Kernberge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juni 2015 um 14:59 Uhr durch (Diskussion | Beiträge) (4 Weblinks geändert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kernberge

Die Kernberge (Bildmitte) oberhalb von Jena

Höhe 391,6 m ü. NN
Lage Thüringen, Deutschland
Gebirge Wöllmisse, Ilm-Saale- und Ohrdrufer Platte
Koordinaten 50° 54′ 50″ N, 11° 36′ 14″ OKoordinaten: 50° 54′ 50″ N, 11° 36′ 14″ O
Kernberge (Thüringen)
Kernberge (Thüringen)
Gestein Muschelkalk

Die Kernberge sind ein 391,6 m ü. NHN[1] hoher Muschelkalkbergzug östlich von Jena. Er bildet gemeinsam mit dem Johannisberg und dem Hausberg die Süd-Ostfront des Saaletals in Jena. Er erstreckt sich vom Ziegenhainer Tal bis zum Johannisberg.

Geologische Besonderheiten der Kernberge sind die Teufelslöcher, die Studentenrutsche und die Diebeskrippe.

Geographie

Die Kernberge liegen südöstlich vom Jenaer Stadtzentrum und sind im Osten mit der Muschelkalkhochfläche der Wöllmisse verbunden. Der in West-Ost-Richtung verlaufende Bergkamm wird insbesondere im Westen und Süden zum Pennickental durch zahlreiche kleine Einschnitte stark gegliedert. Ausläufer des westlich gelegenen Hummelsberges (375,2 m) sind unter anderem die Sophienhöhe (368 m), die Rabensberge (ca. 350 m), die Ernst-Häckel-Höhe und der Ziegenberg. Nördlich im Ziegenhainer Tal liegt der Stadtteil Ziegenhain und im Südwesten der Stadtteil Wöllnitz.

Entstehung

Blick aus südwestlicher Richtung von Winzerla auf die Kernberge

Geologisch gesehen liegt Jena auf Buntsandstein mit eingelagerten Gipsschichten. In höheren Lagen ist auch Muschelkalk zu finden, da sich im Gebiet von Jena früher Meer befand. Durch Sedimentation lagerten sich Buntsandstein und Muschelkalk (Letzteres wird durch die Rückstände von einzelligen Meereslebewesen gebildet) ab. Diese Trias-Schichten sind 220 bis 280 Millionen Jahre alt.

Studentenrutsche

„Studentenrutsche“, 2007

Die Studentenrutsche ist eine geologische Störung im Muschelkalk der Kernberge. Sie befindet sich zwischen dem Kernbergviertel und Wöllnitz Lobeda. Die Erosionsrinne ist sehr markant und von vielen Stellen Jenas leicht zu erkennen. Die Studentenrutsche ist der dritte Aufschluss des Zweiten Geologischen Lehrpfades von Jena. Eine Erläuterungstafel befindet sich unweit des Aufschlusses am Weg. Den Namen erhielt sie wahrscheinlich durch Studenten, die hier eine Mutprobe in Form des Herunterrutschens auf dem Geröllhang durchführten.

Teufelslöcher

Zugemauerter Eingang zu den Teufelslöchern

Die Teufelslöcher sind Höhlen am Fuße der Kernberge in Jena. Das Gestein, in dem sich die Teufelslöcher befinden, ist stark gipshaltig (Fossilfreie Gipse oder Basisgipse der Salinarrötfolge). Diese Höhlen entstanden früher teilweise durch den Gipsabbau in diesem Gebiet (rechter Höhleneingang) und wurden im weiteren Verlauf durch die Kraft des Wassers (Korrosion / Verkarstung) erweitert. So entspringt gleich neben den Höhleneingängen an der Grenze zum darunterliegenden Sandstein eine Quelle. Sie ist stark kalkhaltig und enthält etwas Bittersalz, welches dem Wasser einen markanten Geschmack verleiht. Im Bereich des Quellaustrittes konnten sich im Laufe der Jahre Kalksinterablagerungen bilden. Die Teufelslöcher wurden 1319 erstmals erwähnt und sind damit die ältesten urkundlich erwähnten Höhlen in Thüringen. 1963 wurde das Gelände als Flächennaturdenkmal unter Schutz gestellt.

