Leonhard Kern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. November 2015 um 13:43 Uhr durch Rufus46 (Diskussion | Beiträge) (HC: +Kategorie:Bildhauer (Deutschland); ±Kategorie:Deutscher BildhauerKategorie:Deutscher). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Leonhard Kern: Die Muse Kalliope, um 1640
Leonhard Kern: Menschenfresserin, Elfenbeinskulptur, um 1650

Leonhard Kern (* 22. Novemberjul. / 2. Dezember 1588greg. in Forchtenberg; † 4. Apriljul. / 14. April 1662greg. in Schwäbisch Hall[1]) war ein deutscher Bildhauer.

Leben und Werk

Leonhard Kern wurde am 22. November (julianischen Kalenders) 1588 in dem hohenlohischen Städtchen Forchtenberg als vierter Sohn des Steinmetzen und Werkmeisters Michael Kern d.Ä. geboren. Er besuchte das Gymnasium in Öhringen, machte 1603 bis 1609 bei seinem älteren Bruder Michael Kern d.J. in Würzburg eine Bildhauerlehre. Danach hielt er sich für Studienzwecke bis 1613/14 in Italien auf, machte von dort aus einen Abstecher nach Nordafrika und war zwei Jahre in Rom, wo er sich intensiv mit der italienischen Skulptur des 16. Jahrhunderts befasste. Über Ljubljana (Slowenien) und Gornji Grad (Slowenien), wo er als erste datierte Arbeit 1613 den Hochaltar der Stiftskirche anfertigte, reiste er in die Heimat zurück. 1614 heiratete er in Forchtenberg Amalia Zöllner, die Tochter eines Amtsschreibers. Mit ihr hatte er mindestens 14 Kinder, von denen die meisten früh starben. Zunächst arbeitete er in der Werkstatt seines Bruders Michael, wandte sich von dort nach Heidelberg an den Hof des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, von wo aus er 1617 in Nürnberg eine Monumentalgruppe, die unter anderem vier Tierfiguren aus dem Bibelbuch Daniel umfasste, für die drei Barockportale des Nürnberger Rathauses anfertigte. Aufgrund der Verwicklung der Pfalz in den Dreißigjährigen Krieg verließ er Heidelberg jedoch bald wieder und ließ sich 1620 in der Reichsstadt Schwäbisch Hall nieder. Hier gründete er eine eigene Werkstatt, mit der er sich auf die Herstellung kleinfiguriger Kabinettstücke mit breitem Themenkreis spezialisierte.

Ein häufig benutztes Arbeitsmaterial Kerns war Elfenbein. Neben religiösen und mythologischen sowie Genreszenen spiegeln sich in seinen Arbeiten auch die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges wider, die er in Schwäbisch Hall miterlebte. Kerns Arbeiten zeichneten sich durch hohe handwerkliche Meisterschaft und künstlerisch-gestalterisches Geschick aus. Stilistisch vertrat er die klassisch-realistische Stilrichtung in der deutschen Barockskulptur. Er gilt heute als einer der wichtigsten deutschen Bildhauer des 17. Jahrhunderts. Seine Arbeiten waren schon zu Lebzeiten hochgeschätzt, wie 1648 die Ernennung zum kurbrandenburgischen Hofbildhauer zeigt. Viele seiner besten Arbeiten gelangten in den Besitz großer und bedeutender Kunstsammler - vielfach Adlige und Fürsten - in ganz Europa und in deren Kunst- und Wunderkammern. Trotz der widrigen Zeitumstände konnte er ein erhebliches Vermögen erwerben, das ihm den Erwerb des Schlösschens von Tullau ermöglichte. Er starb am 4. April 1662 in seinem Stadthaus in Schwäbisch Hall und wurde am 6. April begraben.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Herta Beutter: „Ein kunstlicher geschwinder Bildhauer, alles Lobs und Ehren werth“. Biographische Notizen zu Leonhard und Amalia Kern. In: Harald Siebenmorgen (Hrsg.): Leonhard Kern (1588-1662). Meisterwerke der Bildhauerei für die Kunstkammern Europas. Thorbecke, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-3301-X (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch Hall. Band 2), S. 15–30, hier S. 25

Literatur

  • August Wintterlin: Kern. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 633–635.
  • Elisabeth Grünenwald: Kern, Leonhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 515 f. (Digitalisat).
  • Elisabeth Grünenwald: Leonhard Kern. Ein Bildhauer des Barock. Eppinger, Schwäbisch Hall 1959 (Forschungen aus Württembergisch Franken. Band 2).
  • Harald Siebenmorgen (Hrsg.): Leonhard Kern (1588-1662). Meisterwerke der Bildhauerei für die Kunstkammern Europas. Thorbecke, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-3301-X (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch Hall. Band 2).
  • Harald Siebenmorgen (Hrsg.): Leonhard Kern (1588–1662). Neue Forschungsbeiträge. Thorbecke, Sigmaringen 1990, ISBN 3-7995-3302-8 (Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch Hall. Band 2 – Supplement).

Weblinks

Commons: Leonhard Kern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien