Jüdische Gemeinde Friedelsheim

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Die jüdische Gemeinde Friedelsheim in Friedelsheim bestand bis 1922. Sie gehörte zum Bezirksrabbinat Frankenthal.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu der kleinen jüdischen Gemeinde zählten auch die jüdischen Einwohner von Gönnheim. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder an. Dann kam es wie in fast allen jüdischen Gemeinden zu Ab- und Auswanderungen in die größeren Städte und ins Ausland. 1920 war die Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft so weit zurückgegangen, dass diese auf eigenen Wunsch aufgelöst wurde. Die noch verbliebenen jüdischen Einwohner gehörten ab diesem Zeitpunkt zur jüdischen Gemeinde in Bad Dürkheim.[1][2][3]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1801 38 8 Prozent der Bevölkerung von Friedelsheim
1825 46
1848 61
1875 49
1900 28

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de[2];

Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synagoge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synagoge in Friedelsheim wurde zwischen 1851 und 1854 in der Bahnhofstraße 8, auf dem hinteren Teil des Grundstückes errichtet. 1920 wurde die Synagoge aufgegeben und 1922 von der jüdischen Gemeinde verkauft. 1930 wurde das Gebäude umgebaut und Sozialwohnungen eingerichtet. Heute ist die ehemalige Synagoge ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in privater Hand.[4]

Mikwe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde verfügte über eine Mikwe.

Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Toten wurden auf dem jüdischen Friedhof Wachenheim beigesetzt. Dieser diente vielen jüdischen Gemeinden der Umgebung als Friedhof.

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde verfügte über eine Schule. Angaben ob eventuell ein eigener Lehrer in der Gemeinde angestellt oder ein Lehrer von außerhalb von Friedelsheim den Unterricht und andere religiöse Aufgaben wahrnahm, sind nicht bekannt.

Opfer des Holocaust[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen 13 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Friedelsheim (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[5][6]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Abraham Mathilde unbekannt unbekannt Vernichtungslager Sobibor Deportation am 11. Juni 1942 von Frankfurt nach Vernichtungslager Sobibor Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11455931) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Feibelmann Johanna unbekannt unbekannt unbekannt Deportation am 28. Mai 1942 von Frankfurt. Zielort unbekannt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11495154) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Koburger Melanie unbekannt unbekannt Vernichtungslager Kulmhof Deportation ab Düsseldorf am 27. Oktober 1941 nach Ghetto Litzmannstadt. Im September 1942 Deportation nach Vernichtungslager Kulmhof Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11564661) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Lang Sigmund (Siegmund) 14. Juni 1941 66 Jahre Internierungslager Recebedou Deportation am 22. Oktober 1940 ab Baden nach Internierungslager Gurs. Deportation nach Internierungslager Recebedou Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3195065 und Nr. 11570210) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Löb Emma 8. Mai 1944 65 Jahre psychiatrische Anstalt Lannemezan Deportation am 22. Oktober 1940 ab Baden nach Internierungslager Gurs. Verlegung nach psychiatrische Anstalt Lannemezan Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3199635 und Nr. 11581839) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Mayer Arthur unbekannt unbekannt Vernichtungslager Treblinka Deportation ab Darmstadt am 30. September 1942 nach Vernichtungslager Treblinka (vermutlich über das Ghetto Theresienstadt) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 587224 und Nr. 11590661) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Dornberger David unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz Deportation am 22. Oktober 1940 ab Baden nach Internierungslager Gurs. Am 5. August Deportation nach Konzentrationslager Auschwitz (Transport 17, Zug 901-12[7]) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3169921 und Nr. 11489521) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Rüb Bertha unbekannt unbekannt Ghetto Minsk Deportation am ab Frankfurt a. Main am 12. November 1941 nach Ghetto Minsk Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11620090) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Weil Simon 12. Oktober 1942 87 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11651835) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Reinmann Jacob 13. Dezember 1941 77 Jahre Internierungslager Recebedou Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3211572)
Hirsch Hermann 3. Dezember 1940 72 Jahre Internierungslager Gurs Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3185289)
Hess Therese 8. November 1940 92 Jahre Internierungslager Gurs Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3184960)
Weil Eugenia unbekannt unbekannt unbekannt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 1834707)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cilli Kasper-Holtkatte: Juden im Aufbruch. Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800. In: Helmut Castritius (Hrsg.), Alfred Haverkamp (Hrsg.), Franz Irsigler (Hrsg.), Stefi Jersch-Wenzel (Hrsg.): Forschungen zur Geschichte der Juden (= Forschungen zur Geschichte der Juden. Band 3). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 978-3775256124. (online)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Friedelsheim mit Gönnheim (VG Wachenheim an der Weinstraße, Kreis Bad Dürkheim). alemannia-judaica.de, abgerufen am 25. Mai 2021.
  2. a b Friedelsheim (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 25. Mai 2021.
  3. Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 156.
  4. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreis Bad Dürkheim. (PDF) Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, abgerufen am 25. Mai 2021.
  5. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 25. Mai 2021.
  6. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 25. Mai 2021.
  7. Transport 17, Zug 901-12 von Gurs,Lager,Frankreich nach Auschwitz Birkenau,Vernichtungslager,Polen am 05/08/1942. Yad Vashem, abgerufen am 25. Mai 2021.