Lamme

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Lamme
Wappen von Lamme
Koordinaten: 52° 16′ N, 10° 27′ OKoordinaten: 52° 16′ 13″ N, 10° 26′ 32″ O
Höhe: 80 m ü. NN
Einwohner: 4364 (31. Dez. 2013)[1]
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 38116
Vorwahl: 0531
Karte
Lage Lammes in Braunschweig
St. Marien Lamme
St. Marien Lamme

Lamme ist ein Ort in Niedersachsen, der mit der Gemeindereform 1974 nach Braunschweig eingemeindet wurde und zum Stadtbezirk 321 – Lehndorf-Watenbüttel gehört. Lamme liegt im Westen Braunschweigs, nördlich der Bundesstraße 1.

Geschichte

Lamme
Ämteratlas des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von Gottfried Mascop, 1574.
Erste kartografische Darstellung Lammes im Ämteratlas des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel (Gottfried Mascop 1574).

Die erste Besiedlung wird in der Zeit der Glockenbecherkultur (2800 bis 2000 v. Chr.) vermutet.

Einige Forscher datieren die erste urkundliche Erwähnung in das Jahr 780, als der sächsische Fürst Uodiltag und seine Gattin Wentelsvint dem Kloster Fulda in 20 Orten des Liergaus Güter übertrugen, darunter das Gut „Lammari“. Die Urkunde sagt wörtlich „tradiderunt“ was mit „übertragen“ aber auch mit „ausliefern“ übersetzt werden kann. Vermutlich wurde der übertragende „Edle Uodiltag“ in fränkisch-sächsischen Kriegen gefangen genommen. Um sich freizukaufen, übertrug er 20 Dörfer aus seinem Besitztum an die Franken. Somit wurden fränkische bzw. den Franken genehme Bauern in Lamme angesiedelt. Diese geschichtliche Deutung ist allerdings umstritten. Die heutige Schreibweise „Lamme“ wurde 1226 erstmals erwähnt, dies gilt heute offiziell als die erste urkundliche Erwähnung Lammes.

Im 14. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Braunschweiger Landwehr und des dazugehörigen Raffturmes begonnen, die einen Verteidigungsgürtel rund um Braunschweig darstellte, wobei die Ortschaft Lamme selbst außerhalb dieser Verteidigungslinie lag.

Um 1440 wurde Lamme mit weiteren zehn Dörfern des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel zum Verwaltungs- und Gerichtsbezirk „Amt Eich“ oder auch „Zur Eiche“ zusammengefasst. Das Amt umfasste das Gebiet westlich der Stadt Braunschweig, von der Braunschweiger Landwehr bis etwa zum Flüsschen Aue.

Das Dorf unterstand 1519 bis 1553 und 1569 bis 1671 bereits dem Rat der Stadt Braunschweig. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Lamme vom Einwegdorf, entlang der heutigen Frankenstraße, zu einem Haufdorf. Im Jahre 1823 wurde die evangelische Kirche St. Marien anstelle des Vorgängerbaus errichtet.

Nach 1945 begann der Einfamilienhausbau vor allem im Bereich westlich und südlich von Altlamme (Altlamme: Frankenstraße/Neudammstraße) In den 1960er Jahren entstand der nördliche Ortsteil „Tiergarten“. Eine erhebliche Vergrößerung um nahezu die doppelte Größe erfuhr Lamme durch die Ausweisung von südlich gelegenen Flächen zur Wohnbebauung. Die Eigenheimsiedlung “Lammer Busch West” wurde von 2003 bis 2008 errichtet, die etwas kleinere Anlage “Lammer Busch Ost” ab 2007. Hier haben mehrere hundert Familien ein innenstadtnahes Zuhause erworben. Die Siedlung erhielt eine Grundschule mit Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten und einen Sportplatz, alles eingebettet in Grünanlagen.

Kirche

Erste Erwähnung 1568 (Spanuth I S 265) als Filial von Denstorf, 1564 lag das Patronat beim Archidiakon, 1764 beim Herzog. Das Amtsblatt von Vechelde zeigt in Lamme einen Kirchenbau mit unverwechselbaren Renaissanceaufbauten. Es ist davon auszugehen, dass bereits um 1600 ein größerer Kirchenbau bestanden hat.

Die jetzige Kirche wurde im 19. Jahrhundert errichtet, das Richtfest fand am 23. Oktober 1823 statt. Baumeister war Carl Liebau geb. 1780. 1813 Kammerbauinspektor, starb Carl Liebau am 15. Oktober 1842 als Oberbaurat. Die gesamte Innenausstattung der Kirche war in kräftiger, dorisierender Formensprache gestaltet.

