Musculus gastrocnemius
Musculus gastrocnemius |
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Wadenmuskulatur des Menschen |
Ursprung |
Caput laterale: Femur (Epicondylus lateralis) Caput mediale: Femur (Epicondylus medialis) |
Ansatz |
Calcaneus über die Achillessehne (Tendo calcaneus) |
Funktion |
im oberen Sprunggelenk: Plantarflexion im unteren Sprunggelenk: Hebung des inneren Fußrandes (Supination) im Kniegelenk Flexion |
Innervation |
Nervus tibialis (Ast des Nervus ischiadicus) |
Spinale Segmente |
S1-S2 (L5) |
Der Musculus gastrocnemius (latinisierte Form des altgr. γαστρο-κνήμη, die Wade, von der bauchigen Form des am Schienbeine hervortretenden Fleisches;[1] „Zweibäuchiger Wadenmuskel“, auch Zwillingswadenmuskel genannt) ist ein Skelettmuskel der unteren Extremität, genauer des Unterschenkels. Er arbeitet eng mit dem Schollenmuskel (Musculus soleus) zusammen, sie sind Synergisten und werden auch als Musculus triceps surae zusammengefasst. Der Musculus gastrocnemius gibt der Wade ihre typische Form.
Ansätze
Der Muskel besitzt zwei Muskelköpfe, Caput mediale (innerer [Muskel-]kopf) und Caput laterale (seitlicher [Muskel-]kopf), die beidseits am unteren Teil des Oberschenkelknochens entspringen.
Unterer Ansatz des Muskels ist das Fersenbein (Calcaneus). Die gemeinsame Sehne (Achillessehne) von Musculus gastrocnemius und Musculus soleus verläuft zu diesem hinteren Vorsprung des Fußes, der einen Hebel bildet und dadurch potentiell viel Kraft auf das Sprunggelenk übertragen kann. Die tatsächlich auf das Sprunggelenk ausgeübte Kraft hängt von der Länge des Hebels, d. h. des Abstands zwischen Sprunggelenkachse und Ansatz der Sehne ab.
Bei den Raubtieren ist in die beiden Ursprungssehnen des Muskels je ein kleines Sesambein (Os sesamoideum musculi gastrocnemii) eingelagert. Es wird auch als Fabella oder Vesalisches Sesambein bezeichnet.[2] Die Fabella tritt im lateralen Kopf in 10 bis 20 % der Fälle auch beim Menschen auf, selten in beiden Köpfen.[3]
Bei Schlachttieren ist der Muskel Teil der Unterschale.[2]
Funktion
Als an zwei Gelenken wirkender Muskel hat er zahlreiche Funktionen:[3]
- Beugung des Fußes (d. h. Abwinkeln des Fußes nach unten): Hierbei wirkt er synergistisch mit dem anderen Fußbeuger, dem Musculus soleus (Schollenmuskel). Zusammen werden sie auch als Musculus triceps surae bezeichnet. Aus anatomisch-systematischen Gründen wird das, was jeder Mensch aufgrund der Anschauung als Streckung bezeichnen würde, als Beugung (Plantarflexion) bezeichnet. Beim Tier wird dies als Streckung des Sprunggelenks bezeichnet.[2]
- Beugung des Kniegelenks: Bei Fixierung des Sprunggelenks durch von außen wirkende Kräfte oder Antagonisten des Musculus gastrocnemius kann der Muskel beim Heranziehen der Ferse an das Gesäß mitwirken.
- Eine weitere Aufgabe ist die Supination des Fußes.
- In der Literatur wird gelegentlich auch eine wesentliche Beteiligung an der Innenrotation des Unterschenkels durch den inneren Kopf des Musculus gastrocnemius angegeben.
Mit seiner Hauptfunktion, dem Abwinkeln des Fußes nach unten, besitzt der Muskel eine herausragende Funktion beim Gehen, Laufen und Springen, aber auch bei technisch unterstützten Formen der Fortbewegung wie dem Radfahren und sportlichem Rudern. Diese Funktion spielt vor allem im Sport dann eine überragend wichtige Rolle, wenn ein Vortrieb wie beim Laufen und Radfahren erzeugt werden soll, ohne dass die gesamte Fußsohle die Kraft auf den Boden bzw. die Pedale überträgt, sondern nur der Ballen.
Innervation
Der Musculus gastrocnemius wird vom Nervus tibialis, einem Ast des Nervus ischiadicus, innerviert.
Klinik
Ein Ausfall des Musculus gastrocnemius ist typisches Zeichen der Dancing Dobermann Disease, einer seltenen neurologischen Erkrankung bei Pinschern.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Wörterbuch altgriechisch - deutsch. operone.de, abgerufen am 9. November 2015.
- ↑ a b c Franz-Viktor Salomon: Muskelgewebe. In: Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 231.
- ↑ a b Norbert Ulfig: Bewegungsapparat: Lehrbuch der allgemeinen und speziellen Anatomie des Bewegungsapparates und Systematik der Leitungsbahnen. Karger Medical and Scientific Publishers, 2002, ISBN 3-8055-7315-4, S. 129.
- ↑ Andre Jaggy: Atlas und Lehrbuch der Kleintierneurologie. Schlütersche, 2005, ISBN 3-87706-739-5, S. 263.