Magnesiummetasilicat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Juni 2016 um 18:11 Uhr durch Rjh (Diskussion | Beiträge) (→‎Eigenschaften). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Keine Zeichnung vorhanden
Allgemeines
Name Magnesiummetasilicat
Summenformel MgSiO3
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 13776-74-4
PubChem 61680
Wikidata Q18211718
Eigenschaften
Molare Masse 100,39 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Dichte

3,19 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

1550 °C (Zersetzung)[1]

Löslichkeit
  • praktisch unlöslich in Wasser[1]
  • schwer löslich in Flusssäure[1]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Magnesiummetasilikat ist eine anorganische chemische Verbindung des Magnesiums aus der Gruppe der Silikate, genauer das Magnesiumsalz der Kieselsäuren.

Vorkommen

Magnesiummetasilikat kommt natürlich in Form einiger Minerals vor. So die Minerale aus der Pyroxengruppe Ortho-, Proto- und Klinoenstantit, sowie ein Garnet (Majorit) und je eine Modifikation mit Ilmenit- (Akimotoit) und Perowskitstruktur (Bridgmanit). Enstatit ist ein verbreitetes gesteinsbildendes Mineral des Erdmantels, der unteren Erdkruste, basischer Magmatite sowie granulitfazieller Metabasite, Metapelite und metamorpher Kalksilikatgesteine, sowie in bestimmten Meteoriten. Das orthorhombische Orthoenstatit ist die stabile Enstatit-Modifikation die sich bei Kristallisation bei niedrigen Temperaturen bildet. Bei Erhitzung über 1200 °C geht sie in die Protoenstatit-Form über. Da die Umkristallisation zwischen den drei Modifikationen jedoch sehr langsam erfolgt und mit wenig Änderungen der Eigenschaften verbunden ist, sind die Übergänge schwer zu erkennen.[3] Bei Abkühlung geht Protoenstatit normalerweise nicht in Orthoenstatit zurück. Das monokline Klinoenstait ist eine Tieftemperaturform von Protoenstatit.[4] Das tetragonale Garnet ist eine Hochdruck und -temperaturform die sich bei etwa 18 GPa Druck und über 2000 K bildet.[5] Ab 20 GPa bildet sich die Modifikation mit Ilmenit- und ab 23 GPa mit Perowskitstruktur.[6]

Gewinnung und Darstellung

Magnesiummetasilikat kann durch thermische Zersetzung von Talk gewonnen werden.[7]

Es kann auch durch calcinieren von Magnesiumoxid mit Siliziumdioxid bei 1300 °C gewonnen werden. Ebenfalls möglich ist die Gewinnung durch Reaktion von Magnesiumnitrat mit 1,2-Diformylhydrazin und pyrogenem Siliciumdioxid bei 400 °C und anschließende Calcinierung bei 1350 °C.[8]

Eigenschaften

Magnesiummetasilikat ist ein weißer Feststoff, der praktisch unlöslich in Wasser ist.[1] Die Verbindung kommt in mindestens sechs Modifikationen vor (einige Quellen sprechen von vier Enstatit und damit insgesamt sieben Modifikationen[6]). Dies sind die nach den entsprechenden Mineralen bekannten Formen Proto-, Ortho- und Clinoenstantit, Garnet, Ilmenit und Perowskit. Enstatit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbca (Raumgruppen-Nr. 61)Vorlage:Raumgruppe/61 mit den Gitterparametern a = 18,24 Å; b = 8,82 Å; c = 5,18 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Protoenstatit besitzt eine orthorhombische Kristallstruktur mit der Raumgruppe P21cn (Raumgruppen-Nr. 33, Stellung 4)Vorlage:Raumgruppe/33.4.[9] Klinoenstatit besitzt eine monokline Kristallstruktur mit der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 (low-P) oder Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15.[10]

Phasendiagramm von Magnesiummetasilikat[11]

Verwendung

Magnesiummetasilikat kann in der Elektronik als Keramikmaterial für Hochfrequenzanwendungen verwendet werden.[12]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g William M. Haynes: CRC Handbook of Chemistry and Physics, 94th Edition. CRC Press, 2016, ISBN 978-1-4665-7115-0, S. 108 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. Surendra K. Saxena, Nilanjan Chatterjee, Yingwei Fei, Guoyin Shen: Thermodynamic Data on Oxides and Silicates An Assessed Data Set Based on Thermochemistry and High Pressure Phase Equilibrium. Springer Science & Business Media, 1993, ISBN 978-3-642-78332-6, S. 427 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Felix Singer, Sonja S. Singer: Industrielle Keramik Zweiter Band - Massen, Glasuren, Farbkörper Herstellungsverfahren. Springer-Verlag, 1969, ISBN 978-3-642-92989-2, S. 120 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Eugene F. Milone, William J.F. Wilson: Solar System Astrophysics Background Science and the Inner Solar System. Springer Science & Business Media, 2014, ISBN 978-1-4614-8848-4, S. 184 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b Olga Fabrichnaya, Surendra K. Saxena, Pascal Richet, Edgar F. Westrum: Thermodynamic Data, Models, and Phase Diagrams in Multicomponent Oxide Systems An Assessment for Materials and Planetary Scientists Based on Calorimetric, Volumetric and Phase Equilibrium Data. Springer Science & Business Media, 2013, ISBN 978-3-662-10504-7, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Erich Thilo: Chemische Untersuchungen von Silikaten, VII. Mitteil.: Über das bei der thermischen Zersetzung von Talk entstehende Magnesiummetasilikat. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (A and B Series). 70, 1937, S. 2373, doi:10.1002/cber.19370701209.
  8. Harry G. Brittain: Profiles of Drug Substances, Excipients and Related Methodology. Academic Press, 2011, ISBN 978-0-12-387667-6, S. 282 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Joseph R. Smyth: Protoenstatite: a crystal-structure refinement at 1100C. In: Zeitschrift für Kristallographie - Crystalline Materials. 134, 1971, doi:10.1524/zkri.1971.134.3-4.262.
  10. S. Jahn, R. Martonak: Phase behavior of protoenstatite at high pressure studied by atomistic simulations. In: American Mineralogist. 94, 2009, S. 950, doi:10.2138/am.2009.3118.
  11. Tibor Gasparik: Phase Diagrams for Geoscientists An Atlas of the Earth's Interior. Springer Science & Business Media, 2013, ISBN 978-1-4614-5776-3, S. 24 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Relva C. Buchanan: Ceramic Materials for Electronics, Third Edition. CRC Press, 2004, ISBN 978-0-8247-4028-3, S. 77 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).