Bei der Renovierung des Innenraumes 1964 bis 1967 wurde die gesamte Inneneinrichtung herausgerissen und vernichtet. Nur vier klassizistische Ornamente hatte der damalige Heimatpfleger des Landkreises Braunschweig, Wilhelm Bornstedt, retten können. Diese Teile, von Übermalungen befreit und in den Originalfarben restauriert, konnte der Ortsheimatpfleger H. P. Roppel am 7. August 1997 dem Kirchenvorstand Barke und der Pastorin Barbara Berg übergeben. Die Ornamente zierten danach zunächst die Wand hinter dem Altar, sie wurden bei der letzten Renovierung im Jahre 2006 (Öffnung der Wand mit einem Durchbruch) allerdings wieder entfernt.

Die starke Zunahme der Einwohnerzahl Lammes durch das Neubaugebiet Lammer Busch machte den Bau eines neuen Kirchhauses notwendig, das im Jahre 2007 an die Gemeinde übergeben werden konnte. Das Gebäude steht an der Stelle des alten Küsterhauses und ist durch einen gläsernen Verbindungstrakt mit der alten Kirche verbunden.

Kriegerdenkmal

Die dreiteilige Denkmalanlage befindet sich auf einem eingezäunten Grundstück in der Neudammstraße. Der Mittelteil des Denkmals ist mit einem aus Stein gefertigten Eisernen Kreuz auf der Spitze versehen. In vertieften Lettern sind die Jahreszahl 1914–1918 und die Namen der Gefallenen zu lesen: „Ihren gefallenen Helden in Dankbarkeit gewidmet. Gemeinde Lamme“. Der Stein links ist für die Gefallenen 1939–1945 und für die Vermissten der Gemeinde, ebenso der rechte Stein für die Gefallenen 1939–1945 und für die Vermissten und Heimatvertriebenen.

Ortsteile

  • Lamme
  • Tiergarten
  • Lammer Busch West
  • Lammer Busch Ost

Ortsname

Ebenso umstritten wie die Datierung Lammes auf um 800 ist die Deutung seines Namens. Der heutige Name „Lamme“ entwickelte sich einer Theorie zufolge aus dem Namen „Lammari“. Das Wort „Lammari“ setzt sich demnach aus zwei Silben zusammen.

Die erste Silbe „Lam“ ist ein verklungenes Wort für Sumpf, Morast, Schlamm. In der Tat befindet sich noch heute morastiger Boden in dem Tal zwischen dem heutigen Lamme und dem Ortsteil Tiergarten und dem Kanzlerfeld. Durch die mangelnde Entwässerung dieses Sumpfes wurde in den Regenmonaten daraus ein flacher See. In der Literatur wird somit ebenfalls auf das französische Wort „Lame“ (sprich „Lam“) hingewiesen. Es bedeutete einmal „dünne Platte, dünne Scheibe“, zum anderen „Woge“ und „See“. Die zweite Silbe „Mari“ ist erheblich jünger, rund 2000 Jahre alt. Es ist davon auszugehen, dass vorgermanische Völker, die auf diesen „Lam“ stießen, dort Anwohner vorfanden, die ihnen das Wort „Lam“ zwar mitteilten, die Bedeutung des Wortes jedoch selbst nicht mehr kannten. Die neuen Einwanderer gaben diesem Platz „Lam“ nun den Zusatz „Mari“. Das Wort „Mari“ kommt im Altdeutschen in der abgewandelten Form „meri“ vor. Es bedeutet ebenso viel wie „Sumpf“. So wurde es fortan das „Lam-Mari“.

Es besteht in diesem Gebiet eine Vielzahl von Gemeinden, die auf „mar“ enden. Bei dem benachbarten Ort „Bettmar“ ist davon auszugehen, dass mit der Silbe „mar“ dasselbe Moor gemeint war.

Einwohner

Im Jahre 1871 hatte Lamme 318 Einwohner, im Jahre 1902 329 Einwohner und 1933 393 Einwohner. Die Bevölkerungszahlen stiegen insbesondere in den 1930er Jahren durch Heimstättenansiedlung. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden 480 Einwohner gezählt. Nach 1945 war ein Bevölkerungszuwachs auf 879 Einwohner durch sog. Heimatvertriebene zu verzeichnen. 1991 zählte Lamme 1527 Einwohner. Durch die Neubaugebiete „Lammer Busch West“ und „Lammer Busch Ost“, die ab 2001 erschlossen und in den folgenden Jahren erweitert wurden, wuchs die Bevölkerung auf über 4.600 an.[1]

Öffentlicher Nahverkehr

Lamme ist über die Buslinien 411 und 450 der Braunschweiger Verkehrs-GmbH mit der Braunschweiger Innenstadt verbunden. In der Überlegung (Stand 2012) ist eine weitere Bus-Anbindung über die verlängerte Linie 418, die nach Beendigung der Umbaumaßnahmen an der Raffturmkreuzung realisiert werden soll. Weiterhin besteht eine sogenannte Vorhaltefläche für das in der Region entstehende Stadtbahnnetz, welches aber wegen der Einwände von Bürgern vorerst auf Eis gelegt wurde.

