Kernkraftwerk Dukovany
Kernkraftwerk Dukovany | ||
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Kernkraftwerk Dukovany | ||
Lage | ||
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Koordinaten | 49° 5′ 6″ N, 16° 8′ 56″ O | |
Land | Tschechien | |
Daten | ||
Eigentümer | ČEZ, a. s. | |
Betreiber | ČEZ, a. s. | |
Projektbeginn | 1970 | |
Aktive Reaktoren (Brutto) |
4 (1824 MW) | |
Eingespeiste Energie im Jahr 2010 | 13.288,4 GWh | |
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme | 301.616,77 GWh | |
Stand | 17. Mai 2011 | |
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation. |
Das tschechische Kernkraftwerk Dukovany (tschechisch Jaderná elektrárna Dukovany, kurz auch JEDU, selten EDU) befindet sich bei Dukovany in Südmähren. Es liegt etwa 35 Kilometer südwestlich von Brünn sowie 100 Kilometer nördlich von Wien.
Es wurde zwischen 1985 und 1987 in Betrieb genommen und besteht aus vier Reaktorblöcken mit einer Gesamtleistung von 1792 MW. Eigentümer und Betreiber des Kernkraftwerkes ist das Unternehmen ČEZ.
Geschichte
Mit dem Bau der ersten zwei Blöcke in Zwillingsanordnung wurde am 1. Januar 1979 begonnen, am 1. März 1979 startete der Bau der Blöcke 3 und 4. Am 3. Mai 1985 wurde der erste Reaktorblock in Betrieb genommen. Am 21. März 1986 folgte die Inbetriebnahme von Block 2. Der Block 3 ging am 20. Dezember desselben Jahres in Betrieb. Beim 4. Block wurde die erste Synchronisation mit dem Stromnetz am 19. Juli 1987 nach über achtjähriger Bauzeit durchgeführt.
Nach derzeitigem Stand ist die Abschaltung des ersten Reaktorblocks im Jahre 2025 vorgesehen, da dann die geplante Laufzeit von 40 Jahren erreicht wird.
Der tschechische Industrie- und Handelsminister Martin Kuba hat im Februar 2012 den Bau eines weiteren Reaktors in Dukovany in Aussicht gestellt.[1]
Das Kernkraftwerk hat einen Kühlwasserbedarf von 83 Kubikmeter pro Stunde, den es aus dem Flüsschen Jihlava bezieht.[2]
Sicherheit
Bei den vier Reaktoren handelt es sich um Druckwasserreaktoren russischer Bauart (WWER) der Reihe 440. Bei der Version 213 des WWER-440 handelt es sich um die zweite Generation von Kernreaktoren, entwickelt von der Sowjetunion in den Jahren 1970 bis 1980.
Das Kraftwerk hat kein Containment und ist vom gleichen sowjetischen Typ wie das Kernkraftwerk Bohunice V2 in der Slowakei oder die Blöcke 5 bis 8 des 1990 stillgelegten Kernkraftwerks Greifswald.
Das fehlende Containment bietet einen geringeren Schutz der Anlage gegen Einwirkungen von außen – wie z. B. Zerstörungen durch einen Flugzeugabsturz – sowie gegen austretende Radioaktivität bei schweren Unfällen im Reaktorsaal. Des Weiteren wird die Aufstellung der Blöcke in zwei Zwillingsanlagen mit gemeinsamem Zentralsaal für je zwei Reaktoren und der Zusammenlegung zahlreicher Sicherheits- und Serviceeinrichtungen auch als Risiko betrachtet, da bei Störfällen der andere Reaktor nicht voll abgeschirmt werden kann.
Unregelmäßigkeiten
Anfang Februar 2016 stellte sowohl der Betreiber als auch die tschechische Atomaufsichtsbehörde Strafanzeige, nachdem letztere festgestellt hatte, dass systematisch alle Röntgenbilder der Schweißnähte manipuliert worden waren. Laut tschechischer Atomaufsichtsbehörde sind die Nähte im Primärkreislauf von dieser Affäre nicht betroffen.[3] Block 2 ist aktuell (Stand: Februar 2016) weiterhin außerplanmäßig deaktiviert.[4]
Erwähnung in Medien
Dukovany ist auch Nebenschauplatz des 2008 produzierten österreichischen Films Der erste Tag.
Daten der Reaktorblöcke
Das Kernkraftwerk Dukovany hat vier Blöcke:
Reaktorblock[5] | Reaktortyp | Netto- leistung |
Brutto- leistung |
Baubeginn | Netzsyn- chronisation |
Kommer- zieller Betrieb |
Abschal- tung |
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Dukovany-1 | WWER-440/213 | 471 MW | 505 MW | 01.01.1979 | 24.02.1985 | 03.05.1985 | (2025 geplant) |
Dukovany-2 | WWER-440/213 | 471 MW | 505 MW | 01.01.1979 | 30.01.1986 | 21.03.1986 | (2026 geplant) |
Dukovany-3 | WWER-440/213 | 471 MW | 505 MW | 01.03.1979 | 14.11.1986 | 20.12.1986 | (2027 geplant) |
Dukovany-4 | WWER-440/213 | 471 MW | 505 MW | 01.03.1979 | 11.06.1987 | 19.07.1987 | (2028 geplant) |
Einbindung in das Stromnetz
Der in den Blöcken erzeugte Strom gelangt über Höchstspannungsleitungen zum Sammelumspannwerk Slavětice, wo sich der Lastverteiler befindet. Vom Umspannwerk Slavětice führt auch eine 380-kV-Leitung nach Österreich zum Umspannwerk Dürnrohr.
Siehe auch
- Nuklearprogramm der Tschechoslowakei
- Liste der Kernkraftwerke
- Liste der WWER
- Endlager Dukovany
- Liste von Kraftwerken in Tschechien
Weblinks
- Homepage des AKW (englisch)
- Einige Informationen zum AKW Dukovany reyl.de
- Technische Details und Störfälle
Einzelnachweise
- ↑ Neuer Block im AKW Dukovany in Aussicht. In: Der Standard, 13. Februar 2012, abgerufen am 13. Februar 2012
- ↑ Pressemeldung. BUND
- ↑ Schlamperei mit System? Atomaufsicht rügt laxe Kontrolle von Schweißnähten in AKWs. radio.cz/de
- ↑ Tschechisches AKW Dukovany: Reaktoren außerplanmäßig zur Überprüfung abgeschaltet
- ↑ Power Reactor Information System der IAEA: „Czech Republic: Nuclear Power Reactors“ (englisch)