Multi-Boot-System

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Februar 2016 um 23:10 Uhr durch HRoestTypo (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler entfernt: Betriebsstem => Betriebssystem). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Multi-Boot-System ist ein Computer, auf dem zwei oder mehr Betriebssysteme parallel installiert sind. Ein Computer mit zwei parallel installierten Systemen wird auch als Dual-Boot-System bezeichnet.[1]

Die Betriebssysteme sind entweder auf unterschiedlichen Partitionen einer Festplatte oder mehrerer Festplatten installiert. Bei den meisten Multi-Boot-Systemen zeigt ein Bootloader wie LILO oder GRUB unmittelbar nach dem Systemstart eine Liste an, von der das aktuell gewünschte System ausgewählt werden kann. Zur Auswahl des Betriebssystems kann auch ein Bootmanager wie Acronis OS Selector genutzt werden.

Gründe für die Einrichtung

Sicherheit

Linux ist aus verschiedenen Gründen ein sehr sicheres Betriebssystem. Es wird bei allen der weit verbreiteten Distributionen grundsätzlich ein beschränkter Nutzerzugang für die tägliche Arbeit eingerichtet.[2] Das macht es Angreifern schwer, von außen ins System zu gelangen, beispielsweise über Schadsoftware. Es gibt im Vergleich zu Windows sehr wenig Schadprogramme.[3][4] Auch wenn Windows mit beschränkten Zugangsrechten genutzt wird und durch fortwährende Updates auf dem aktuellen Sicherheitsstand ist, bleibt das Restrisiko, sich mit Viren das System zu verseuchen, höher als bei einer Linuxdistribution.[5]

Wer Online-Banking nutzt, aber viele Windowsprogramme in Gebrauch hat, kann mit einem Multibootsystem die Zugriffe auf den Bankzugang über Linux tätigen. Knoppix ist eine Distribution, die als Live-System oder installierte Variante genutzt werden kann. Der Festplattenzugriff ist so lange gesperrt, bis der Nutzer ausdrücklich den Schreib-Zugriff auf ein oder mehrere Speichermedien freigibt. Wird das Internet ausschließlich über eine sichere Linux-Distribution genutzt, haben Schadprogramme nahezu keine Chance. Das Risiko beim Öffnen von E-Mails wird so minimiert, weil die meisten Viren für Windows programmiert sind.

Experimentelles System

Ein Multi-Boot-System kann aus verschiedenen Betriebssystemen bestehen oder es können beispielsweise mehrere gleiche Microsoft Windows-Versionen parallel nebeneinander installiert werden.[6] Zum Beispiel, um Experimente mit verschiedenen Registry-Einstellungen vorzunehmen.

Vielfalt

Vielfalt der Anwendersoftware

Auch ein Betriebssystem mit unterschiedlichen Versionsnummern kann als Multi-Boot-System aufgebaut werden. So kann Windows 7 zusammen mit Windows XP auf einem Computer installiert werden, um ältere Software weiter zu verwenden.[7] [8]

Häufig wird ein Multi-Boot-System eingerichtet, um flexibel zu sein bei Auswahl der Anwendungssoftware. Einige Programme sind auf eine Plattform oder wenige Betriebssysteme beschränkt, da bietet eine Multi-Boot-Lösung mehr Auswahl. Die Auswahl verbreiteter, kommerzieller Produkte für das Betriebssystem Windows ist sehr groß, so dass Nutzer von Linux mehr Auswahlmöglichkeiten durch ein Multi-Boot-System haben. Für Linux beispielsweise gibt es viele kostenlose, gut funktionierende Anwendungs-Programme und Spiele, häufig mit offenem Quellcode.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Es werden PC-Systeme mit vorkonfigurierten Multi-Boot-Systemen im Handel angeboten. Notebooks mit vorinstalliertem Windows lassen sich wahlweise auch mit einem anderen Betriebssystem, das ebenfalls vorinstalliert wurde, hochfahren. Häufig kommt hier eine einfache, schnell bootende Linux Variante zum Einsatz, um für kleinere Aufgaben wie den Abruf von E-Mails eine schnelle Lösung bereitzustellen. Das umfangreicher konfigurierte Hauptsystem kann dann für anspruchsvollere, komplexere Aufgaben gebootet werden. Für diese Lösung wird oft die Möglichkeit separater Einschaltmöglichkeiten für jedes System gewählt.

Eine weitere Möglichkeit ist, ein Notebook oder Netbook für unterschiedliche Anwendungsbereiche zu nutzen. Zu Hause kann ein entsprechend konfiguriertes System beispielsweise als Hardware-Firewall oder auch als Druckserver dienen, während ein anderes Betriebssystem das gleiche Gerät unterwegs zum mobilen Internet-PC machen kann.

Geschwindigkeit

Virtuelle Lösungen können gerade bei nicht so leistungsfähiger Hardware schnell den Computer an seine Leistungsgrenzen bringen und langsam laufen, weil neben dem eigentlichen Betriebssystem das System in der virtuell installierten Umgebung zusätzlich Leistung fordert. Ein Multi-Boot-System kann da je nach Anwendung und Hardwarevoraussetzungen die bessere Wahl sein.

Erstellung

AMD und Intel (außer Apple-Mac) basierte Systeme

Soll neben einer Microsoft Windows-Version ein anderes Betriebssystem installiert werden, sollte zuerst Windows installiert werden (oft bereits vorinstalliert). Im zweiten Schritt wird ein weiteres Betriebssystem wie GNU/Linux, Solaris, FreeBSD usw. installiert. Wenn mehrere Versionen von Windows installiert werden sollen, sollte mit der ältesten begonnen werden.

