McLeod-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
G25 Sonstige Chorea
E78.6 Lipoproteinmangel
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das McLeod-Syndrom (Synonyme: McLeod Neuro-Akanthozytose-Syndrom; Myopathie mit Akanthozytose, benige X-gebundene, XkLocus) ist eine sehr seltene geschlechtsgebunden vererbte Erkrankung mit einer Kombination von Muskelschwäche, „Stachelzellbildung“ (Akanthozyten) der roten Blutkörperchen und abnormaler geringer Genexpression des Kell-Blutgruppen-Antigens.

Das Syndrom wird zu den Neuroakanthozytosen gezählt.[1][2]

Die Erstbeschreibung erfolgte 1961 durch die US-amerikanischen Ärzte Fred H. Allen, Sissel M. R. Krabbe und Patricia A. Corcoran.[3] Namensgeber war der erste bekannte Patient mit der Erkrankung, der Student Hugh McLeod.

Das Syndrom ist nicht zu verwechseln mit dem in der Internationalen Klassifikation ICD-10 als „McLeod-Syndrom“ genannten Swyer-James-Syndrom.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das McLeod-Syndrom ist eine Seltene Erkrankung. Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, die Vererbung erfolgt X-chromosomal rezessiv. Bislang wurde über etwa 150 Betroffene berichtet. Betroffen ist überwiegend das männliche Geschlecht, weibliche Trägerinner haben nur selten neurologische Auffälligkeiten.[2]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erkrankung liegen Mutationen im XK-Gen auf dem X-Chromosom Genort p21.1 zugrunde, welches für das XK-Protein, ein Membranprotein, kodiert, das zum Kell-Cellano-System gehört.[4][5]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinische Kriterien sind:[2][1]

  • verminderte Überlebenszeit der Erythrozyten
  • erhöhte Creatin-Kinase im Blutserum
  • klinisch oft nicht in Erscheinung tretende Muskelschwäche, jedoch nachweisbare Muskelfasernekrosen mit Regenerationstendenz. Oft jedoch wird eine Muskelschwäche auch klinisch wesentlich
  • keine kardiale Beteiligung, aber wohl im Verlauf häufige Kardiomyopathien
  • Manifestation oft vor dem 30. Lebensjahr
  • psychische Auffälligkeiten, später mund- und gesichtsbetonte Chorea, bei einem Drittel auch Erstsymptom
  • generalisierte Anfälle (Epilepsie)

Hinzu können Neuropathie, Kardiomyopathie kommen.

Das Syndrom kann Teil eines Contiguous gene syndrome sein.

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose erfolgt durch Nachweis des fehlenden bis verminderten Kx-Antigens auf den Erythrozyten sowie durch den humangenetischen Nachweis der Mutation. In der Magnetresonanztomographie lassen sich Signalveränderungen im lateralen Putamen mit Atrophie des Nucleus caudatus, eventuell auch im Thalamus und der Substantia nigra nachweisen.[2]

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abzugrenzen sind:[2]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bislang ist lediglich eine symptombezogene Behandlung möglich, auf Herzkomplikationen sollte geachtet werden.[2]

Prognose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Prognose gilt als ungünstig.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H. H. Jung HH, A. Danek, R. H. Walker, B. M. Frey, C. Gassner: McLeod Neuroacanthocytosis Syndrome. In: M. P. Adam, H. H. Ardinger, R. A. Pagon, S. E. Wallace, L. J. H. Bean, K. Stephens, A. Amemiya (Hrsg.) GeneReviews, 1993–2019, 2004 Dec 3 [updated 2019 May 23]. [1]
  • A. Danek, J. P. Rubio, L. Rampoldi, M. Ho, C. Dobson-Stone, F. Tison, W. A. Symmans, M. Oechsner, W. Kalckreuth, J. M. Watt, A. J. Corbett, H. H. Hamdalla, A. G. Marshall, I. Sutton, M. T. Dotti, A. Malandrini, R. H. Walker, G. Daniels, A. P. Monaco: McLeod neuroacanthocytosis: genotype and phenotype. In: Annals of neurology. Band 50, Nummer 6, Dezember 2001, S. 755–764, doi:10.1002/ana.10035, PMID 11761473.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  2. a b c d e f g McLeod Neuro-Akanthozytose-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  3. F. H. Allen, S. M. Krabbe, P. A. Corcoran: A new phenotype (McLeod) in the Kell blood-group system. In: Vox sanguinis. Band 6, September 1961, S. 555–560, doi:10.1111/j.1423-0410.1961.tb03203.x, PMID 13860532.
  4. McLeod syndrome with or without chronic granulomatous disease. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  5. P. C. Tian, Y. Wang, Z. Chen, D. D. Shi, H. L. Wang, Q. Luo: The first case report of McLeod syndrome in an infant with a novel mutation (c.89C>A, p. Ser30X) in XK. In: Clinical neurology and neurosurgery. Band 184, September 2019, S. 105421, doi:10.1016/j.clineuro.2019.105421, PMID 31319236.