Jean Louis Piedbœuf

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Jean Louis Piedboeuf (* 22. Juni 1838 in Jupille-sur-Meuse; † 20. August 1891 in Solingen-Gräfrath) war ein belgischer Industrieller und Dampfkesselfabrikant in Düsseldorf.

Leben und Wirken

Abstammend aus der in Lüttich, Aachen und Düsseldorf erfolgreich tätigen Unternehmerfamilie Piedboeuf studierte Piedboeuf Berg- und Hüttenwesen an der Universität Lüttich und schloss dieses Studium als Berg- und Hütteningenieur mit Auszeichnung ab. Danach sammelte er zunächst im Walzwerk Sclessin bei Lüttich sowie anschließend in den familieneigenen Betrieben „Jacques Piedboeuf GmbH“, Dampfkesselschmiede Aachen und „Piedboeuf & Co, Aachener Walz- und Hammerwerk“, Aachen-Rothe Erde praktische Berufserfahrung.

Bedingt durch die Wirtschaftskrise 1849 und auf Grund der ungünstigen Anbindung Aachens an die rheinischen Wirtschaftszentren, wagte sein Vater Jean Pascal Piedboeuf als einer der ersten Aachener Unternehmer wallonischen Ursprungs den Sprung in Richtung Ruhrgebiet. Hier baute dieser in Düsseldorf-Oberbilk mit belgischen Teilhabern und Facharbeitern eine veritable Unternehmensgruppe auf, bestehend aus einer 1857 errichteten eigenen Kesselfabrik, dem im Folgejahr 1858 gegründeten Eisenblech-Walzwerk „Piedboeuf, Dawans & Co“ sowie dem Röhrenwerk „J. P. Piedboeuf & Co“ in Düsseldorf-Eller. Im Jahr 1863 folgten die Kesselbetriebe „Jacques Piedboeuf GmbH“ nach, die nun zunächst Jean Louis Piedboeuf übernahm und sie auf den neuesten Stand der Technik brachte. Wenige Jahre später wurden ihm auch schrittweise die restlichen väterlichen Betriebe in Düsseldorf übertragen und Piedboeuf vernetzte diese aus strategischen Gründen mit benachbarten unabhängigen und aufeinander abgestimmten Firmen. So profitierten seine Unternehmen vor allem von der intensiven Zusammenarbeit mit der 1872 gegründeten Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vormals Poensgen.

Darüber hinaus beschäftigte sich Piedboeuf mit der Erforschung von Erdölfeldern und beteiligte sich dazu als Vorstandsmitglied der „Hagen-Düsseldorfer-Bohrgesellschaft“ an Probebohrungen in der norddeutschen Tiefebene. Außerdem interessierten ihn geologische und paläontologische Themen, deren Ergebnisse er in einer stattlichen Fossiliensammlung zusammentrug. Ferner gehörte Jean Louis Piedboeuf dem Vorstand des „Vereins Deutscher Eisenhüttenleute“, des heutigen Stahlinstituts VDEh, an.

Familie

Domizil Haus Grünewald der Familie Jean Louis Piedboeuf
Grabmal Piedboeuf, Nordfriedhof Düsseldorf, Bildhauer Gustav Rutz

Jean Louis Piedboeuf, Sohn des Industriellen Jean Pascal Piedbouef (1813–1879) und der Antoniette Lambinon (1811–1888), war verheiratet mit Louise Victoire Adrienne Dawans (1842–1927), mit der er sechs Töchter und drei Söhne hatte. Sein ältester Sohn Paul (1866–1948) übernahm die väterliche Kesselfabrik und die „J. P. Piedboeuf & Co Röhrenwerke AG“. Seinem mittleren Sohn Louis (1874–1956) wurde später die Leitung der „Jacques Piedboeuf GmbH“ Kesselbetriebe seiner Vettern zugesprochen, wohingegen es seinen jüngsten Sohn Adrien (1876–1919) wieder zurück nach Lüttich zog, wo er sich als erfolgreicher Kfz-Konstrukteur niederließ und die Automobilfirma Imperia gründete.

Darüber hinaus erwarb Piedboeuf im Jahr 1880 die Villa Haus Grünewald mit großem englischem Landschaftsgarten in Solingen-Gräfrath, die bis 1997 im Familienbesitz blieb und der weit verzweigten Familie stets als renommierter Treffpunkt diente. Die imposante Grabstätte von Jean Louis befindet sich auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof. Diese hatte der Bildhauer Gustav Rutz geschaffen.

Werke (Auswahl)

  • Petroleum Central-Europas, wo und wie es entstanden ist, mit spezieller Anwendung auf die deutsche Petroleum-Industrie; Düsseldorf, 1883.
  • Über die jüngsten Fossilienfunde in Düsseldorf und Umgebung, in: Mitteilungen für naturwissenschaftliche Vereine, Heft 1, S. 9–57, Düsseldorf, 1887.

Literatur und Quellen

  • Hans Seeling: Wallonische Industriepioniere in Deutschland, Hrsg.: Eugen Wahle, Lüttich, 1983.

Weblinks