Ossag

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Die Ölwerke Stern-Sonneborn AG (Ossag) war ein deutsches Schmierölunternehmen, Produzent von Voltol. Es wurde von der Mineralölwerke Rhenania AG übernommen und bildete mit ihr die Rhenania-Ossag. Diese heißt heute Shell Deutschland Oil GmbH.

Geschichte

Aktie über 1000 Mark der Oelwerke Stern-Sonneborn AG vom 2. Januar 1922

Nachdem die Brüder Leo und Richard Stern 1886 die Rheinische Fett- und Vaselinefabrik in Köln-Sülz gegründet hatten, wurde das 1889 in Hamburg gegründete Familienunternehmen der Brüder 1903 in Hamburg-Wilhelmsburg und im Petroleumhafen auf dem Kleinen Grasbrook mit Geld ihres Schwagers Jacques Sonneborn und mehrerer Banken erweitert und die Ölwerke Stern-Sonneborn AG gegründet.

Das Unternehmen stellte eines der besten Schmieröle auf dem deutschen Markt her sowie diverse Fette und Spezialöle, diese teilweise in Kooperation mit der Deutschen Tiefbohr-AG, ansonsten aus amerikanischen oder russischen Erdölen.

1909 akquirierte die Ossag die Mehrheit an der Westrumitwerke G.m.b.H. in Dresden, um sie Anfang 1910 zugunsten der sich in ihrem Besitz befindlichen Continentale Oel-Besprengungs- und Strassenteerungs-Gesellschaft m.b.H. in Berlin zu liquidieren.[1] Das staubbindende Westrumit, eine ammoniakhaltige Öl-Asphalt-Emulsion, wurde nicht nur bei Autorennen (Gordon-Bennett-Cup, Kaiserpreisrennen im Taunus) benutzt, um den Staub auf den Straßen niederzuhalten.[2]

Die Gesellschaft besaß ein eigenes Tankschiff namens Ossag für den Export eigener Produkte. Das erste Schiff des Namens, noch ein Segler, wurde 1922 durch den Tankdampfer Ossag (2793 BRT) der Tankdampfer-Gesellschaft Ossag, Hamburg, ersetzt. Dieser wurde am 22. April 1944 im Schwarzen Meer vor Sewastopol bei den Koordinaten 44°22'N, 32°43'O durch einen Luftangriff versenkt. [3][4]

Während des Ersten Weltkriegs besaß die Ossag ein wichtiges Patent zur Veredelung von fetten Ölen zu hochwertigen Schmierstoffen, das Voltoisierungsverfahren. Mit dem nach dem Verfahren genannten Schmieröl Volt-Öl (für elektrisch veredeltes Schmieröl, später Voltol) war die Ossag wichtiger Lieferant des deutschen Militärs. Noch während des Ersten Weltkriegs beteiligte sich die Benzinwerke Rhenania G.m.b.H. an den Ölwerken Stern-Sonneborn.

In Freital im 1923 eingemeindeten Stadtteil Birkigt betrieb das Unternehmen ab Anfang der 1920er Jahre eine weitere Schmieröl-Raffinerie, in der Voltol hergestellt wurde.[5] Da sich die Ossag während der Inflationszeit finanziell übernommen hatte, um ihre Kapazitäten auszubauen, nutzte die Royal Dutch Shell die Gelegenheit, die Position ihrer deutschen Tochtergesellschaft auf dem Gebiet des Schmieröls zu stärken, und übernahm im Juni 1925 für 8,8 Millionen Reichsmark die Ossag. Rhenania und Ossag verschmolzen zur Rhenania-Ossag Mineralölwerke AG.

Der Firmengründer Sonneborn trat als Generaldirektor zurück, erhielt einen Platz im Aufsichtsrat und wurde gebeten, sich aus dem aktiven Geschäft herauszuhalten. Die Rohöle wurden auf Shell-Erdöle umgestellt. Neben die Benzinpumpen für das Benzin Stellin und das Benzin-Benzol-Gemisch Dynamin wurden die ersten Ölkabinette aufgestellt, um das von der Ossag stammende Voltol zu verkaufen.

1933 ließ die Royal Dutch Shell die beiden Ossag-Gründer Leo Stern und Jacques Sonneborn wegen ihres jüdischen Glaubens ihre Aufsichtsratsmandate niederlegen, Richard Stern musste 1935 das Unternehmen verlassen. Leo Stern erhielt einen neuen Vertrag bei der Astra Romana, einer Tochtergesellschaft der Royal Dutch Shell in Rumänien.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. L'Allemagne en France : enquêtes économiques : mines, métallurgie, produits chimiques, colles, gélatines et engrais / par Louis Bruneau (Memento vom 16. November 2006 im Internet Archive)
  2. Kaiserpreisrennen im Taunus
  3. Verluste der Deutschen Handelsmarine 1939–1945: Buchstaben N–O–P
  4. Eintrag zum Tankdampfer Ossag im Miramar Ship Index
  5. Birkigt (eingemeindet 1923)