Mensa in Deutschland

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Mensa in Deutschland
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1981
Website www.mensa.de

Mensa in Deutschland e. V. (MinD) ist der deutsche Zweig von Mensa International. Laut eigener Satzung hat Mensa das Ziel, hochbegabte Menschen in Kontakt zu bringen und die Erforschung der menschlichen Intelligenz zu fördern.

Der Verein strebt den Einsatz von Intelligenz zum Wohle der Menschheit an und vertritt keine politische oder religiöse Meinung.[1] Mensa in Deutschland wurde 1979 gegründet und hat rund 13.000 Mitglieder.[2]

Geschichte

Mensa wurde 1946 in Großbritannien von Roland Berrill und Lancelot Ware gegründet. Für Personen in Deutschland war nur die direkte Mitgliedschaft bei Mensa International möglich. Anfang der 1960er Jahre bemühte sich Michael Graf Soltikow um die Gründung einer ersten Organisation nach Vorbild der britischen Mensa.[3] Tatsächlich entstand der erste deutschsprachige Zweig am 4. Juni 1966 in Frankfurt/Main mit der Gründungsversammlung als Deutsche Mensa e. V.; die Vorsitzenden waren für Deutschland Audrey Le Lièvre (Düsseldorf), für die Schweiz Hans Eberstark (Genf) und für Österreich Georg Fischhof (Wien). Dieser Verein hatte jedoch nur wenige Jahre Bestand. Erst 1979 erfolgte die Neugründung. Am 21. September 1981 wurde Mensa in Deutschland als Verein nach deutschem Recht ins Vereinsregister Köln eingetragen. Zu den ersten Vorstandsmitgliedern zählten Hasso Streger und Hans Lippmann.

Hasso Streger (7. Oktober 1942 – 10. Dezember 1998) leitete bis Ende der 1980er Jahre die Geschäftsstelle in Bochum-Wiemelhausen. In den Anfangsjahren erhielt Streger noch Anrufe, die der Mensa der Ruhr-Universität Bochum galten. Streger übersetzte ein Rätselbuch unter dem Titel Mensa Quadrat – Denksportaufgaben für Hochbegabte (1988) des ehemaligen Mensa-International-Vizepräsidenten Victor Serebriakoff ins Deutsche. Bei Preisausschreiben mit Denkrätseln in der regionalen Presse gab es das Buch zu gewinnen. Auch machte Streger in Karl Dalls DALL-AS, der ersten Talkshow des deutschen Privatfernsehens, Mensa einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Zur Sprache kam in dieser Sendung auch das Hobby Stregers, Bierdosen zu sammeln. Die Sammlung Stregers umfasste, unter anderem dank der Mithilfe vieler Mensaner, 27.300 Bierdosen aus aller Welt.[4]

Der gelernte Schriftsetzer Hans Lippmann († 1997) sorgte in seiner Druckerei in Passau für Layout und Print der noch unter dem Namen bagatelle geführten Mitgliederzeitschrift MinD-Magazin, für die P.M. jeweils einige Rätsel zur Verfügung stellte. Auf die Frage, ob man sich für elitär halte, wurde auf den Klub langer Menschen verwiesen. Die Pressearbeit betonte, dass sich Menschen mit einem hohen IQ sonst von anderen Menschen kaum unterschieden, auch nicht im beruflichen oder privaten Erfolg. Mensa wurde populärer, was sich in kontinuierlich steigenden Mitgliederzahlen ausdrückte. Udo Schultz, späterer Vorsitzender von Mensa International, unterstützte den Vorstand von 1984 bis 1991.[5]

Die Geschäftsstelle wurde zu Beginn der 1990er Jahre nach Köln verlegt und befindet sich heute in Gräfelfing bei München. Zur gleichen Zeit wurde auch der Vorstand erweitert und die Öffentlichkeitsarbeit ausgebaut, wodurch das starke Mitgliederwachstum in den 2000er Jahren bewirkt wurde. Im November 2013 gründete der Verein die MinD-Stiftung, eine gemeinnützige Stiftungsgesellschaft, zur besseren Förderung von Hochbegabten und zur Unterstützung von Forschung im Bereich der Intelligenz. Den aktuellen Vorstand bilden Nicole Schuster (Vorsitzende), Thomas Plonsker, Jörg Schoele, Andreas Wiebusch und Jens Wiechers.[6]

