Lizzie Borden

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Lizzie Borden

Lizzie Borden (* 19. Juli 1860 in Fall River, Massachusetts; † 1. Juni 1927 ebenda) war eine US-Amerikanerin, die des Mordes an ihrem Vater und ihrer Stiefmutter verdächtigt und danach freigesprochen wurde. Die Umstände der Verhandlung und der Urteilsspruch erweckten große mediale Aufmerksamkeit. Der tatsächliche Tathergang ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Ihr Leben

Mit zwei Jahren verlor Lizzie Borden ihre Mutter. Nach dem Tod der Mutter übernahm ihre Schwester Emma die Erziehung von Lizzie. Ihr Vater Andrew Borden heiratete später Abby Durfee Grey. Obwohl die Familie sehr wohlhabend war, lebte sie eher spartanisch. Lizzie Borden störte diese Situation, weil sie sich wünschte, etwas mehr wie die Reichen zu leben. Bordens Vater verbot ihr den Umgang mit der Gesellschaft. Sie durfte sich nur noch in der Kirche engagieren. Durch dieses Umgangsverbot entwickelte Lizzie Hass auf ihren Vater.

Die Morde

Lizzie Bordens ermordeter Vater
Abby Bordens Leichnam

Einer der bekanntesten Morde der amerikanischen Geschichte wurde am 4. August 1892 verübt. Die Opfer dieser Morde waren Andrew und Abby Borden. Lizzies Stiefmutter wurde im Gästezimmer des Hauses ermordet aufgefunden, wo sie bäuchlings auf dem Boden lag. Ihre Leiche wies etwa 18 Verletzungen im Rücken auf.[1][2] Anhand der Art der Einstiche konnte man als Mordwaffe einen axtähnlichen Gegenstand bestimmen. Andrew Bordens Leiche fand man im Erdgeschoss des Hauses. Es hatte den Anschein, als hätte man ihn während seines Mittagsschlafes getötet. Er wurde wie seine Frau ebenfalls mit einem axtähnlichen Gegenstand ermordet. Als man die Menge an geronnenem Blut der beiden Opfer verglich, stellte man fest, dass Abby etwa zwei Stunden vor ihrem Mann getötet worden war.

Zum Zeitpunkt des Mordes waren nur das Dienstmädchen Bridget Sullivan und Lizzie Borden auf dem Anwesen. Sullivan gab bei der Polizei an, dass sie zum Tatzeitpunkt in ihrem Zimmer geschlafen habe, weil sie sich unwohl fühlte. Auch schien sie keinen Grund gehabt zu haben, ihre Arbeitgeber zu ermorden. Lizzie Borden, damals 32 Jahre alt und unverheiratet, hatte hingegen ein Motiv, und ihre Aussagen waren zum Teil widersprüchlich. Sie gab an, zum Todeszeitpunkt ihrer Stiefmutter im Erdgeschoss gewesen zu sein und nichts Außergewöhnliches gehört zu haben. Als ihr Vater getötet wurde, war sie laut ihren Angaben in der Scheune der Familie Borden. Ihr zweites Alibi konnte jedoch von der Polizei widerlegt werden. Man stellte fest, dass die Scheune sehr staubig war und jeder, der sie betrat, Spuren hinterlassen haben müsste. Außer den Spuren der Polizeibeamten, die die Scheune untersuchten, waren jedoch keine weiteren zu finden.

Im Haus der Familie fand die Polizei ein Beil, das zu den Wunden der beiden Opfer passte. Jemand hatte offensichtlich versucht, dieses Beil mit weißer Asche zu reinigen. Ferner war Lizzie Borden dabei beobachtet worden, wie sie ein Kleid mit braunen Flecken verbrannte; sie sagte aus, es habe sich dabei um Lackflecken gehandelt. Emma Borden, Lizzies ältere Schwester, und John Morse, ein Gast der Familie zur Zeit der Morde, hatten jeweils ein Alibi. Lizzie Borden war die Hauptverdächtige in diesen Mordfällen, da die Indizien gegen sie sprachen.

