Justizamt Hanau II

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Das Justizamt Hanau II war ein kurhessisches Gericht erster Instanz mit Sitz in Hanau, das von 1850 bis 1867 bestand.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Neuorganisation von Verwaltung und Rechtsprechung im Kurfürstentum Hessen nach der Revolution von 1848 wurde auch die Gerichtsverfassung aufgrund § 14 Gesetz vom 31ten Oktober 1848 über die Einrichtung der Gerichte und der Staatsbehörde bei den Gerichten[1] neu strukturiert: Aus den Landgerichten wurden „Justizämter“ gebildet[2], deren Bezirke kleiner waren, als die der Vorgängergerichte. So entstanden aus dem Landgericht Hanau zum 1. Juli 1850 das Justizamt Hanau II und das Justizamt Hanau I.[3]

Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem verlorenen Krieg von 1866 annektierte das Königreich Preußen das Kurfürstentum Hessen.[4] Damit wurde auch Hanau preußisch und erhielt 1867 eine preußische Gerichtsverfassung. Preußen schloss zugleich mit dem Großherzogtum Hessen den Friedensvertrag vom 3. September 1866. Der beinhaltete auch, dass Rumpenheim an das Großherzogtum fiel.[5] Rumpenheim schied so aus dem Bezirk des Justizamts Hanau II aus und wurde seitens des Großherzogtums Anfang des Jahres 1867 dem Landgericht Offenbach zugewiesen.[6]

Preußen legte die Bezirke der beiden Hanauer Justizämter wieder zusammen[7] und bildete daraus das Amtsgericht Hanau.[8]

Gerichtsbezirk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gerichtsbezirk des Justizamtes Hanau II umfasste die Gemeinden[9]:

Gemeinde Herkunft Zugang Abgang Nach
Bruchköbel Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Dörnigheim Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Eichen Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Erbstadt Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Großauheim Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Großkrotzenburg Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Hanau Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Hochstadt Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Kesselstadt Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Kilianstädten Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Marköbel Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Mittelbuchen Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Niederdorfelden Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Niederissigheim Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Niederrodenbach Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Oberdorfelden Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Oberissigheim Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Oberrodenbach Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Ostheim Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Roßdorf Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Rüdigheim Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Rumpenheim Landgericht Hanau 1850 1866 Landgericht Offenbach
Wachenbuchen Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau
Windecken Landgericht Hanau 1850 1867 Amtsgericht Hanau

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hanauer Gerichte hatten seit 1835 ihren Sitz im Altstädter Rathaus und erhielten 1842 ein Gerichtsgebäude im Bangert. Dies war ein freistehender, dreigeschossiger Bau mit einem großen Sitzungssaal, der in seiner Höhe zwei Stockwerke einnahm. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg bei den Luftangriffen auf Hanau zerstört.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heribert Reus: Gerichte und Gerichtsbezirke seit etwa 1816/1822 im Gebiete des heutigen Landes Hessen bis zum 1. Juli 1968. Hg.: Hessisches Ministerium der Justiz, Wiesbaden [1984].

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gesetz vom 31ten Oktober 1848 über die Einrichtung der Gerichte und der Staatsbehörde bei den Gerichten. In: Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen Nr. 31, Oktober 1848, S. 163–176.
  2. Verordnung vom 21ten März 1850 die Auflösung der Landgerichte in Justizämter betreffend. In: Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen Nr. 3, März 1850, S. 15–18.
  3. Verordnung vom 21ten März 1850 die Auflösung der Landgerichte in Justizämter betreffend. In: Sammlung von Gesetzen etc. für Kurhessen Nr. 3, März 1850, S. 15–18 (18).
  4. Gesetz, betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstenthums Hessen, des Herzogthums Nassau und der freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 47, S. 555;
    Patent wegen der Besitznahme des vormaligen Kurfürstenthums Hessen vom 3. Oktober 1866. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 51, S. 594f.
    Allerhöchste Proklamation an die Einwohner des vormaligen Kurfürstenthums Hessen vom 3. Oktober 1866. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 51, S. 595f.
  5. Art. 15 Friedensvertrag zwischen dem Großherzogthum Hessen und dem Königreiche Preußen vom 3. September 1866. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 43 vom 2. Oktober 1866, S. 403 (407).
  6. Ziff. III und Nr. 3 Bekanntmachung betreffend die Gerichtsbarkeit in den durch den Friedensvertrag mit der Krone Preußen vom 3. September v. J. erworbenen Gebietstheilen vom 18. Dezember 1866. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 2 vom 9. Januar 1867, S. 9f.
  7. Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitte: Justizamt Hanau I und Justizamt Hanau II.
  8. Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen, mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 64, S. 1085;
    Verfügung vom 8. August 1867, – betreffend die Einrichtung nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen, mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden neuen Gerichte. In: Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege Nr. 31 vom 9. August 1867, S. 221.
  9. Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitt Justizamt Hanau II.