Konvoi (Kernkraftwerk)
Unter Konvoi versteht man eine bestimmte standardisierte Bauform von drei deutschen Kernkraftwerken der 1.300-1.400 MW-Klasse.[1] Die Druckwasserreaktor-Kraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 wurden zwischen 1981 und 1989 von der Kraftwerk Union (KWU) gebaut[2] und intern auch als Baulinie 80 bezeichnet. Die ursprünglich vorgesehene Möglichkeit, mit Hilfe von Wärmetauschern Prozessdampf, z. B. für eine Fernheizversorgung, bereitzustellen, wurde bei keinem der realisierten Kraftwerke umgesetzt. Die Konstruktion des Reaktortyps ist eine Weiterentwicklung der heute Vor-Konvoi genannten 3. Druckwasserreaktor-Generation des Herstellers KWU.
Die Zielsetzung einer Standardisierung der Konvoi-Kraftwerke scheiterte an der föderalen Struktur des deutschen Genehmigungsrechts. Die Forderungen der drei jeweils zuständigen Landesgenehmigungsbehörden führten zu wesentlichen Unterschieden in der Anlagenausführung der gebauten Anlagen.
Die Konvoi-Baulinie wurde 1991 KWU-intern zur Baulinie 95 (oder Advanced Konvoi) weiterentwickelt, mit einer el. Nennleistung bis 1.500 MW mit vollständig digitaler Leittechnik (Teleperm XP/XS) und einem Ermüdungs-Überwachungssystem. Aufbauend darauf dann ab 1996 von Siemens Nuclear Power und in Zusammenarbeit mit Framatome unter Einbeziehung von Elementen des französischen N4 zum EPR weiterentwickelt. Gleichzeitig wurden Elemente der Konvoi-Technologie im Rahmen von Nachrüstungen in die älteren KWU-Anlagen integriert. Siemens Nuclear Power und Framatome wurden in Deutschland 2001 zum Unternehmen Framatome ANP GmbH fusioniert, welches 2006 in Areva NP GmbH umbenannt wurde.
Im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) steht ein Modell eines Konvoireaktors im Maßstab 1:5. Es trägt den Namen ROCOM (Rossendorf Coolant Mixing Test Facility). Mit seiner Hilfe können Strömungsexperimente im Reaktor simuliert werden.
Konvoi-Anlagen
Deutschland
Bezeichnung | Kürzel | Bundes- land |
Betrei- ber |
thermische Reaktor- leistung in MW[3] |
el. Brutto- leistung in MW[3] |
el. Netto- leistung in MW[3] |
Energie- erzeugung in TWh[4] |
Reststrom- menge ab Juli 2010 in TWh[5] |
Bau- beginn |
Kommer- zieller Betrieb |
Außer Betrieb[6] (geplant) |
Typ |
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Isar 2 | KKI 2 | BY | E.ON | Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
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186,8 | 110,3 | 15. September 1982 | 9. April 1988 | (2022) | DWR |
Emsland | KKE | NI | RWE | Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
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Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
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186,6 | 114,9 | 10. August 1982 | 20. Juni 1988 | (2022) | DWR |
Neckarwestheim 2 | GKN 2 | BW | EnBW | Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
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Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
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173,9 | 125,1 | 9. November 1982 | 15. April 1989 | (2022) | DWR |
Stand: 2010[7]
Verworfene Anlagen
Weitere, geplante Konvoi-Kernkraftwerke in Deutschland waren die Projekte:
- Hamm
- Biblis C/D
- Vahnum A/B
- Pfaffenhofen/Zusam A/B (Rehling)
- Pleinting
- Borken (Hessen)
Einige Projekte wurden nach der Katastrophe von Tschernobyl aufgegeben; Borken und Hamm endgültig erst 1995. Die Planungen für Biblis C wurden nicht weiterverfolgt.
Weblinks
- Sicherheitstechnische Nachteile der Konvoianlagen im Vergleich auf www.ippnw.de/atomenergie, abgerufen 19. April 2014
- Konsens-Reaktor gesucht, DIE ZEIT, 11. Dezember 1992, Nr. 51, abgerufen 19. April 2014
Einzelnachweise
- ↑ Kernkraftwerke in Deutschland. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, 11. Juli 2013, abgerufen am 19. April 2014.
- ↑ Nuclear Energy Agency
- ↑ a b c Power Reactor Information System der IAEO: „Germany, Federal Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
- ↑ Nettostrom in TWh - Netto-Stromerzeugung in Milliarden Kilowattstunden seit der Inbetriebnahme bis Ende Dezember 2005 oder bis zur Abschaltung.
- ↑ Bundesamt für Strahlenschutz: Erzeugte Elektrizitätsmengen (netto) der deutschen Kernkraftwerke, Übertragung von Produktionsrechten und Erfassung der Reststrommengen
- ↑ aktuelle Reststrommengen und prognostizierte Abschaltung
- ↑ Quellen: Bundesamt für Strahlenschutz, Informationskreis KernEnergie