Öffentliches Leben

In Lamme existiert ein reges öffentliches Leben. Neben der Freiwilligen Feuerwehr Lamme (mit Jugendfeuerwehr) sind viele Lammer in den örtlichen Vereinen aktiv.

Vereine

  • Der Sportverein TSV Germania Lamme bietet ein breites Sportangebot aus Herren-, Frauen- und Jugendfußball, Badminton, Tischtennis, Volleyball, Basketball, Eltern & Kind-Turnen, Gesundheitssport/REHA-Sport für Kinder, Fitness und Judo.
  • Der Schützenverein „Wilhelm Tell“ im Dorfgemeinschaftshaus hat ca. 100 Mitglieder. Das Schießen mit Luftgewehr, Luftpistole und Sport-Bogen gehören zum Angebot.
  • Der Chor Lammari Cantat (lat.: „Lamme singt“) feierte 2012 sein 25-jähriges Bestehen. Er pflegt weltliches und geistliches, ernstes und heiteres, altes und neues Liedgut. Viele Gottesdienste im Jahresverlauf (die Osternacht, Erntedankfest, der Ewigkeitssonntag, Heiligabend) werden traditionell durch den Chor musikalisch mitgestaltet.
  • Die Lammer Open Air Freunde organisieren seit 1999 alljährlich das Lammer Open Air-Musikfestival.
  • Der Förderkreis "Lamme Liest!" unterstützt die Ortsbücherei und veranstaltet u.a. Autorenlesungen
  • Die Löwenfans Lamme sind ein Fanclub des Fußballvereins Eintracht Braunschweig.

Öffentliche Einrichtungen

Die ev.-luth. Kirche „St. Marien“ mit dem im Jahr 2007 eingeweihten Kirchhaus liegt im alten Dorfkern.

Die Grundschule in Lamme ist mit Beginn des Schuljahres 2005/2006 im Neubaugebiet eröffnet worden. Sie wurde zweizügig mit den Jahrgängen eins bis vier geplant. Noch vor der Fertigstellung wurde jedoch aufgrund der außergewöhnlich hohen Kinderzahl in Lamme die Notwendigkeit einer Erweiterung des Gebäudes festgestellt. Die Erweiterung der Schule um weitere vier Klassenräume wurde im Sommer 2006 abgeschlossen. 2009 wurde auf dem Schulgelände eine Turnhalle fertiggestellt, die sowohl von der Schule als auch von den örtlichen Sportvereinen genutzt wird.

Lamme besitzt drei Kindertagesstätten: Die Städtische Kindertagesstätte Lamme in der Frankenstraße betreut drei Gruppen mit je 25 Kindern. Die evangelisch-lutherische Kindertagesstätte „St.-Marien“ befindet sich in einem Gebäude mit der Grundschule Lammer Heide. Sie wurde im August 2005 eröffnet und betreut vier Gruppen. Anfang 2013 wurde die DRK-Kindertagesstätte "Wilde Wiese" eröffnet. Sie betreut in der Kinderkrippe bis zu 15 Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren und bietet im Kindergarten 50 Plätze für Kinder im Alter von 3 Jahren bis zur Einschulung.

Im November 2010 wurde ein Kinder- und Jugendzentrum in Trägerschaft des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes eröffnet.

Wappen

Das Wappen zeigt ein diagonal angebrachtes goldenes Eichenblatt und ein goldenes Kreuz, welches die obere Ecke ziert, auf einem blauen Schild. Das Eichenblatt symbolisiert die unter Naturschutz stehenden Eichen des Lammer Holzes. Des Weiteren steht es für den ehemaligen Gerichts- und Verwaltungsbezirk mit dem Namen Eich. Das Kreuz steht für die enge Bindung des Ortes zu kirchlichen und karitativen Einrichtungen wie zum Blasiusstift, dem Thomas- und dem Marienhospital sowie dem Kreuzkloster St. Crucis.

Die Farben Blau-Gelb entsprechen denen des ehemaligen Landkreises Braunschweig, zu dem Lamme vor seiner Eingemeindung gehörte. Das Wappen wurde von Arnold Rabbow entworfen und am 4. Juni 1980 vom Ortsrat Watenbüttel bestätigt.[2]

Weblinks

Commons: Lamme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Einwohnerstatistik auf braunschweig.de
  2. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, Meyer Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 20/21.