Madruzzo (Adelsgeschlecht)

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Familienwappen
Cristoforo Madruzzo (1512–1578)
Giovanni Ludovico Madruzzo (1532–1600)
Carlo Gaudenzio Madruzzo (1562–1629)
Carlo Emanuele Madruzzo (1599–1658)

Die Madruzzo (dt. Madrutz u.ä.) waren eine Adelsfamilie mit dem Stammsitz Schloss Madrutz (italienisch Castello Madruzzo) in Lasino. Sie stellte in der frühen Neuzeit vier Fürstbischöfe von Trient und damit die Herrscher über das Trentino und erlangte auch auf europäischem Niveau zwischen Reich und Papst einige Bedeutung.

Geschichte

Das Geschlecht der Madruzzo nannte sich ursprünglich nach ihren Besitzungen Nanno (heute Teil der Gemeinde Ville d’Anaunia) und Denno (heute Teil der Comunità della Val di Non.), beides Ortschaften die heute Teil der autonomen Provinz Trentino in der Region Trentino-Südtirol in Norditalien sind.

Der erste geschichtlich fassbare Vertreter dieser Familie war Roberto signore di Nanno, der am 23. Juli 1217 urkundlich auftritt. [1]

Schloss und Herrschaft Madruzzo in Lasino im Valle dei Laghi, die ursprünglich einer 1380 erloschenen Familie gehörten, die sich nach Madruzzo nannte, wurden 1447 von Aliprando, einem Sohn von Guglielmo di Denno-Nanno käuflich von späteren Besitzern erworben. Seit 1452 nannte sich dessen Bruder, der nähere Stammvater der Familie, Giovanni di Nanno († vor 1469) auch Herr von Madruzzo. Er war zugleich auch „Sindaco“ (etwa: Bürgermeister) von Madruzzo, Calavino und Lasino (alle in der Provinz Trento und seit 2016 in der Gemeinde Madruzzo zusammengelegt). Ab 1475 nannten sich seine Nachkommen vorwiegend nach Madruzzo [2] Dessen Sohn Federico von Nano, Herr von Madruzzo, kommandierte 1487 für den römisch-deutschen König Maximilian I. Truppen gegen Venedig.

Mit Giovanni Gaudenzio Madruzzo, dem Sohn Federicos, begann die Blütezeit der Madruzzo. Dieser erwarb sich in Diensten Kaiser Karls V. militärischen Ruhm und freiherrlichen Adel. Sein Sohn Cristoforo Madruzzo (1512–1578) wurde 1539 Fürstbischof von Trient und damit Herrscher über das Trentino. Diese Position, die die Familie weit über ein Jahrhundert besetzen konnte, bildete die Basis für ihre Machtstellung. Cristoforo war außerdem Gastgeber und bedeutender Theologe des Konzils von Trient. Die Zugehörigkeit sowohl zum Heiligen Römischen Reich und dem Haus Habsburg, als auch zum italienischen Kulturbereich (unter anderem als Kardinäle der Kurie) wies den Trientiner Fürstbischöfen zudem ein Mittlerrolle zwischen beiden zu, aus der die Bedeutung der Familie wuchs. Geschickte Heiratspolitik verband sie überdies mit mächtigen europäischen Adelsfamilien, so den Medici, Fugger, Gonzaga und Altemps verband. Mit dem vierten Trientiner Fürstbischof der Familie, Carlo Emanuele Madruzzo starb 1656 die Familie im Mannesstamme aus. Sein Gesuch, sich in den Laienstand versetzen zu lassen, um das Aussterben zu verhindern, wurde vom Papst abgelehnt. Freilich hinterließ er einige illigetime Nachkommen, die auch weiterhin politisch und wissenschaftlich hervortraten.

Dem aus einer Seitenlinie stammenden Andreas Nikolaus Madruzzo (1685–1726) gelang es, offiziell als Nachfahre des Geschlechts bestätigt zu werden, jedoch starb auch diese Linie 1796 im Mannesstamm aus.

