Nikolauskapelle (Geich)

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Nikolauskapelle
St. Nikolaus (2010)

Die römisch-katholische Nikolauskapelle in Geich, eines der ältesten historischen und kirchlichen Baudenkmäler des Kreises Düren, stammt aus dem 11./12. Jahrhundert. Sie ist unter der Nr. 25 in der Liste der Baudenkmäler in Langerwehe eingetragen.

Die Kapelle gehört zur Pfarrgemeinde St. Michael, Echtz.

Allgemeines

Das Gebäude steht außerhalb des Dorfes Geich, umgeben von Feldern und Wiesen.

In späteren Zeiten befand sich neben der Kapelle ein Hospital, im damaligen Sprachgebrauch ein Gasthaus. Dieses lag unmittelbar an der vorbeiführenden Heer- und Handelsstraße von Frankfurt nach Aachen und weiter nach Antwerpen. Dieser Weg war auch als Krönungsstraße der deutschen Könige im Mittelalter bekannt, denn er führte vom Wahlort Frankfurt zum Krönungsort Aachen. Das Gasthaus und Hospital bot Reisenden eine Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeit. Urkundlich erwähnt ist die Kapelle im Zusammenhang mit dem Kloster Schwarzenbroich, das im Jahr 1340 von Werner von Merode gegründet wurde. Die Mönche kümmerten sich im Hospital um die kranken Reisenden.

Der kleine Saalbau mit einer eingezogenen Rundapsis wurde im 11. und 12. Jahrhundert in Bruchstein errichtet. Bei Umbauarbeiten im Jahr 1763 wurden eine Sakristei angebaut und eine Empore mit einer Rokokotreppe eingebaut. Die Wände sind durch Stichbogenfenster gegliedert. Der Eingang an der Nordseite ist mit Blausteingewänden ausgestattet, der Sturz ist gerade, die Tür ist eine Nachbildung der Vorherigen aus spätgotischer Zeit. Der Dachreiter auf dem Westgiebel ist verschiefert. Der Strebepfeiler an der Südseite wurde in späterer Zeit vorgesetzt. In der römischen Spolie an der südöstlichen Ecke befindet sich ein Herkules-Relief. Das Gebäude ist mit einem Satteldach gedeckt.

Renovierungen

Nikolauskapelle, innen

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und 1958 renoviert. Hierbei wurden zwei romanische Fenster rechts und links der Apsis wieder freigelegt und rechts vom Altar eine Sitznische für den Pastor gefunden und wieder nutzbar gemacht. Eine weitere Restaurierungen erfolgten 1978. Das bei einem Einbruch zerbrochene Nikolausfenster wurde 1986 ersetzt.[1] Der Dachreiter wurde 1988 grundsaniert.

In der ersten Jahreshälfte 2014 wurden Sanierungsarbeiten durchgeführt. Die nach dem Krieg unfachmänisch erstellte Stuckdecke wurde abgebaut und durch eine Rabitzdecke in Anlehnung an alten Bestand ersetzt werden. Im Bereich des Dachstuhl wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Tragbalken der Deckenkonstruktion wurden erneuert. Sprengwerksfußpunkte wurden ergänzt. Im Außen- und Innenbereich wurde das Mauerwerk saniert. Die Mauerkronen aus Bruchstein wurde im Bereich der Deckenbalken vollständig erneuert. Ein kompletter Innenanstrich vervollständigte die Sanierung. Das Holz des Dachstuhl wurde laut einer dendrologischen Untersuchung im Winter 1177/78 geschlagen.

Im gotischen Dachstuhl gab es bis zur letzten Renovierung einen kleinen Zwischenboden. Dieser diente in früheren Jahrhunderten zum Lagern von Vorräten für Notzeiten.

Am 5. Dezember 2014 wurde eine Nikolaus-Statue geweiht, die das Ehepaar Gaspers aus Echtz gestiftet hatte, weil die damalige Statue des Namenspatrons vor einigen Jahren bei einem Einbruch gestohlen worden war.[2]

Glocken

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
Gießer
 
Gussjahr
 
1 - 550 120 fis″ - 1433
2 - 500 58 h″ - 15. Jahrhundert

[3]

Glocke 1 von 1433 ist in den 1960er Jahren gestohlen worden, konnte aber später durch anonyme Hinweise bei einem Kölner Altmetallhändler sichergestellt werden.

Geschichte

Die Nikolauskapelle wurde am 7. September 1337 erstmals erwähnt. 1410 entstand aus der Stiftung des Wilhelm von Merode und Ritter Wilhelm von Troyen ein Gasthaus und ein Hospital für Pilger und Kranke. Anlass war das Testament des Schwagers Wilhelm von Troyens, der bei der Pilgerfahrt nach Jerusalem ums Leben kam. Man übertrug die Verwaltung des Komplexes dem Schultheiß von Echtz und die geistliche Betreuung dem Ritterorden Kloster Schwarzenbroich, vertreten durch ihre Prioren und dem Pastor von Echtz. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde im Ort Geich selbst ein Kloster der Väter des Heiligen Geistes eingerichtet, das die Betreuung der Gasthaus-Kapelle und des Hospitals übernahm. Nach der Zerstörung im Krieg sind nur noch Teile des Klosterkellers erhalten geblieben, auf die neue Häuser gebaut wurden (heute Echtzer Straße 6–8).[4]

Weblinks

Commons: Nikolauskapelle (Geich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Renovierungen
  2. Dürener Zeitung vom 5. Dezember 2014
  3. Norbert Jachtmann: Glockenmusik in der Region Düren (Online)
  4. Heimat- und Vereinsblatt Echtz–Konzendorf, Ausgabe 2048, Dezember 2011.

Koordinaten: 50° 49′ 6,7″ N, 6° 24′ 11,9″ O