Die Folgen des Mordes

Lizzie Borden wurde wegen Verdachts des zweifachen Mordes verhaftet, erklärte aber vor Gericht, dass sie unschuldig sei. Sie nahm damals einen der besten Verteidiger, der für Geld zu haben war, den ehemaligen Gouverneur von Massachusetts George D. Robinson. Die Geschworenen berieten eine Stunde lang, und Lizzie wurde schließlich in beiden Anklagepunkten freigesprochen.

Nach dem Freispruch zog Lizzie mit ihrer Schwester auf den „großen Hügel“ und benutzte das kleine Vermögen ihres Vaters, um das Leben zu führen, von dem sie schon immer geträumt hatte. Die Bürger von Fall River jedoch haben Lizzie bis zu ihrem Lebensende geächtet. Die Mordfälle an Abby und Andrew Borden wurden nie vollständig geklärt.

Rezeption

Der Fall ist bis heute in der Popkultur präsent und der Name der Lizzie Borden ziemlich bekannt. So benannte sich die amerikanische Heavy-Metal-Band Lizzy Borden nach dem historischen Vorbild, und der US-Krimischriftsteller Walter Satterthwait schrieb zwei Romane, in denen Lizzie Borden als Protagonistin auftritt. In zwei Episoden der fünften Staffel der Cartoon-Serie The Simpsons tritt Borden zusammen mit anderen „Verdammten“ wie Benedict Arnold, John Wilkes Booth und Blackbeard als Geschworene in einem Prozess des Teufels gegen Homer Simpson auf, und in der anderen Episode wird das Stück „Lizzie Borden“ aufgeführt. Außerdem verarbeitete die amerikanische Band Flotsam and Jetsam den Mord an Lizzie Bordens Eltern im Lied She Took an Axe („Sie nahm eine Axt“) auf ihrem Debütalbum Doomsday for the Deceiver. In der Serie Warehouse 13 (Staffel 2, Folge 12) taucht Lizzie Bordens Puderdose als ein Artefakt auf, das denjenigen, der in den Spiegel blickt, dazu bringt, seine Liebsten mit einer Axt zu töten. In der 20. Episode der sechsten Staffel der Serie Falcon Crest wird die Serienfigur Melissa Agretti mit den Worten „Spielst du Lizzie Borden?“ davon abgehalten, rasend vor Eifersucht eine Tür mit einer Axt einzuschlagen, hinter der sie ihren Ehemann bei einem intimen Treffen mit einer Nebenbuhlerin weiß. Sie antwortet darauf hysterisch lachend: „Lizzie Borden schlug den Mann mit 40 Schlägen tot. Als sie sah, was sie getan hat, kam seine Freundin dran!“

2001 brachte die amerikanische Spielzeugfirma Mezco Toyz in ihrer zweiten Serie der Living Dead Dolls eine auf Lizzie Borden basierende Puppe auf den Markt.[3]

Amanda Palmer verarbeitete den Fall von Lizzie Borden in ihrem Song Ukulele Anthem in der Textzeile: „Lizzie Borden took an axe and gave her mother forty whacks – then gave her father forty-one, and left a tragic puzzle“, eventuell als Referenz zur oben beschriebenen Falcon–Crest–Episode. Palmer benutzt Lizzie Borden als Beispiel dafür was passiert, wenn Menschen von ihren inneren Wünschen abgehalten werden und sich nicht ausleben dürfen.[4]

Zudem handelt es sich in der 11. Staffel von Supernatural in der 5. Folge um Lizzie Borden.

Der amerikanische Sender Lifetime verarbeitete die Thematik 2014 in der TV-Verfilmung Lizzie Borden Took an Ax mit Christina Ricci in der Hauptrolle.[5] 2015 folgte eine auf dem TV-Film aufbauende achtteilige Mini-Serie mit dem Titel The Lizzie Borden Chronicles.