Aufnahme in den Verein

Das Kriterium für die Mitgliedschaft bei Mensa ist ein Intelligenzquotient, der höher ist als bei 98 % der Bevölkerung. Bei den in Deutschland üblichen Intelligenztests entspricht das einem Wert ab 130. Mensa bietet dafür einen eigenen IQ-Test an, der anschließend durch einen Psychologen nach einem standardisierten Verfahren ausgewertet wird. Externe Gutachten, z.B. von niedergelassenen Psychologen, werden ebenfalls anerkannt.

Aktivitäten

Überregionale Veranstaltungen

Das regelmäßig im April stattfindende mehrtägige Jahrestreffen umrahmt die Mitgliederversammlung und hat rund 1.000 Besucher. Die Veranstaltungen des Jahrestreffens sind mit Ausnahme der Mitgliederversammlung auch für Nichtmitglieder offen. Andere bekannte überregionale Veranstaltungen sind das Berliner Sommerfest und die große Silvester-Party Silvensa mit wechselndem Standort. Mensa in Deutschland richtete 2008 das erste European Mensa Annual Gathering (EMAG) in Köln aus, im Jahr 2016 fand das neunte EMAG in Krakau (Polen) statt.

Regionale Veranstaltungen

Die Mitglieder treffen sich in über 70 Städten in Deutschland zu regionalen Stammtischen. Darüber hinaus treffen sich die Vereinsmitglieder zu unterschiedlichen Anlässen, wie beispielsweise Ausflügen, Vortragsreihen oder Spieleabenden. Der Großteil dieser Veranstaltungen ist für Nichtmitglieder offen.

Special Interest Groups (SIGs)

Mensaner organisieren sich zu unterschiedlichen Themen in Special Interest Groups (SIGs), wie Astronomie, Finanzen, Kochen, Klettern, Mathematik, Philosophie, Sammeln, Segeln oder Skifahren.

Kinder und Jugendliche

Kinder und Eltern hochintelligenter Kinder können Angebote unter den Titeln Mensa Kids und Mensa Juniors nutzen. Mensa bietet eine Umgebung, in der hochbegabte Kinder und Jugendliche sich bei gemeinsamen Aktivitäten kennenlernen können. Bundesweit werden im Bereich Kids regelmäßig Sommerwochen und Wochenend-Veranstaltungen angeboten; im Bereich Juniors finden regelmäßig Camps an Ostern und im Sommer statt, außerdem seit 2007 ein Seminarwochenende im Herbst. Eltern können sich bzgl. Beratung oder Erfahrungsaustausch an Mensa wenden. Seit 2007 arbeitet Mensa in Deutschland mit der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind zusammen, die in der Thematik weitreichende Erfahrung hat und ebenfalls sowohl deutschlandweit als auch mit regionalen Schwerpunkten arbeitet.

MinD-Hochschul-Netzwerk (MHN)

Zielgruppe des MinD-Hochschul-Netzwerks (MHN) sind Oberstufenschüler, Studenten, Doktoranden und Berufseinsteiger im Alter von 18 bis 30 Jahren. Zentrale Veranstaltung des MHN ist die jährlich stattfindende viertägige MinD-Akademie, die seit 2008 unter der Schirmherrschaft der jeweilig amtierenden Bundesminister/innen für Bildung und Forschung stehen. Zu den Referenten gehörten in den vergangenen Jahren unter anderem der Nobelpreisträger Peter Grünberg, die Soziologen Kurt Weis und Michael Hartmann und der Publizist Albrecht Müller. In Vorträgen und Workshops zu einem zentralen Thema werden Inhalte beleuchtet, die einen Blick über den eigenen Tellerrand erlauben. Außerdem werden über das Jahr aus einem weiten Themenspektrum Seminare und Workshops organisiert und weitere Angebote wie Mentorenprogramm und Themennetze umgesetzt. Eine Mitgliedschaft in Mensa ist nicht Voraussetzung.

