert. Vom 24. Mai 1943 bis 20. Juli 1943 im Durchgangslager Westerbork interniert. Am 20. Juli 1943 Deportation nach Vernichtungslager Sobibor Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 4291244 und Nr. 11627839) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Strauß Emma 23. April 1944 64 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11643371) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Weinthal Martha unbekannt unbekannt Ghetto Piaski Deportation ab Mainz / Darmstadt am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11652886) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Weinthal Rosa unbekannt unbekannt Ghetto Piaski Deportation ab Mainz / Darmstadt am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11652888) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Weinthal Wilhelm 19. November 1942 45 Jahre Konzentrationslager Majdanek Deportation ab Mainz / Darmstadt am 25. März 1942 nach Ghetto Piaski. Zu unbekanntem Zeitpunkt nach Konzentrationslager Majdanek Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11652894) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
  1. Der Sohn von Ida Grünewald hat insgesamt drei Gedenkblätter bei Yad Vashem eingereicht. In jedem ist ein anderer Todesort angegeben. Hier wurde Sobibor übernommen wie im Datensatz Nr. 11511747 Yad Vashem und dem Gedenkbuch angegeben.
  2. In den von der Tochter und der Schwägerin bei Yad Vashem eingereichten Gedenkblättern werden als Todesorte das Internierungslager Gurs respektive ein Gefängnis in Andorra sowie unterschiedliche Todeszeitpunkte angegeben. Hier wurden die Angaben aus dem Gedenkbuch übernommen
  3. Zu Bertha Lazarus liegen in der Datenbank von Yad Vashem zwei weitere Gedenkblätter vor (Nr. 1396864 und Nr. 1057828). Da sich diese im Geburtsjahr und Geburtsort zu den Angaben kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich hier um eine andere Person handelt. Hier wurden die Angaben aus dem Gedenkbuch und dem Datensatz Nr. 11571012 von Yad Vashem übernommen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Appenheim (VG Gau-Algesheim, Kreis Mainz-Bingen). alemannia-judaica.de, abgerufen am 12. Juli 2021.
  2. a b Gau-Algesheim (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 12. Juli 2021.
  3. a b Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 82.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 12. Juli 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 12. Juli 2021.
  6. Transport von Drancy,Lager,Frankreich nach Auschwitz Birkenau,Vernichtungslager,Polen am 06/11/1942. Yad Vashem, abgerufen am 12. Juli 2021.
  7. Transport XVII/1, Zug Da 520 von Darmstadt,Darmstadt (Darmstadt),Hessen,Deutsches Reich nach Theresienstadt,Getto,Tschechoslowakei am 27/09/1942. Yad Vashem, abgerufen am 12. Juli 2021.