Wissenswertes

  • Sie hatte drei Anwälte: Andrew V. Jennings, Melvin O. Adams und George D. Robinson.
  • Ihren Namen änderte sie nach dem Prozess in Lizabeth Andrew Borden. [6]
  • Lizzie und Emma hatten einen illegitimen Bruder, William Borden, Schlachter und Pferdefleischhändler, der wütend war, weil er vom Vater kein Geld bekam und er auch kein Anrecht nach dessen Tod hatte.
  • Das Hausmädchen Bridget musste ständig erniedrigende und gefährliche Arbeiten erledigen.
  • Einen Tag vor der Tat besuchte der Onkel, Bruder der Mutter der Mädchen, John Morse, das Haus, was sehr selten vorkam, und es gab einen wütenden, bösen Streit mit dem Vater.
  • Das hinterlassene Vermögen des Vaters betrug damals etwa 300.000 USD[7] (nach heutigem Stand $9.219.385).
  • Der Anwalt Andrew Jackson Jennings sicherte nach der Verhandlung das handlose Beil, einige blutige Kissenbezüge und bewahrte andere Gegenstände in einer viktorianischen Badewanne auf seinem Dachboden auf. 2012 wurden auf diesem Dachboden einige sehr interessante neue Artefakte entdeckt: zwei Schriftstücke bzw. Akten, die Jennings während der Arbeit an dem Fall Lizzie Borden gesammelt hatte, mit einigen interessanten Fakten und Informationen im Inneren. Kurator Michael Martins von der Fall River Historical Society berief sich demnach auf Schilderungen eines Enkels von Jennings. Martins veröffentlichte diese Informationen in seinem Buch Parallel Lives: A Social History of Lizzie A. Borden and Her Fall River.[8]

Literatur

  • Arnold Brown: Lizzie Borden. The Legend, the Truth, the Final Chapter, Nashville 1991, ISBN 1-55853-099-1.
  • Agnes de Mille: Lizzie Borden. A Dance of Death. Boston 1968.
  • Victoria Lincoln: A Private Disgrace. Lizzie Borden by Daylight. New York 1986.
  • Michael Martins, Dennis A. Binette: Parallel Lives. A Social History of Lizzie A. Borden and Her Fall River. Fall River (MA) 2011, ISBN 978-0-9641248-1-3.
  • William Masterton: Lizzie Didn't Do It! Boston 2000, ISBN 0-8283-2052-7.
  • Edmund Pearson: The Trial of Lizzie Borden, edited, with a history of the case. 1937 (Neuauflage 1989).

Einzelnachweise

  1. Lizzie Borden Took An Ax. In: TruTv. Abgerufen am 8. Dezember 2010.
  2. Cecil Adams: Did Lizzie Borden kill her parents with an ax because she was discovered having a lesbian affair? In: The Straight Dope. 13. März 2001, abgerufen am 8. Dezember 2010.
  3. Lizzie Borden – Living Dead Dolls Series 2. Abgerufen am 4. August 2014.
  4. Ukulele Anthem - Amanda Palmer. Abgerufen am 10. Mai 2015.
  5. Filmchecker – Review: “Lizzie Borden Took an Ax” (2014). Abgerufen am 2. Januar 2016.
  6. LIZZIE BORDEN TOOK AN AXE, BUT NOW THE ‘BLOW’ COULD BE THE CASE ITSELF WIDE OPEN! - truthcontrol.com
  7. https://books.google.de/books?id=LVATkFz36JEC&pg=PA1634&lpg=PA1634&dq=andrew+borden+300,000&source=bl&ots=-ZJF0PyWHv&sig=0shAPmQd9hNEloKqafKSZLXq7vE&hl=en&sa=X&ei=3QNlVZy-HsLYU7TBgIgO&ved=0CC8Q6AEwAg#v=onepage&q&f=false
  8. Doctor Gash: New Info in Lizzie Borden Case after 120 Years. In: Dread Central. 16. März 2012, abgerufen am 16. März 2012.