Mensa Business International (MBI)

Die internationale SIG Mensa Business International mit derzeit mehr als 5.400 Mitgliedern aus 45 Ländern bietet eine Plattform für Geschäftskontakte und organisiert regionale Treffen (Roundtables mit Vorträgen). Außerdem gab es ein Mensa-Beraternetzwerk für hochintelligente Unternehmens- und IT-Berater. Dies wurde im November 2008 eingestellt.

SIGHT-Programm

SIGHT (Service for Information, Guidance and Hospitality to Travellers) ist das Mensa-interne Programm, das die gegenseitige Unterbringung von reisenden Mensanern weltweit regelt. Über SIGHT finden Mensaner weltweit kostenlos eine Unterkunft, Stadtführungen und Kontakte vor Ort.

Öffentlichkeitsarbeit

Die vereinseigene Publikation ist das MinD-Magazin, das alle zwei Monate an Mitglieder versendet und auf der Website bereitgestellt wird. Zahlreiche regionale Ortsblätter, Newsletter und Mailinglisten dienen dem Austausch von Informationen und zur Ankündigung von Veranstaltungen. Mensa betreibt außerdem eine Facebook-Seite.[7]

Deutscher IQ-Preis

MinD verleiht seit 2004 jedes Jahr den deutschen IQ-Preis für besonders intelligente Ideen im Bereich Medien und Bildung und Wissenschaft. Preisträger sind unter anderem Albrecht Beutelspacher für das Mathematikum, der Fernsehmoderator Günther Jauch für die Sendung Der große IQ-Test, die Sendung mit der Maus, Ranga Yogeshwar, und der Astronom Florian Freistetter. Bei der Kandidatenaufstellung für die Kategorie "Medien" gab es 2014 eine Kontroverse um die Nominierung von Edward Snowden, die zunächst bestätigt wurde, aber auf Druck des Vorstands widerrufen wurde. Trotz Protesten gegen den Ausschluss Snowdens wurde dieser von der Liste genommen.[8]

Geehrt auf der Mensa-Jahrestagung 2016, gab es für 2015 drei Kategorien: vergeben wurde der IQ-Preis für „Intelligenz zum Wohle der Allgemeinheit nutzen“ an foodsharing.de, für „Intelligente Vermittlung von Wissen“ an Daniele Ganser und für „Hochbegabung in der Öffentlichkeit“ an die Initiative ArbeiterKind.[9]

MinD-Spielepreis

MinD zeichnet seit 2010 jährlich Gesellschaftsspiele aus, seit 2015 in zwei verschiedenen Kategorien. Alle Mitglieder von Mensa in Deutschland e.V. und des Mensa-Hochschul-Netzwerks (MHN) sind bei der Vergabe des MinD-Spielepreises stimmberechtigt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Satzung Mensa 2015
  2. Website Mensa in Deutschland e. V. Abgerufen am 18. August 2016.
  3. Der Spiegel 18/1963: Genial oder fast genial
  4. Weltrekorde rund ums Bier, Guinness-Buch der Rekorde, Ausgabe von 1998, abgerufen 2. Mai 2016.
  5. Udo Schultz – Kopf des Clubs der hellsten Köpfe. In: Berliner Zeitung, 17. Juli 1995, abgerufen 2. Mai 2016.
  6. Impressum. Website von Mensa in Deutschland, abgerufen am 2. Mai 2016.
  7. Mensa in Deutschland e. V. | Facebook. In: www.facebook.com. Abgerufen am 19. August 2016.
  8. Felix Werdermann: Kein IQ-Preis für Edward Snowden. (HTML) Mauschelei: Der Vorstand des Hochbegabtenvereins Mensa will den Whistleblower nicht ehren und setzte die Wahlkommission unter Druck. Danach verschwand Snowden von der Kandidatenliste. der Freitag, 21. Januar 2015, abgerufen am 21. Januar 2015.
  9. IQ-Preis 2015 - Pressemeldung - Mensa in Deutschland (MinD). In: www.mensa.de. Abgerufen am 2. April 2016.