Laura Henschel-Rosenfeld

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Porträt von Laura Rosenfeld (1875). Gemälde von Maurycy Gottlieb, Öl auf Leinwand, 79 × 63 cm, Tel Aviv Museum of Art

Laura Henschel-Rosenfeld, auch Mutter Henschel genannt (geboren am 25. Dezember 1857 in Brünn, Kaisertum Österreich, als Laura Rosenfeld; gestorben im April 1944 während oder nach ihrer Deportation in das KZ Auschwitz-Birkenau) war eine österreichische Erzieherin und Philanthropin.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laura Henschel-Rosenfeld entstammte der seit dem 17. Jahrhundert in Mährisch Koritschan ansässigen jüdischen Familie Rosenfeld. Ihre Eltern waren Josef Rosenfeld und Rosa, geb. Kolisch.[1] Zu ihren 11 Geschwistern zählen Viktor Rosenfeld (1852–1919), seinerzeit einer der geachtetsten Strafverteidiger Wiens, und der Dramatiker Siegfried Rosenfeld (1857–1883; besser bekannt unter seinem Pseudonym Roderich Fels). Ein Cousin zweiten Grades war der Schriftsteller und Zionist Oskar Rosenfeld (1884–1944), der wie sie 1944 im Holocaust ermordet wurde.

Laura Rosenfeld besuchte verschiedene Mädcheninternate in Linz, Wien und Genf. 1875 oder 1876 traf sie erstmals den Maler Maurycy Gottlieb, der sich, wie einige seiner Briefe bezeugen, heftig in sie verliebte. Ob Gottlieb, der 1879 im Alter von 23 Jahren eines plötzlichen Todes starb, sich aus Kummer über diese letztlich unerwiderte Liebe das Leben nahm, ist ungewiss; jedenfalls starb er kaum zwei Wochen, nachdem Rosenfeld den Berliner Bankier Leo Henschel (1852–1909) geheiratet hatte. Die Erzählung, dass sich Gottlieb wegen gebrochenem Herzen das Leben nahm, ist untrennbar mit dem prächtigen, an die italienische Renaissance erinnernden Ölporträt verbunden, das Gottlieb 1877 von ihr malte, und das Rosenfelds Tochter Wally Marx 1955 dem Tel Aviv Museum of Art schenkte.[2]

Mit Leo Henschel hatte sie vier Töchter und führte in Berlin ein angesehenes Haus. Nach dem Tod ihres Gatten widmete sie sich der Erziehung junger Mädchen.[3] Sie gründete eine Schule, arbeitete sozial und wurde durch diese Tätigkeiten eine bekannte Philanthropin.[4]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigrierte Henschel-Rosenfeld in die Niederlande,[5] wo sie in Den Haag lebte. Als die Deutschen das Land 1940 besetzten, tauchte sie gemeinsam mit ihrer Tochter Margarete Steiner-Henschel (1880 – 1944)[6] in der Nähe von Zeist unter, wurde aber verraten. Fast blind und teils gelähmt wurde die nun 86-jährige zunächst in das Durchgangslager Westerbork verbracht, wo sich ihre Spur verliert. Zweien in Yad Vashem hinterlegten Gedenkblättern zufolge starb sie in Westerbork, nach anderen Angaben am 8. April 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eugen Kolb: Portrait of Laura Henschel-Rosenfeld, Painted by Maurycy Gottlieb. In: Nehama Guralnik (Hrsg.): In the Flower of Youth: Maurycy Gottlieb, 1856-1879 (Ausstellungskatalog). Tel Aviv Museum of Art, 1958, S. 77–91. Zweite Auflage: Dvir, Tel Aviv 1992.
  • Gespräche mit Mutter Henschel. Aufgezeichnet von Rudolf Eilhard [d. i. Rudolf Schierenberg], ausgewählt und eingeleitet von Lothar Helbing [d. i. Wolfgang Frommel]. Castrum Peregrini, Amsterdam 1952.
  • Lothar Helbing: Mutter Henschel: Eine Unvergessene. In: Die Zeit vom 10. Juli 1952 (Textabdruck aus dem Gedenkheft für Laura Henschel von Wolfgang Frommel[8])
  • Rosenfeld: Eine Familiengeschichte in Briefen, Fotos, Büchern, Dokumenten (Exportkatalog). Hrsg. vom Antiquariat Georg Fritsch, Wien 2001.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. About Laura Henschel-Rosenfeld. In: Joods Monument. Abgerufen am 7. Juni 2022 (englisch).
  2. Ezra Mendelsohn: Painting a People: Maurycy Gottlieb and Jewish Art. University Press of New England, Lebanon NH 2002, S. 41–44.
  3. Laura Henschel, in: Stefan George, Dokumente seiner Wirkung (Briefsammlung), hrsg. Wolfgang Frommel, Castrum-Peregrini-Presse, Amsterdam 1974, ISBN 90-6034-027-2. S. 115–116
  4. Hanna Blitzer: Menschen und Ereignisse. Ausgewählte Zeitungsartikel aus Israel 1984 - 2004, Hartung-Gorre, Konstanz 2008, ISBN 978-3-86628-219-3, S. 38
  5. Günter Baumann: Dichtung als Lebensform. Wolfgang Frommel zwischen George-Kreis und Castrum Peregrini, Königshausen und Neumann, Würzburg 1995, ISBN 978-3-8260-1112-2, S. 312
  6. About Margarete Steiner-Henschel, in: Joods Monument, 22. Februar 2022
  7. Einträge zu Laura Henschel in der Central Database of Shoah Victims' Names. Im älteren der beiden Gedenkblätter gibt ihre Enkelin Bathsheva Sheflan statt Westerbork den Westerwald als Sterbeort an.
  8. Günter Baumann: Dichtung als Lebensform. Wolfgang Frommel zwischen George-Kreis und Castrum Peregrini, Königshausen und Neumann, Würzburg 1995, ISBN 978-3-8260-1112-2, S. 338