Majblomma

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Majblomma von 2007.

Die Majblomma (Maiblume) ist eine kleine Papierblume, die jedes Jahr im April und Mai in Schweden und anderen Staaten verkauft wird, um auf Kinderarmut aufmerksam zu machen. Sie wechselt jährlich die Farbe und ist nicht mit der roten Nelke (Mainelke) zu verwechseln. Verkauf und Verteilung der Verkaufserlöse und Spenden werden in Schweden seit 1907 von einem eigens für diesen Zweck gegründeten Verein (Majblommans riksförbund) organisiert, der seinen Sitz in Göteborg hat.[1]

Die Idee der Maiblume verbreitete sich von Schweden über viele Länder, wo sie teilweise ein Nischendasein führt oder wieder vergessen wurde. Die ersten Verkäufe erfolgten 1908 in Finnland, 1909 in Dänemark und Norwegen, 1910 in Belgien und den Niederlanden, 1911 in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Russland und der Schweiz, 1912 in England und Estland, 1913 in Algerien, 1916 auf Kuba, 1922 in den USA und 1932 in Indien.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Initiative zum Verkauf der Maiblume ging von der Schwedin Beda Hallberg aus, die schon vorher ehrenamtlich ärmeren Menschen geholfen hatte. Mit der Papierblume sollten auch Personen, die nicht der Oberschicht angehörten, für die Wohltätigkeitsarbeit begeistert werden. Trotz anfänglicher Skepsis und Widerstandes ging Hallbergs Konzept auf. Der Verkauf der ersten 100.000 Papierblumen für 10 Öre das Stück im Raum Göteborg wurde ein Erfolg; der Erlös kam Tuberkulosekranken zugute. Die lokale Handels- und Seefahrtzeitung schrieb im Mai 1907: Die blaue Blume hat einen Sieg errungen. Die ganze Stadt ehrt sie. Überall, wohin man auch kommt, sieht man sie an Kragen, Mützen, Halstüchern und Schals. Geschäftsmänner, Angestellte, Arbeiter, Ältere und Kinder, der Schaffner in der Straßenbahn, Polizisten, Hafenfuhrleute und Kutscher – alle tragen die Blume und es liegt in der Luft, dass alle froh sind dabei zu sein. Es ist das Ideal einer Idee: einfach, begeisternd und erbaulich.[1]

Unter den Studenten der Technischen Hochschule Chalmers entstand die Tradition, jedes Jahr eine Maiblume zu kaufen und diese an der Quaste der Studentenmütze zu befestigen. An der Anzahl ist erkennbar, wie lange die jeweilige Person schon an der Hochschule studiert.

Der Verein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Leitung des Majblommans riksförbund verkaufen meist Schulkinder und Pfadfinder etwa zwei Wochen lang die Papierblumen des Jahres.[2] Zu diesem Zweck gibt es in Schweden etwa 700 lokale Gruppierungen. Fast überall gehören diesen Lokalvereinen Repräsentanten der örtlichen Schulen, staatlichen Sozial- und Krankendienste sowie Vertreter von Freizeiteinrichtungen an. Hier wird diskutiert, welche Familien mit Kindern neben der staatlichen Sozialhilfe noch Unterstützung aus den Erlösen der Maiblume benötigen.[3] Etwa zehn Prozent des Erlöses werden an Schulen und Freizeiteinrichtungen gezahlt, die sich am Verkauf der Papierblumen beteiligt haben. In den letzten Jahren betrug der Preis für eine Maiblume 10 Kronen,[4] womit in den Jahren 2009 und 2010 jeweils etwa 50 Millionen SEK erlöst wurden.[5]

Der Verkauf der Papierblumen ist auch als pädagogisches Werkzeug gedacht, um bei den beteiligten Schulkindern Empathie für bedürftige Kinder in der Umgebung zu wecken. Dazu gibt der Verein kostenloses Studienmaterial an Schulen und andere Interessierte heraus.[6]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Produktion der Papierblumen gab es bis 1997 in Schweden zwei Maschinen. Als diese nicht mehr einsetzbar waren, entschied sich der Verein, die Herstellung nach China zu verlegen. Mit Hilfe des schwedischen Exportrates (Sveriges Exportråd) wurde eine Fabrik gesucht, die den Ansprüchen für Qualität und gute Arbeitsverhältnisse gerecht wird.[7] Der Betrieb Good Luck in der ostchinesischen Stadt Taizhou konnte die Erwartungen erfüllen. Die Produktionskosten für eine Papierblume betragen hier umgerechnet etwa 16 Öre. Damit verdienen die Arbeiterinnen etwa 35 Prozent über dem Mindestlohn.[4] Die Fabrik wird von Vertretern des Vereines jedes Jahr zu festen und unangemeldeten Zeiten besucht.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c "Majblommans historia" (Memento vom 20. April 2012 im Internet Archive) (schw.) www.majblomman.se, gelesen 19. April 2012.
  2. "Hur saljer man?" (Memento vom 20. April 2012 im Internet Archive) (schw.) www.majblomman.se, gelesen 19. April 2012.
  3. "Bidrag till barn" (Memento vom 15. April 2014 im Internet Archive) (schw.) www.majblomman.se, gelesen 20. April 2012.
  4. a b Ola Wong: 16 öre att tillverka – 10 kr att köpa. Sydsvenskan, 19. April 2009, archiviert vom Original am 22. Februar 2014; abgerufen am 22. April 2012 (schw.).
  5. "Vart går pengarna?" (Memento vom 17. Juni 2012 im Internet Archive) (schw.) www.majblomman.se, gelesen 22. April 2012.
  6. "Majblommans studiematerial 2012" (Memento vom 22. Mai 2012 im Internet Archive) (schw.) www.majblomman.se, gelesen 20. April 2012.
  7. Dokument zu den geforderten Arbeitsverhältnissen (Memento vom 31. Mai 2011 im Internet Archive) (schw.) www.majblomman.se

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Majblomman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien