Kehillah

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Das Wort Kehillah bzw. in aschkenasischer Aussprache kehilloh (קהלה, hebräisch für Gemeinde; auch Kahal) bezeichnet eine jüdische Gemeinde. Im idealen Sinn ist damit die „heilige Gemeinde“ (kehillah kedoschah) zur Abhaltung von Gottesdiensten in Städten und kleineren Siedlungen gemeint.

Eine Kehillah ist bis heute unter anderem zuständig für: die Organisation von Mikwe (rituelles Bad), gemach (Verleihgesellschaft), Kaschrut (jüdische Speisegesetze überwacht durch Maschgiach) und Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) sowie für die Beziehungen zu den nichtjüdischen Gemeinden der Städte.

Geschichte

Insbesondere nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n. Chr. gewann die Selbstverwaltung jüdischer Gemeinschaften in der Diaspora zunehmend an Bedeutung. Von der Spätantike bis zum europäischen Mittelalter, als Juden im christlichen und islamischen Machtbereich zunehmend in Städten wohnten, führten jüdische Gemeinden weiterhin ein ethisches, soziales, geschichtliches und intellektuelles Eigenleben. Die Gemeinden agierten als in sich geschlossene Gemeinschaften mit freiwilliger Gerichtsbarkeit (bei Rechtsstreitigkeiten untereinander) sowie der traditionellen, schon aus der Vorantike stammenden jüdischen Sozial-, Bildungs-, Armen– und Krankenfürsorge.[1] Früher oblag es der Kehillah auch, die Steuern einzuheben, die speziell Juden auferlegt wurden.

Jüdische Gemeinden in europäischen Städten verfügen typischerweise über eine oder mehrere solcher kommunalen Organisationen mit einer oder mehreren Synagogen als Zentrum. Angegliedert sein können Schulen, Kranken- und Waisenhäuser, auch zionistische Organisationen und Bildungswerke, jüdische Internate und Ausbildungsstätten und rabbinische Lehranstalten oder jüdische Hochschulen.

Der russische Antisemit Jakow Alexandrowitsch Brafman, der selber aus einer jüdischen Familie stammte, stellte in seinem einflussreichen Werk Книга Кагала (Kniga Kagala, deutsch: „Das Buch vom Kahal“) 1869 die Kehillahim als Zentren einer jüdischen Weltverschwörung zur Ausbeutung aller Nichtjuden dar, die insgeheim von der Alliance Israélite Universelle gesteuert würden.[2]

Einzelnachweise

  1. Harald Witzke: 1760 leben in Altstrelitz 60 jüdische Familien. In: Freie Erde, Neustrelitz, 07/1988, Anmerkung: Das Material zur Geschichte der Strelitzer Juden erarbeitete der wissenschaftliche Mitarbeiter des Karbe-Wagner-Archivs Neustrelitz Harald Witzke aus Anlass des 50-jährigen Gedenktages an die Reichspogromnacht. Aus redaktionellen Gründen erschien in der Zeitung nur eine gekürzte Fassung. Die vollständige Fassung ist im Karbe-Wagner-Archiv einzusehen. (lt. Mitteilung der Redaktion am Anfang des Artikels).
  2. Anke Hilbrenner: Brafman, Jakov. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Bd. 2: Personen. De Gruyter Saur, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-44159-2, S. 97 f. (abgerufen über De Gruyter Online)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Kehillah – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen