Lippramsdorf

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Lippramsdorf
Koordinaten: 51° 43′ N, 7° 6′ OKoordinaten: 51° 42′ 55″ N, 7° 5′ 47″ O
Höhe: 42 m ü. NN
Fläche: 19,44 km²
Einwohner: 3592 (31. Dez. 2012)[1]
Bevölkerungsdichte: 185 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 45721
Vorwahl: 02360
Der zentrale Platz in Lippramsdorf
Der zentrale Platz in Lippramsdorf
Die Kirche St. Lambertus
Ehrenmal

Lippramsdorf (Niederdeutsch: Ranstrop) ist der zweitgrößte Ortsteil der Stadt Haltern am See in Nordrhein-Westfalen mit 3751 Einwohnern.

Geographische Lage

Der Ort liegt im südwestlichen Münsterland im Lippetal nördlich der Lippe.

Geschichte

Hramestorpe, der alte Name Lippramsdorfs, findet seine erste urkundliche Erwähnung in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 889. Damals gehörte Lippramsdorf wohl noch zur Pfarre Lembeck. Das 1230 gegründete Zisterzienserinnenkloster Marienborn wurde bereits 1243/44 nach Coesfeld verlegt. Es befand sich ca. fünf Kilometer nördlich der Kirche in der Hohen Mark. Schloss Lembeck und ab 1491 das Haus Ostendorf hatten das Präsentationsrecht. Das Haus Ostendorf gelangte 1358 an die Familie von Raesfeld und blieb vier Jahrhunderte in deren Besitz, erst 1825 wechselte es zum Grafen von Merveldt zu Lembeck. Bis 1803 war der Bischof von Münster Landesherr.

Lippramsdorf wurde 1811 mit Haltern vereinigt, 1837 von der Stadt Haltern getrennt und 1843 dem Amt Haltern eingefügt. Bei der ersten (preußischen) kommunalen Gebietsreform 1929 wurden Stadt und Amt Haltern, und damit auch Lippramsdorf als amtsangehörige Gemeinde des Amtes Haltern, aus dem Kreis Coesfeld aus- und in den Kreis Recklinghausen eingekreist. Im Rahmen der (zweiten) kommunalen Gebietsreform am 1. Januar 1975 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Lippramsdorf in die um die Gemeinden des Amtes Haltern vergrößerte Stadt Haltern eingemeindet.[2] Dadurch verlor Lippramsdorf seine kommunale Selbstständigkeit und ist nunmehr ein Ortsteil der heutigen Stadt Haltern am See.

Am Lippeufer wurde 1963 Schacht 8 der Zeche Auguste Victoria niedergebracht (Welt-Icon). 1978 bis 1982 wurde die Anlage als Seilfahrts- und Materialförderschacht ausgebaut. Dabei wurde eine Teufe von 1330 m erreicht. Die Anlage war bis zum Dezember 2015 Teil eines der letzten fördernden Bergwerke des Ruhrbergbaus. Dessen Nordwanderung prägte Lippramsdorf für mehrere Jahrzehnte. Als Folge des Bergbaus wurden jedoch auch vermehrt Bergschäden beschrieben, insbesondere im Ortsteil Mersch.

Sehenswürdigkeiten

  • Haus Ostendorf im Ortsteil Lippramsdorf-Freiheit (ehemalige Wasserburg und Wohnsitz der Familie von Raesfeld zu Ostendorf; heute Betriebshof eines Bauunternehmens)
  • Biotop im Ortsteil Lippramsdorf-Mersch (stehendes Gewässer, das durch Bergsenkungen bereits in den 1980er Jahren in einem ehemaligen Flussbett der Lippe entstanden ist)
  • Ludgerusbrunnen im Ortsteil Lippramsdorf-Tannenberg (angeblich auf der ersten Bischof von Münster, Liudger, zurückzuführende Brunnengrabung auf einer leichten Geländekuppe; Wasserspiegel nur 2,8 m unter Rasenkante; selbst in extremen Trockenjahren, z. B. 1911, trotz regelmäßiger Wasserentnahme noch nie trocken gefallen)
  • Tannenbergkapelle im Ortsteil Lippramsdorf-Tannenberg (auf Grund eines Gelübdes nach überstandener Lebensgefahr errichtete St.-Anna-Kapelle)
  • St.-Lambertus-Pfarrkirche (im Krieg 1945 zerstört, heutiger Kirchbau stammt aus dem Jahre 1951)
  • Heimathaus Lippramsdorf
  • Marienkapelle zur Trösterin der Betrübten: Die kleine Hof-Kapelle entstand 2011 bis 2012 an Stelle eines älteren Vorgängerbaus und wurde am 25. Mai 2012 geweiht. Bauherr war die ortsansässige Familie Belustedde, die mit der Privatkapelle ein zuvor abgelegtes Gelübde erfüllte. Als Vorbild diente die Gnadenkapelle aus Kevelaer. Die Lippramsdorfer Kapelle besitzt einen sechseckigen Grundriss und hat einen Durchmesser von 7,50 Meter. Im Inneren haben ca. 25 Personen Platz. Die Fenster und einige Einrichtungsgegenstände stammen aus dem Bistumsarchiv Münster. Die Marienkapelle ist öffentlich zugänglich und wird auch als Wallfahrtsstation zum Annaberg genutzt.[3]

Persönlichkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Telekommunikation

Da Lippramsdorf bis 1975 eine eigenständige Gemeinde war, hat es, trotz der geringen Einwohnerzahl, eine eigene Vorwahl.

Verkehr

Über das Fernstraßennetz ist Lippramsdorf über die A 43 WuppertalMünster, Ausfahrt Haltern, sowie über die B 58 zu erreichen.

Lippramsdorf verfügte ab 1877 über eine Haltestelle an der 1874 eröffneten Strecke Haltern – Wesel – Venlo. 1901 wurde diese geschlossen und weiter westlich durch einen Bahnhof ersetzt. Der Bahnhof Lippramsdorf war bis 1962 Halt von Personenzügen und bis 1986 von Güterzügen.[4] Nach der Stilllegung der Strecke befindet sich das denkmalgeschützte Gebäude in Privatbesitz.[5] Das Bahnhofsgelände liegt bereits außerhalb von Lippramsdorf auf dem Gebiet der Stadt Marl.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadt Haltern am See: Zahlen & Fakten
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 316.
  3. Bericht über Kapelle auf der Webseite des Bistums Münster vom 23. Mai 2012
  4. Rolf Swoboda: Venloer Bahn. Haltern – Wesel – Venlo. VBN Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2010, ISBN 978-3-941712-04-1, S. 316–319.
  5. Rolf Swoboda: Venloer Bahn. Haltern – Wesel – Venlo. VBN Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2010, ISBN 978-3-941712-04-1, S. 241–242.