Im Mitteldeutschen Höhlenkataster (geführt von der Höhlenforschergruppe Dresden) wird die Höhle „Teufelslöcher“ unter 5035/TB-01 gelistet.[2] Wenige 100 m nördlich der Teufelslöcher lässt sich eine markante geologische Störung am Hangbereich erkennen, die so genannte Lichtenhainer Störung. Dort tritt dann im gleichen Niveau der Chirotheriensandstein zu Tage. An den Teufelslöchern beginnt der Heimatkundliche Lehrpfad und nahe diesem ca. 100 m nördlich an der Lichtenhainer Störung der Zweite Geologische Lehrpfad von Jena.

Nutzung

Der hier abgebaute Alabaster wurde um 1800 zum Bau des neuen Residenzschlosses in Weimar verwendet. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Höhlen als Lagerstätte für Obst und Gemüse genutzt.

Lebensraum

Bekannt sind die Teufelslöcher vor allem für die hier lebenden verschiedenen Fledermausarten. Besonders sind die vom Aussterben bedrohte Kleine Hufeisennase, die Mopsfledermaus sowie das Große Mausohr zu erwähnen. Daneben ziehen sich auch Steinmarder und Insekten wie Schnaken, Bienen, Fliegen und Schmetterlinge gern in die Höhlen zurück.

Sage

Einer thüringischen Sage zufolge gingen die Einwohner von Wöllnitz nie an den Teufelslöchern vorbei, ohne sich zu bekreuzigen und „Ha, ha!“ auszurufen, um dem in den Löchern lebenden verwünschten Vogelsteller nicht zu begegnen, der im Innern des Kernbergs Menschen gefangen hält. Goethes Schwager Christian August Vulpius hat diesen Sagenstoff in seinen Thüringischen Sagen und Volksmährchen (1823) zu einer Erzählung ausgesponnen.[3]

Touristisches

Wanderweg am Hummelsberg

An den Kernbergen entlang laufen drei Wanderwege – die obere, mittlere und die untere Horizontale – und außerdem der Zweite Geologische Lehrpfad von Jena. Seit 1977 findet über die Kernberge der Kernberglauf statt.

Fernsehumsetzer/DVB-T-Sender

Seit Mitte 2008 wird Jena durch einen Sendemast, betrieben von der Deutschen Funkturm GmbH auf den Kernbergen, mit digitalem terrestrischem Fernsehen versorgt. Früher befand sich an dieser Stelle ein analoger Fernsehumsetzer, der am 19. März 2008 zurückgebaut wurde. [4] [5] [6]

Der DVB-T-Sender strahlt das Signal mit 25 kW effektiver Strahlungsleistung ab (54,75 m Höhe); der alte analoge Umsetzer strahlte nur 1,3 kW in 32 m Höhe ab.[7] Trotzdem die Grenzwertauslastung nach der Umstellung im Schnitt um das Zehnfache höher ist, werden die Grenzwerte bei weitem nicht erreicht.[8]

Weblinks

Commons: Kernberge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. ZEHNER, I.: Die Teufelslöcher in Jena (5035/TB-01). :10-11 DER HÖHLENFORSCHER, Dresden Jg. 13 (1981)
  3. Yannik Behme: „Thüringische Sagen und Volksmährchen“. In: Andere Klassik – Das Werk von Christian August Vulpius (1762–1827). Hrsg. von Alexander Košenina. Hannover 2012, S. 171.
  4. Hubschrauber fliegt Bauteile des Stahlgittermastes auf Kernberge/Jena. Erstes Element des neuen Standortes heute Mittag auf die Kernberge geflogen +++ Starker Wind beeinträchtigte Arbeiten. In: dvbt-mitteldeutschland.de. Archiviert vom Original am 4. Oktober 2009; abgerufen am 30. Januar 2013 ((archive.org)).
  5. Neuer DVB-T Sendemast für Jena jetzt komplett – Hubschrauber flog Antenne heute Vormittag auf Kernberge. In: dvbt-mitteldeutschland.de. Archiviert vom Original am 4. Oktober 2009; abgerufen am 30. Januar 2013 ((archive.org)).
  6. DVB-T-Einschaltung in den Morgenstunden – digitales Antennenfernsehen startet in Jena, Südthüringen, Westthüringen und in der Altmark. In: dvbt-mitteldeutschland.de. Archiviert vom Original am 4. Oktober 2009; abgerufen am 30. Januar 2013 ((archive.org)).
  7. EMF-Messungen vor & nach Einführung des dgt. Fernsehens. In: jena.de. Abgerufen am 30. Januar 2013.
  8. EMF-Messungen bis 2011.pdf (application/pdf Object). (PDF; 60 kB) In: jena.de. Abgerufen am 30. Januar 2013.