Kelch (Liturgie)

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Kelch, gegliedert in Fuß, verzierten Nodus und Kuppa
Kelch mit Kelchvelum, Bursa und Manipel

Der Kelch ist ein Trinkgefäß, der in der Liturgie der heiligen Messe, der Göttlichen Liturgie oder des Abendmahls zur Aufnahme des Messweins verwendet wird. Die Verwendung eines Kelches geht schon auf die biblischen Berichte über das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern zurück. (Matthäus 26,17-29; Markus 14, 12-25; Lukas 22,14-20; 1. Korinther 11,23-26). Kelchform hat auch der Speisekelch (das Ziborium), der in der katholischen und orthodoxen Liturgie zur Aufnahme der konsekrierten Hostien benutzt wird.

Die Kelchkunst ist dem zeitlichen Wandel unterworfen. Die zunächst für die Eucharistiefeier gebrauchten, meist gläsernen Becher unterschieden sich von profanen Gefäßen höchstens durch christlichen Bilderschmuck. Schon im Altertum wurden aber, neben Kelchen aus weniger wertvollen Materialien wie Bronze oder Holz, auch solche aus Gold und Silber angefertigt; seit dem 9. Jahrhundert werden fast ausschließlich Edelmetalle wie Silber, Messing, oder Kupfer verwendet. Diese sind häufig kunstvoll mit Ornamenten und christlichen Symbolen verziert.

Aufbau

In der römisch-katholischen Kirche und in der lutherischen Kirche wird der Wein während der heiligen Messe in einem Kelch konsekriert. An allen Kelchen in klassischer Ausführung setzen sich der eigentliche Becher (Cuppa) und der Fuß deutlich voneinander ab. Die Cuppa ist innen vergoldet. Als Zwischenstück ist eine knaufartige Verdickung in Form eines Nodus ausgebildet worden, damit der Kelch besser zu greifen ist.

Der Kelch wird zum Gottesdienst mit zusätzlichen Utensilien zum Gebrauch aufgebaut. Auf den Kelch selbst folgt das Kelchtuch, darauf optional ein Löffelchen, mit dem bei der Gabenbereitung Wasser zum Wein gegeben wird, dann die Patene, eine aus Metall gefertigte, sehr flache Schale, auf die die Zelebrationshostie gelegt wird. Zur Bedeckung wird die Palla aufgelegt, darauf das Korporale, ein gefaltetes Leinentuch, auf das der Kelch und die Hostienschale bei der Eucharistie gestellt werden. Um den ganzen Aufbau und den Kelch vor äußeren Einwirkungen zu schützen, wird der Kelch mit einem Kelchvelum abgedeckt. Das Kelchvelum ist in der liturgischen Farbe gehalten. Es ist aber auch zulässig, immer ein schlichtes weißes Kelchvelum zu verwenden. Wird ein Kelchvelum verwendet, dann liegt das Korporale oft in einer Bursa passender Farbe auf dem Velum.

Sonderformen

Am Anfang des 20. Jahrhunderts kam es in der evangelischen Kirche (maßgeblich befördert durch Friedrich Spitta) zu einer Kelchbewegung, die die Einführung von Einzelkelchen propagierte, was von den Kirchenleitungen zunächst meist abgelehnt wurde. Vor allem hygienische Gründe wurden dabei ins Feld geführt. Kritiker sehen die Einzelkelchbewegung als einen Ausdruck bürgerlich-individualistischer Engführung des Abendmahls. Zur Austeilung des Weins in Einzelkelche wird ein besonders gestalteter Gießkelch benötigt, wenn man nicht die Einzelkelche schon vorher füllt. Einzelkelche sind meist aus Edelstahl, Keramik oder Glas gefertigt. Am Ende des 20. Jahrhunderts kamen auch Plastikgläser zur Einmalnutzung in den Handel.

Literatur

  • Joseph Braun: Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung. Olms, Hildesheim u.a. 1973 (Nachdruck der Ausgabe München 1932).
  • Viktor H. Elbern: Der eucharistische Kelch im Mittelalter. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. Nr. 17, 1963.

Bilder

Siehe auch

Weblink

Commons: Kelche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien