Milseburghütte

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Milseburghütte
(geschlossen)
Milseburghütte im Winter
Milseburghütte im Winter

Milseburghütte im Winter

Lage Milseburg; Hessen; Talort: Hofbieber
Gebirgsgruppe Rhön
Geographische Lage: 50° 32′ 42″ N, 9° 53′ 52″ OKoordinaten: 50° 32′ 42″ N, 9° 53′ 52″ O
Höhenlage 835 m ü. NHN
Milseburghütte (Hessen)
Milseburghütte (Hessen)
Erbauer Rhönklub
Besitzer Gemeinde Hofbieber
Erbaut 1883/84
Bautyp Hütte
Erschließung Wanderweg
Übliche Öffnungszeiten geschlossen
Beherbergung 0 Betten, 0 Lager
p6

Die Milseburghütte war eine bewirtschaftete Wanderhütte der Gemeinde Hofbieber auf dem 835,2 m ü. NHN hohen gleichnamigen Berg. Sie gehörte bis 2018 dem Rhönklub Hauptvorstand, wurde dann aber wegen der hohen Kosten anstehender Sanierungsarbeiten oder eines Neubaus an die Gemeinde Hofbieber abgegeben.[1] Am 28. Oktober 2019 wurde die Milseburghütte geschlossen und wird seit März 2022 abgerissen. Geplant ist ein Neubau.[2][3]

Umgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Milseburg befand sich ein keltisches Oppidum. Die Burg Milseburg stand nicht in der Nähe der Hütte, sondern auf dem nordwestlich gelegenen Bergsporn des Liedenküppel. Der Gipfel der Milseburg mit seinem markanten Phonolithfelsen war schon länger ein Wallfahrtsziel mit der Gangolfskapelle und einer Kreuzigungsgruppe. Vom Gipfel wenige Meter oberhalb der Hütte hat man eine umfangreiche Rundsicht auf die Hohe Rhön, den Vogelsberg sowie das restliche Umland.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1882 beschloss die Hauptversammlung des Rhönklubs, auf der Milseburg eine Schutzhütte zu errichten. Es waren der Platz unterhalb der Gangolfskapelle und der Schnittlauchfelsen im Gespräch, wobei sie sich für ersteren entschied. Die Familie von Guttenberg, der das Gelände gehörte, stimmte der Errichtung einer Hütte zu. Eigentümer des Baugrunds blieb die Familie. Im Herbst 1883 begann der Bau unter Bauleitung des Freiherrlichen Guttenbergischen Forstverwalters Richter aus Schackau. Sie wurde am 29. Juni 1884 eingeweiht. Die Kosten für den Bau betrugen 784,70 Mark.[4]

Erweiterungen und Sanierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schankrecht erhielt die Hütte 1885. Nach Klagen musste die Hütte 1894 um einen Küchenanbau erweitert werden. Im 4. Juli 1929 entstand durch Blitzschlag in die benachbarte Gangolfskapelle auch erheblicher Schaden an der Milseburghütte. Das Haus konnte am 5. Mai 1951 nach dem Zweiten Weltkrieg feierlich wieder eingeweiht werden. Am 4. Juli 1953 verursachte ein Kugelblitz erheblichen Schaden, der 1956 zum Bau eines Blitzableiters führte. 1959 wurde die Hütte ein weiteres Mal ausgebaut und dabei die Küche umgebaut sowie der Keller erweitert. Die Hütte erhielt für den Pächter einen Schlaf- und einen Nebenraum. Anno 1977 erneuerte der Verein den Fußboden. Dabei musste erheblicher Schaden am tragenden Gebälk festgestellt werden. Es erfolgte wiederum eine Erweiterung. 2004 konnte das Dach erneuert und die Wetterseite mit Kupferblech geschützt werden.[5]

Eigentumswechsel des Grundes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der damalige Eigentümer des Grundes der Milseburg aus der Familie von und zu Guttenberg kündigte im Dezember 2004 zum Jahreswechsel auf 2006 den Pachtvertrag. Auch in Verbindung mit der Ausweisung des umliegenden Waldes als Kernzone im Biosphärenreservat Rhön kauften der Landkreis Fulda und die Gemeinde Hofbieber für 200.000 Euro am 21. Dezember 2005 auf Anregung des damaligen Landrats Fritz Kramer das Areal der Milseburg. Finanziert wurde dies durch Gelder des Landes Hessen, des Landkreises Fulda, Spenden aus der Region und von Rhönklubmitgliedern. Der Besitz wurde vom Landkreis auf die Gemeinde Hofbieber übertragen.[6][5]

Streit um das historische Bauwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2009 renovierte der Verein die Sanitäranlagen anlässlich der 125-Jahr-Feier.[5] Seit 2015 wurde darüber diskutiert, ob die Hütte aufgrund erneuter Schäden im Gebälk der Wände neu gebaut werden soll oder nur die bestehenden Schäden behoben werden sollen. Dabei war der Vorstand des Vereins für einen Neubau auf den alten Grundmauern mit dem Hintergedanken, sämtliche weitere Probleme wie fehlendes fließendes Wasser zu lösen[7], das Pächterehepaar für den Austausch der maroden Wände allein und hat gegen den Neubau eine Petition gestartet.[8] Es befürchtete einen Verlust des Ambientes.[9] Im Dezember 2015 konnte eine Einigung im Streit verkündet werden. Noch sei nicht sicher, wie der Neubau auf alten Grundmauern gestaltet werden könne, aber die Pächter und der Wunsch der Besucher, das Ambiente zu erhalten, würden aber mit einbezogen, zumal aufgrund der Naturschutzbestimmungen ein ähnliches Gebäude errichtet werden muss.[10][11] Im Gespräch ist eine unterirdische Versorgungsleitung, für die der Berg angebohrt werden müsste.[12]

Eigentumswechsel der Hütte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab dem 1. April 2018 wurde die Gemeinde Hofbieber neue Besitzerin der Milseburghütte, da nicht nur renoviert, sondern teilweise auch neu gebaut werden muss. Viele Rhönklubzweigvereine aus Thüringen und Bayern wollten sich nicht an den Kosten dafür beteiligen, sodass bei der Hauptversammlung des Vereins 2017 beschlossen wurde, das Gebäude zu veräußern. Dadurch wurde die Gemeinde Eigentümerin und Betreiberin, die damit die Hütte direkt verpachtet.[1]

Vorbereitungen für ein neues Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Fulda beschloss, dass 2019 die Arbeiten an der Hütte beginnen sollen und sprach sich für eine unterirdische Erschließung mit Frisch- und Abwasser aus. Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz hat für diesen Fall eine Klage angekündigt. Spätestens 2020 soll neu gebaut werden, der Anschluss werde eine separate Frage sein.[13] Daher wird der Neubau erstmal in der Versorgung eine Insellösung sein. Der Bau soll mit Ausnahme der Grundmauern abgetragen und Fertigteile auf diese mittels Hubschrauber eingesetzt werden. Für Planung und Bau wurden im Haushalt des Landkreises unterstützend bisher 400.000 Euro berücksichtigt. Nach dem Montagssingen am 28. Oktober 2019 wurde die Hütte geschlossen.[14] Obwohl die Genehmigungen für den Abriss und Neubau der Hütte bereits vorliegen, verhindert eine Klage der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz bisher die Umsetzung.[15]

Hüttenbetrieb und Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hütte wurde bis zur Schließung zuletzt ganzjährig von einer Pächterin betrieben. Von Ostern bis November war tägliche Bewirtung mit dem Donnerstag als Ruhetag.[16] Im Winter ruhte der Betrieb wegen der schlechten Heizmöglichkeiten.[12] Montags trafen sich 40 bis 50 nicht organisierte Sänger in der Hütte zum gemeinsamen Singen von Volksliedern mit einem Gitarren- oder Akkordeonspieler.[17] Übernachten war in der Hütte nie möglich. Am 6. Januar wurde das Wanderjahr des Rhönklubs mit einer Besteigung des Berges eröffnet.[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Milseburghütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gemeinde übernimmt: Ab April zieht sich Rhönklub von Milseburghütte zurück. Fuldaer Zeitung, 14. März 2018, abgerufen am 23. Januar 2017.
  2. Patrizia Kümpel: Willkommen in der Milseburghütte - urig und gemütlich (mit Abschiedshinweis). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Juli 2021.
  3. Milseburghütte wird abgerissen Osthessen Zeitung vom 23. März 2022
  4. Rhönklub startet Spendenaktion für "legendäre" Milseburghütte. Osthessen News, 10. April 2004, abgerufen am 13. September 2019.
  5. a b c 125 Jahre Milseburghütte - eine der beliebtesten der Rhön - Festprogramm. Osthessen News, 11. Mai 2009, abgerufen am 13. September 2019.
  6. GERETTET - für 200.000 Euro! Hofbieber Eigentümerin der MILSEBURG. Osthessen News, 22. November 2005, abgerufen am 13. September 2019.
  7. Milseburghütte: Abriss oder Neubau? - Gespräch REINHARD mit KREMER. Osthessen News, 26. August 2015, abgerufen am 13. September 2019.
  8. Pächter sammeln fast 2000 Unterschriften zum Erhalt der Milseburghütte. Fuldaer Zeitung, 14. Oktober 2015, abgerufen am 13. September 2019.
  9. Thomas Pfeuffer: Zerstört ein Neubau das urige Hüttenflair? Main-Post, 16. Dezember 2015, abgerufen am 13. September 2019.
  10. Milseburghütte: Architekt und Rhönklub für Neubau. Fuldaer Zeitung, 15. November 2015, abgerufen am 23. Januar 2017.
  11. Milseburghütte: 131 Jahre altes Wahrzeichen bleibt erhalten. Osthessen News, 2. Dezember 2015, abgerufen am 13. September 2019.
  12. a b Unterirdische Leitung bis zur Milseburghütte? Fuldaer Zeitung, 13. Juli 2016, abgerufen am 13. September 2019.
  13. Neubau der Milseburghütte soll dieses Jahr starten. Fuldaer Zeitung, 18. Juni 2019, abgerufen am 13. September 2019.
  14. Thomas Pfeuffer: Abschied in der Rhön: Aus für die alte Milseburghütte. Main-Post, 12. September 2019, abgerufen am 13. September 2019. (Paywall)
  15. Zweites Einigungsgespräch: Gibt es endlich eine Lösung für die Milseburghütte? Osthessen News, 11. Juni 2021, abgerufen am 9. Juli 2021.
  16. Patrizia Kümpel: Willkommen in der Milseburghütte - urig und gemütlich. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Mai 2019; abgerufen am 13. September 2019.
  17. Patrizia Kümpel: Montagssänger. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Mai 2019; abgerufen am 13. September 2019.
  18. Patrizia Kümpel: Historie, vgl. Abschnitt 6. Januar 1892. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Juli 2019; abgerufen am 13. September 2019.