Mitglieder des Hauptzweigs

  • Giovanni Gaudenzio di Madruzzo (1486–1550) ⚭ 1507 Euphemia von Sporemberg (* ca. 1490)[3]- Sparrenberg[4]
    • Nicola di Madruzzo (1508–1572) ⚭ 1530 Helene von Lamberg († 1559) ⚭ 1560 Gerardina von Arco (1499–1551)
      • Ferdinando Fortunato di Madruzzo (1534–1556) ⚭ Ursula Margarethe, Gräfin von Hohenems (1536–1608)
        • Niccolò IV. di Madruzzo
        • Gianangelo Gaudenzio di Madruzzo, Barone d’Avy (1562–1618) ⚭ 1562 Caterina Orsini ⚭ 1584 Alfonsina Gonzaga
        • Elena di Madruzzo (1564–1627) ⚭ Georg, Graf Fugger von Nordendorf
        • Orsola di Madruzzo ⚭ Christoph von Wolkenstein-Rodenegg
        • Cecilia di Madruzzo († 1633)
      • Giovanni Frederico di Madruzzo (1535–1586) ⚭ 1557 Isabelle de Challant (1531–1596)
        • Emmanuele Renato di Madruzzo († 1614) ⚭ 1596 Emmanuelle Philiberte de Seyssel
          • Carlo Emanuele Madruzzo (1599–1658), Graf von Challant, Fenis, Avio Aaberg, Fürstbischof von Trient
          • Vittorio Gaudenzio Madruzzo († 1631), Earl of Challant, Fenis, Avio und Aaberg oo Ersilia d’Adda
        • Carlo Gaudenzio Madruzzo (1562–1629) Fürstbischof von Trient, Kardinal (1604), Bischof von Smyrna (1595), Bischof von Sabina (1606)
        • Gian Gaudenzio de Madruzzo
        • Cristina de Madruzzo (1563–1624) ⚭ 1581 Claudius von Salm († 1583), oo 1583 Conte di Roussilon
        • Gabriele Ferdinando de Madruzzo, Baron di Bauffremont (1564–1507) ⚭ 1598 Bonne de Livron
        • Margherita de Madruzzo (1565–1602) ⚭ Delfino Tizzoni Maria Graf von Desana
        • Caterina de Madruzzo (1570–1623) ⚭ Hannibal Grimaldi, Graf von Boglio
        • Elena de Bona Madruzzo (1572–1639) ⚭ Prospero Frichignono, Conte di Castellengo e Tronzano
        • Eleonora de Madruzzo (1573–1636) ⚭ Carlo Adriano Costa, Conte di Polonghera, Arignano e Fortepasso
        • Isabella de Madruzzo oo Guido Conte di San Giorgio
      • Euphemia von Madrutz
      • Giovanni Ludovico Madruzzo (1532–1600), Fürstbischof von Trient und Kardinal
      • Elisabetta di Madruzzo (1538–1592) ⚭ Johann von Wolkenstein-Rodenegg
      • Odorico di Madruzzo
      • Gaudenzio Madruzzo
      • George Madruzzo
      • Giulia di Madruzzo ⚭ Leopold, Freiherr von Herberstein
      • Eriprando di Madruzzo
      • Cristoforo di Madruzzo
      • Alessandro di Madruzzo
      • Isabella di Madruzzo ⚭ Johann von Wolkenstein
      • Gaudenzio di Madruzzo
    • Cristoforo Madruzzo (1512–1578), Fürstbischof von Trient, Bischof von Tusculum und Kardinal
    • Eriprando Baron di Madruzzo (1523–1547) ⚭ Maxentia Floriani
    • George Madruzzo († 1560)
    • Balthasar von Madrutz
    • Marta di Madruzzo ⚭ Joseph von Egger
    • Katharina von Madrutz († 1551) ⚭ Ulrich zu Spaur und Flavon (1495–1549)
    • Birgitta von Madrutz († 1576) ⚭ 1531 Johann Freiherr zu Trautson Sprechenstein (1509–1589)

Wappen

Wappen der Familie Madruzzo in Siebmachers Wappenbuch von 1605

Der Wappenschild ist geviert. Er zeigt in Feld 1 und 4 sechs schräggestellte Balken in Silber und Blau, das Wappen der Familie Nano, in Feld 2 und 3 auf schwarzem Grund einen silbernen Fünfberg, der mit einem Roten Sparren belegt ist, das Wappen der Familie Sparrenberg (Sparemberg). Der Mittelschild zeigt das alte Madruzzowappen in Rot, in der unteren Hälfte zwei silberne Pfähle.

Rezeption

Benito Mussolini schrieb 1910 einen historischen Roman (L’amante del cardinale, dt. Die Mätresse des Kardinals), in dem er das mutmaßlich dekadente Ende der Familie um den vierten und letzten Fürstbischof thematisiert.

Literatur

Weblinks

Commons: House of Madruzzo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Neue Folge, Band XVI Bayern und Franken, Tafel 8, Verlag J. A. Stargardt, Berlin, 1995
  2. Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Neue Folge, Band XVI Bayern und Franken, Tafel 8, Verlag J. A. Stargardt, Berlin, 1995
  3. Geneall.net Sporemberg
  4. GeneaNet Sparrenberg