Jim Avignon

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Jim Avignon, TYPO Berlin 2014
Photo Hreinn Gudlaugsson
Jim Avignon, TYPO Berlin afterparty 2014
Photo Hreinn Gudlaugsson

Jim Avignon (* 28. Februar 1968) ist ein deutscher Pop-Art-Künstler und Vertreter der Art modeste. Avignon betätigt sich als Maler, Musiker, Illustrator und Konzeptkünstler. Zentrum seines Arbeitens ist Berlin, speziell die Clubs der dortigen Techno-Szene. Jim Avignon ist dafür bekannt, dass er seine in hohem Tempo zahlreich produzierten Bilder oft zu sehr niedrigen Preisen verkauft oder gar verschenkt. Seine Kunst wurde deswegen auch schon als Cheap Art bezeichnet.[1] Ab 2006 lebte Avignon in New York. Derzeit lebt er wieder in Berlin.

Vor seiner Karriere als Künstler arbeitete Avignon nach seinen Angaben unter anderem als Programmierer, Altenpfleger und Schulbusfahrer.[2]

Künstlerisches Werk

Seine offizielle Karriere als Maler begann Jim Avignon in den frühen 1990er Jahren mit Dekorationen und Bühnenbildern für Rave-Veranstaltungen. Zentrales Motiv in der Kunst des Jim Avignon ist die Schnelligkeit, der Ausdruck des „Lebensgefühls der Generation Techno“ und „das Scheitern des Individuums“ in einer sich ständig beschleunigenden Welt. Dieses zeigt sich auch in seiner Produktivität, die nach seinen eigenen Angaben bei durchschnittlich 4,37 Werken pro Tag liegt. In den 1980er Jahren malte er beispielsweise alle Exponate für eine Ausstellung in einer Woche. Trotz der an die Popkultur angelehnten Umsetzung beziehen sich Avignons Bilder oft kritisch auf die Gegenwartsprobleme wie Bestechung und Korruption („the man behind me“) oder den Mangel an wirklicher Kommunikation in der sogenannten Informationsgesellschaft („Communication Disaster“, „interview situation“ oder „the press conference“).

Zu den Projekten Avignons zählen eine Performance während der Documenta X, in der er – außerhalb des offiziellen Ausstellungsprogramms – jeden Tag ein neues Bild malte, um es daraufhin wieder zu vernichten,[3] und die Anfertigung eines Gemäldes mit einer Fläche von 2800 m², das anlässlich der Wiedereröffnungsfeier des Berliner Olympiastadions von 132 Sportlern in das Stadion getragen wurde. Ein weiteres bekanntes, öffentlich zugängliches Werk Avignons ist ein von ihm bemalter Abschnitt des längsten erhaltenen Berliner Mauerabschnittes, der East Side Gallery. Im Oktober 2013 übermalte Avignon in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion sein eigenes, unter Denkmalschutz stehendes Mauerbild von 1991 mit Unterstützung mehrerer Kunstschüler ohne eine Genehmigung dafür zu besitzen. Der Künstlerzusammenschluss Künstlerinitiative ESG e.V. kritisierte die Aktion und prüfte ein strafrechtliches Vorgehen gegen Avignon. Die Denkmalschutzbehörde prüfte die Verhängung eines Bußgeldes.[4] Wenig später war das neue Mauerbild als Hintergrundkulisse im Abspann eines Werbespots der Telekom zu sehen.

Arbeit als Designer

Jim Avignon gestaltete auch Swatch-Uhren, bemalte ein Flugzeug der Deutschen BA, Autos von Rover und illustrierte ein Kochbuch (Hoch die Dose, 2006). Anlässlich der Buddy Bär Berlin Show 2001 gestaltete er einen Bären, der über ein Jahr an prominenter Stelle auf dem Kurfürstendamm stand. Jim Avignon veröffentlichte mehrere Bücher sowie das Kunst- und Grafik-Magazin attack delay.
Für den 2005 erschienenen Film One Day in Europe von Hannes Stöhr gestaltete Avignon zusammen mit Neil Reynolds das Filmplakat.

Neoangin

Mit seiner „1 Mann Heimelektronikband“ Neoangin brachte Jim Avignon mehrere Alben auf den Markt. Außerdem finden international Auftritte in Clubs statt, wo Avignon sowohl musiziert als auch malt. Der Name Neoangin ist laut Avignon eine Anspielung auf die gleichnamigen süßen Halsschmerztabletten.

Sein Musikstil kann in weitesten Sinne in der elektronischen Musik verortet werden. Neoangin spielt Elektropop, der unter anderen Pop der 60er, Chanson, New Wave, Electroclash und Hip-Hop zitiert. Seine Musikstücke sind oft verhältnismäßig kurz (um die zwei Minuten) und zeichnen sich durch zugängliche Melodien und Harmonien aus.

Arbeit als Illustrator

Im September 2013 erschien das erste von Jim Avignon illustrierte Buch.[5]

Filme

  • Mission Incognito: Jim Avignon, ZDF 2014

Bibliographie (Auswahl)

  • Jim Avignon: Me and the Establishment, Onkel & Onkel, Berlin 2011 ISBN 978-3-940029-87-4
  • Jim Avignon / Neoangin - Scratchbook, Lieblingslied Records George Lindt ISBN 3-938818-07-7
  • Jim Avignon [sic]: Welt und Wissen, Verbrecher Verlag, Berlin, 2003
  • Tom Combo, Vielleicht nur Teilzeit, Berlin 2001 (Illustrationen)
  • Jim Avig [sic] & Lisa Brown: Non Radioactive, Paris, 2000
  • Jim Avignon, TV made me do it, Verbrecher Verlag, Berlin 2000
  • Jim Avignon, Busy, Berlin 1998

Weblinks

Commons: Jim Avignon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martina Wimmer und Stella Bettermann: „Ihr Bilderlein kommet“, in: FOCUS Magazin 1997, Nr. 52
  2. Suzann-Viola Renninger: „Falsch gerechnet. Der Popartkünstler Jim Avignon“, in: Schweizer Monatshefte, September/Oktober 2004
  3. „Jim Avignon – Der schnellste Maler der Welt“, in: KuBus Magazin Nr. 61, 2004
  4. Künstler von der East Side Gallery droht Strafantrag Berliner Morgenpost vom 22. Oktober 2013
  5. Guy de Maupassant/Jim Avignon: Stark wie der Tod, aus dem Französischen von Caroline Vollmann und mit einem Nachwort versehen von Hermann Lindner; Edition Büchergilde ISBN 978-3-86406-029-8