Otloh von St. Emmeram

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Otloh von St. Emmeram (auch: Otloch, Otlohc, Othloch, Otholochus, Otloh von Sankt Emmeran; * um 1010 in der Diözese Freising; † 23. November kurz nach 1070 in Regensburg) war ein geistlicher Schriftsteller.

Lebensdaten

Otloh stammte aus einer begüterten Familie. Er wurde in der Klosterschule in Tegernsee ausgebildet, von wo aus er aufgrund seiner Schreibbegabung nach Franken geschickt wurde. Um 1024 muss er sich im Kloster Hersfeld aufgehalten haben, später war er Kleriker im Bistum Freising. Dort kam es 1032 zum Streit mit dem Archipresbyter Werinher, weshalb Otloh als Mönch in das Benediktinerkloster St. Emmeram zu Regensburg eintrat.

In St. Emmeram war Otloh als Dekan und Leiter der Klosterschule tätig. Zu seinen Schülern zählte unter anderem Wilhelm von Hirsau. Reisen führten ihn nach Montecassino und Fulda. Dorthin ging er auch 1062 wegen eines Konflikts mit Bischof Otto von Regensburg, kam aber 1066/67 über Amorbach nach Regensburg zurück.

Zur Person

Otloh war ein begabter Schriftsteller, der nicht vor Kritik an Kirche und Klerus (z.B. dem Regensburger Bischof Gebhard III.) zurückschreckte. Doch wurde er zeitlebens immer wieder von schweren Gewissenskonflikten belastet, die teilweise in den Schilderungen seiner Visionen fassbar sind. So hatte er beispielsweise eine Vorliebe für Werke antiker Autoren (z.B. Lukan), deren Lehren aber in Gegensatz zu seinem christlichen Glauben standen.

Werke

  • Otlohs Gebet - ein in Altbairisch verfasster Text
  • De confessione actuum meorum - autobiographische Schrift, verloren
  • De doctrina spirituali
  • De admonitione clericorum et laicorum
  • De permissionis bonorum et malorum causis - seelsorgerischer Brief
  • De cursu spirituali
  • Libellus de tentationibus - autobiographische Schrift
  • Liber proverbiorum - Spruchsammlung antiker und christlicher Autoren für den Schulunterricht
  • Liber visionum - Sammlung der zahlreichen Visionen Otlohs und anderer Visionäre
  • Liber de temptatione cuiusdam monachi
  • Vita Bonifatii
  • Vita Sancti Wolfgangi
  • Vita Sancti Magni
  • Vita Sancti Altonis
  • "Quomodo legendum sit in rebus visibilibus" - eine Predigtabhandlung (Amorbach, 1067)
  • Umstritten ist seine Autorschaft im Bezug auf einen Bericht über die Translation der Reliquien des heiligen Dionysius nach Regensburg.
  • Daneben fälschte er wohl auch Urkunden zugunsten von St. Emmeram.

Ausgaben

  • Gesammelte Werke in Migne, Patrologia Latina, CXLVI, 27-434.
  • „Liber de temptatione cuiusdam monachi“ Untersuchung, kritische Edition und Übersetzung von Sabine Gäbe, 1999 (Peter Lang) ISBN 3-906759-45-8
  • Liber Visionum, ed. Paul Gerhard Schmidt in: MGH Quellen zur Geistesgeschichte. Böhlau, 1989, ISBN 3-88612-073-2.

Literatur

Weblinks