Leopold Koppel

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"Beim Friedensfürsten", Leopold Koppel als Stifter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Elektrochemie (andere Stifter Eduard Arnhold und James Simon), anonyme Karikatur aus dem Jahr 1914

Leopold Koppel (* 20. Oktober 1854 in Dresden; † 29. August 1933 in Berlin) war ein deutsch-jüdischer Bankier.

Wirtschaftliche Tätigkeit

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dresden und dem Abschluss einer Banklehre machte sich Leopold Koppel mit der Privatbank Koppel & Co. selbständig 1890 verlegte er das Geschäft nach Berlin, wo es sich ausgesprochen gut entwickelte. Als Geschäftssitz wurde sofort eine renommierte Lage gewählt: Unter den Linden 52. 1906 erfolgte der Umzug an den Pariser Platz 6. 1892 gründete Leopold Koppel zusammen mit dem Chemiker Carl Auer von Welsbach die Deutsche Gasglühlicht AG (Degea, auch DGA), deren Hauptfinanzier Koppel & Co. waren und bei welcher Leopold Koppel den Aufsichtsratsvorsitz übernahm. Von der Degea (später "Auer-Gesellschaft") wurden 1918 die Osram-Werke abgetrennt. Daneben hatte Leopold Koppel Aufsichtsratsmandate in einer Reihe anderer Unternehmen inne, darunter auch in der Hotel-Betriebs-AG, welche die Berliner Nobelhotels Bristol, Central und Westminster betrieb, sowie in der von seinem Bruder Arthur Koppel (1851–1908) geführten Lokomotiv-Firma Arthur Koppel AG. Seine hohe Stellung in der Wirtschaftswelt kamen in seiner Ernennung zum Kommerzienrat (1891) und zum Geheimen Kommerzienrat (1900) zum Ausdruck. Zudem war er der zweite Vertreter des Berliner Wirtschaftsbürgertums, dem der königlich-preußischen Wilhelmsorden verliehen wurde. Seit 1891 gehörte Leopold Koppel der Gesellschaft der Freunde an.

Der Berliner Bankier Ernst von Mendelssohn-Bartholdy sandte 1905 auf offizielle Nachfrage folgende Charakteristik an das preußische Kultusministerium: "Koppel gilt für äußerst befähigt und schlau. Geschäftliche Verbindlichkeiten sind stets prompt erfüllt worden, doch rät man, Abmachungen größerer Art lieber vor einem tüchtigen Rechtsanwalt abzuschließen. Sein Charakter soll sich mit der Steigerung des Vermögens verbessert haben."

Soziales Engagement und Wissenschaftsförderung

Ehrengrab, Thuner Platz 2-4, in Berlin-Lichterfelde

1903 schlug Leopold Koppel dem Deutschen Reich vor, 2,1 Millionen Mark für den Bau von Ledigenheimen zu stiften, um „dem Schlafstellenunwesen ein Ende zu bereiten“. Das Reich sollte einen gleich hohen Betrag als Hypothek zu günstigen Konditionen zuzahlen. Ziel der Initiative war es, den betroffenen Personenkreis „zur Abkehr von der Partei zu bringen, welche den Umsturz auf ihre Fahnen geschrieben hat“, also von den Sozialdemokraten. Das Projekt scheiterte an der Bedingung Koppels, „hierbei absolut incognito zu bleiben“, was staatlicherseits unerwünscht war.

1905 gründete Leopold Koppel anlässlich der Silberhochzeit Wilhelms II. die Koppel-Stiftung zur Förderung der geistigen Beziehungen Deutschlands zum Ausland (ab 1913 Leopold-Koppel-Stiftung) mit einem Grundkapital von 1.000.000 M. Diese Stiftung bezuschusste unter anderem die deutsche Medizinschule in Shanghai und die deutsche Hochschule in Tsingtau sowie ab 1913 das Gehalt für das neue Mitglied der Königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften Albert Einstein. Noch herausragender war die Beteiligung am Aufbau der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (KWG) ab 1911 und einiger ihrer Organe. Leopold Koppel unterstützte nicht nur als Fördermitglied die KWG als Ganzes, was sich in seiner Wahl zum Senator von 1911 bis 1933 widerspiegelte. Er stiftete zudem einen Einmalbetrag von 1.000.000 M zur Gründung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie sowie einen jährlichen Zuschuss für dessen Arbeit in Höhe von 35.000 M. Zur Gründung der Kaiser-Wilhelm-Stiftung für Kriegstechnische Wissenschaft (KWKW) 1916/17 trug er durch eine Stiftung von 2.000.000 Mark in Form von Kriegsanleihen bei.

Privatleben

Leopold Koppel war verheiratet und hatte mehrere Töchter und einen Sohn. Seine Frau Helene Halberstam ist 1900 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee bestattet worden. Sein Sohn Albert Leopold Koppel (* 1889) wurde Teilhaber im väterlichen Bankhaus. In seiner Villa in der Rauchstraße 22 im Tiergartenviertel (Kauf 1893) befand sich eine Sammlung mit Gemälden von Barockmalern wie Rembrandt, Peter Paul Rubens und van Dyck. Die Sammlung wurde auf Rat Wilhelm von Bodes zusammengestellt.

Zeit des Nationalsozialismus und Tod

Leopold Koppel geriet bereits ganz zu Beginn der NS-Herrschaft unter starken Druck. So musste er bereits im Mai 1933 aus dem Senat der KWG ausscheiden. Im August 1933 verstarb Leopold Koppel und wurde auf dem Parkfriedhof Lichterfelde beerdigt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin. Das von ihm begründete Bankhaus Koppel & Co. verschwand ca. 1934, entweder durch erzwungene Liquidation oder durch „Arisierung“. Die Kinder emigrierten nach Kanada und in die USA.

Literatur

  • Christof Biggeleben: Das „Bollwerk des Bürgertums“. Die Berliner Kaufmannschaft 1870–1920. (= Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Band 17.) C. H. Beck, München 2006.
  • Dieter Hoffmann, Hermann Simon: Leopold Koppel (1854-1933) : Bankier, Philanthrop, Wissenschaftsmäzen, Berlin : Hentrich und Hentrich, Berlin 2010, Reihe Jüdische Miniaturen Band 91, ISBN 978-3-941450-15-8.
  • Christoph Kreutzmüller: Zum Umgang der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft mit Geld und Gut. Immobilientransfers und jüdische Stiftungen 1933–1945. (= Ergebnisse, 27.) Berlin 2005. online (PDF; 567 kB)
  • Margit Szöllösi-Janze: Fritz Haber 1868-1934. C. H. Beck, München 1998.
  • Günter Wendel: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1911-1914. Zur Anatomie einer imperialistischen Forschungsgesellschaft. (= Studien zur Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Band 4.) Akademie, Berlin (Ost) 1975.
  • Eike Schierhorn: Leopold Koppel. Wer war das? In: Berliner Wissenschaftshistorische Kolloquien XII, Beiträge zur Astronomie- und Physikgeschichte. Akademie der Wissenschaften der DDR, Institut für Theorie, Geschichte und Organisation der Wissenschaft, Kolloquien, Heft 61, Berlin 1987, S. 117–128.