Jedes Betriebssystem wird auf einer separaten Partition installiert. Bei Installation aller Systeme auf einer Festplatte wird die benötigte Partition entweder im Vorfeld der Installation angelegt oder kann, je nach verwendetem Installationstool, auch während der Installation angelegt werden. Dann wird eine vorhandene Festplattenpartition verkleinert. Die Partition für die geplante Installation kann sich auch auf einer anderen Festplatte befinden. Bei vielen modernen Distributionen wie beispielsweise Debian GNU/Linux, Mandriva, Fedora, Pardus, openSUSE wird die Aufteilung der Festplatte vom System vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wird auf Wunsch automatisch umgesetzt oder kann manuell den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.

Die automatische Erkennung anderer Betriebssysteme erfolgt oft, aber nicht immer. Nicht erkannte Betriebssysteme können dem Bootloader nach der Installation hinzugefügt werden, bei openSUSE mit dem Konfigurationstool YaST.[9]

Oft werden Betriebssysteme installiert, die unterschiedliche Dateisysteme zur Installation benötigen, zum Beispiel Windows XP und Linux. Hierbei ist darauf zu achten, dass gemeinsam zu nutzende Partitionen mit einem von beiden Systemen unterstützen Dateisystem formatiert werden, damit von beiden Systemen aus darauf zugegriffen werden kann.

Apple-Mac mit Intel Prozessoren

Mit der Apple Software Boot Camp können auf Apple-Mac Computern mit Intelprozessoren verschiedene Microsoft Windows Versionen installiert werden. Offiziell unterstützt wird nur eine Dual-Boot Variante, also eine Windows Version neben Mac OS X. Auch eine Multi-Boot Variante mit mehr als 2 Betriebssystemen ist möglich. Nachdem Windows installiert wurde, kann eine von Windows aus installierbare Linux-Distribution wie Ubuntu mit Hilfe von Wubi installiert werden. Wird nach dem Start im Boot-Camp Menü Windows ausgewählt, lässt sich in einem weiteren Menü zwischen Windows und Ubuntu wählen. Außerdem können noch mehrerer Windows-Versionen parallel installiert werden, da der Windows-Boot wie üblich über NTLDR oder BOOTMGR funktioniert.

Multiboot-USB-Sticks

USB-Sticks eignen sich ebenfalls, um auf ihnen verschiedene Betriebssysteme gleichzeitig zu installieren. Dadurch wird jeder Computer, der von einem solchen USB-Stick gebootet wird, vorübergehend zu einem Multiboot-System. Voraussetzung für die Nutzung eines (Multi-)Boot-USB-Sticks ist jedoch, dass sich der PC von USB booten lässt.

Ein solcher USB-Stick kann - je nach gewünschtem Einsatzbereich - unterschiedlichste Systeme zum Booten bereithalten:

  • System-Administration:
    • Diagnose: Hardware-Prüfung (z. B. Hauptspeicher: memcheck)
    • Fehlerbehebung: z. B. Festplatten-Fehler korrigieren
    • Virenschutz
    • Konfiguration: z. B. Festplatten-Partionierung (z. B. gparted)
    • Systeme zum Versuch der Wiederherstellung verlorengeganger oder nicht verfügbarer Passwörter
  • Mobiles Büro: Werden auf demselben USB-Stick portable Anwendungen installiert, kann man von jedem PC aus, der sich über USB booten lässt, mit diesen Anwendungen arbeiten und findet daher stets seine eigene, gewohnte Arbeitsumgebung vor. Zwar lassen sich portable Anwendungen auch auf normalen USB-Sticks transportieren, allerdings ist man dann darauf angewiesen, dass auf dem vorhandenen PC ein passendes Betriebssystem verfügbar ist. Wird stattdessen ein (Multi-)Boot-USB-Stick verwendet, hat man das passende Betriebssystem auf jeden Fall parat.
  • Unterhaltung:
    • für die Wiedergabe von Musik und Filmen optimierte Multimedia-Betriebssysteme
    • Emulatoren
  • Systeme, die für das Browsen im Internet optimiert sind

Viele weitere Einsatzszenarien sind denkbar.

Literatur

  • Thorsten Leemhuis: Wege in die Koexistenz. Linux und Windows gemeinsam installieren. ct 2/2005. S. 80ff.

Einzelnachweise

  1. http://www.chip.de/artikel/Workshop-Umsteigen-von-Windows-XP-auf-Vista-Dual-Boot-System_23863408.html#sp=Dual-Boot-System&N=0&pos=1
  2. http://wiki.ubuntuusers.de/Grundlagen
  3. http://wiki.ubuntuusers.de/Sicherheitskonzepte
  4. http://www.com-magazin.de/sicherheit/news/detail/artikel/ist-linux-sicherer-als-windows.html?no_cache=1&cHash=67e115caef356a43d3e9828e3bccb2f9
  5. http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/ausstieg-nie-wieder-viren-a-812304.html
  6. http://support.microsoft.com/kb/306559
  7. http://support.microsoft.com/kb/306559
  8. http://www.chip.de/artikel/Workshop-Umsteigen-von-Windows-XP-auf-Vista-Dual-Boot-System_23863408.html#sp=Dual-Boot-System&N=0&pos=1
  9. http://www.heise.de/open/artikel/Die-Neuerungen-von-OpenSuse-11-3-1038912.html

Weblinks