Conrad Türst

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Ausschnitt aus der Karte von Conrad Türst, um 1496

Conrad Türst bzw. Konrad Türst, auch Dürst geschrieben (* um 1451 in Zürich; † 18. August 1503) war ein Schweizer Wissenschaftler. Er ist vor allem als Autor der ältesten Karte der Schweiz bekannt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Conrad Türst, geboren als unehelicher Sohn eines Zürcher Chorherren, studierte ab 1470 Medizin in Basel und nach Erwerb des Magistergrades in Pavia, wo er 1482 zum Lizentiaten und zum Doktor der Medizin promoviert wurde. 1484 immatrikulierte er sich auch an der Universität Ingolstadt. Anschließend war er in Bern und Zürich tätig. In Zürich wurde er, nachdem er sich 1485 vergebens um eine Stadtarztstelle in Bern beworben hatte, als Nachfolger von Eberhard Schleusinger 1489 zum Stadtarzt berufen. Er arbeitete als Astrologe für die Mailänder Adelsfamilie Sforza und verfasste ein ausführliches iatromathematisches Werk für Rudolf von Erlach (Schultheiss).[1] Bisher sind von ihm sechs medizinisch-astrologische Gutachten bekannt.[2]

Zwischen 1495 und 1497 arbeitete er an einem Werk über die zehnörtige Eidgenossenschaft. Das Werk wurde als Handschrift in einer deutschen und in einer lateinischen Version niedergeschrieben. Je ein Exemplar in den beiden Sprachen enthält eine gezeichnete Karte; das eine Exemplar wird in der Zentralbibliothek Zürich, das andere in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.[3] Diese südorientierte Karte im Maßstab ca. 1:500'000 zeigt in stilisierter Weise die Hügel, Berge und Flüsse der Schweiz sowie die Schweizer Städte in Form von miniaturisierten, vereinfachten Ansichten. Es handelt sich um die älteste bekannte Karte, die das Gebiet der Schweiz detailliert darstellt.[4]

1499 erhielt er eine Anstellung als Leibarzt von Maximilian I. von Habsburg. Ab spätestens 1503 war Türst wieder in Zürich, wo er seinen Lebensabend verbrachte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Balmer: Konrad Türst und seine Karte der Schweiz. In: Gesnerus, 29 (1972), 79–102 (Digitalisat)
  • Gerhard Eis und Gundolf Keil: Nachträge zum Verfasserlexikon. In: Studia neophilologica. A Journal of Germanic and Romance Philology. 43, 1971, 2, S. 377–429; hier: S. 423–425 (Gundolf Keil: Türst, Konrad).
  • Hans-Peter Höhener: Konrad Türst in Bern und seine Beziehungen zu Rudolf von Erlach; in: Berns große Zeit, das 15. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. von Ellen J. Beer u. a.; Berner Lehrmittel- und Medienverlag, Bern 1999, 685 S., ill., S. 323–330; ISBN 3-906721-28-0.
  • Klaus Oschema, Henning Krakow: Zwei spätmittelalterliche Astrologen als Experten zwischen Stadt und Hof. Das Beispiel Conrad Heingarter und Konrad Türst. In: Gerhard Fouquet, Matthias Meinhardt, Sven Rabeler, Rainer Christoph Schwinges (Hrsg.): Personen, Wissen, Karrieren. Bildung und Professionalisierung zwischen Stadt und Hof (1470–1540/50). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2024 (Residenzforschung. Neue Folge: Stadt und Hof; 9), ISBN 978-3-7995-4544-0, S. 115–144.
  • Alfred Schmid, Erich Hintzsche: Conrad Türsts iatromathematisches Gesundheitsbüchlein für den Berner Schultheißen Rudolf von Erlach. Bern 1947 (= Berner Beiträge zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Band 7).
  • Wolfgang Wegner: Türck, Conrad. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1424.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alfred Schmid, Erich Hintzsche (Hrsg.): Conrad Türsts Iatro-mathematisches Gesundheitsbüchlein für den Berner Schultheißen Rudolf von Erlach. Bern 1947, S. 13–19 (Kommentar) und 20–57 (Werkausgabe).
  2. Liste bei Hans-Peter Höhener: Konrad Türst in Bern und seine Beziehungen zu Rudolf von Erlach; in: Berns große Zeit, das 15. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. von Ellen J. Beer u. a.; Berner Lehrmittel- und Medienverlag, Bern 1999, 685 S., ill., S. 323–330, bes. S. 325–326; ISBN 3-906721-28-0.
  3. Arthur Dürst, Ugo Bonaconsa: Der Bodensee mit den angrenzenden Gebieten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in alten Kartendarstellungen; Verlag Stalder, Konstanz 1975, 2 Bände, ill., bes. Band 2 Nr. 10.
  4. Konrad Türst: Die älteste Schweizerkarte des Konrad Türst aus dem Jahre 1496/98 (De situ confoederatorum descriptio), nach dem Original in der Zentralbibliothek Zürich, Faksimiledruck hrsg. von der Schweizer Bibliophilen-Gesellschaft; Verlag Orell Füssli, Zürich 1942, 1 Karte 40x54 cm.