Otto Flebbe

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Das denkmalgeschützte Gebäude Theaterstraße 14 in Hannover, 1900 bis 1915 Sitz der Kunstanstalt von Otto Flebbe

Otto Flebbe, Graphische Kunst-Anstalt war der Name eines im 19. Jahrhundert gegründeten künstlerisch ausgerichteten Unternehmen zur Herstellung von Klischees für gewerblich genutzte Holzschnitte, Radierungen, Grafiken[1] und Fotografien.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorläufer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits während der Frühzeit der Industrialisierung produzierten verschiedene Lithographen in der Residenzstadt des Königreichs Hannover Vervielfältigungen eigener Bilder, 1839 beispielsweise Julius Giere, Hornemann, Niebour und Schwab sowie „[...] Flebbe“.[3] Bei „F. L. Flebbe“ waren auch Briefbögen mit idealisierten Ansichten von Hannover in Form von Federlithographien mit der Künstlersignatur E. O. erhältlich.[4]

Otto Flebbe, Graphische Kunst-Anstalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Das alte Lindener Armenhaus, im Volksmunde ‚Hühnerloch‘ genannt“;
punktgerasterte Fotografie, in: Hanomag-Wegweiser. Werkzeitung für Angehörige der Hanomag, 1923

Geboren noch zur Zeit des Königreichs Hannover, eröffnete der Unternehmer Otto Flebbe (* im 19. Jahrhundert; † im 20. Jahrhundert) in der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1887 seine inhabergeführte Firma Otto Flebbe, Graphische Kunst-Anstalt. Von Anfang an wurden sowohl technische als auch belletristische Holzstiche für Verlage und Industriebetriebe hergestellt. Die Druckstöcke wurden an Auftraggeber in Russland, Belgien, den Niederlanden, nach Frankreich, Spanien und Großbritannien geliefert. Bereits im Gründungsjahr zählten Zeitschriften-Verlage mit Sitz in London zu den Abnehmern, vor allem für technische Blätter wie beispielsweise Shipping World, The Engineer oder The Industries.[1]

Aus dem Jahr 1899 hat sich eine Fotoxylografie mit der Signatur „O. Flebbe“ erhalten, die – für die Straßenbahn Hannover[5] (heute: Üstra)[6] – eine Ansicht des Heizkessel-Raums der Hannoverschen Maschinen-Bau Aktiengesellschaft Hanomag zeigte. Das Bild wurde sowohl als fotoxylographierter Holzstich veröffentlicht als auch als unretuschierte Fotografie in einem Katalog über Dampfkesselanlage im Rahmen einer Fotodokumentation zur Herstellung und Einsatz solcher Einrichtungen.[5]

Private Daten zum Unternehmer waren 1904 der Zeitschrift Militär-Wochenblatt zu entnehmen, in der sich ein künftiger Bräutigam beehrte, seine Verlobung mit „[...] Fräulein Margarete Flebbe, [der] einzigen Tochter des Herrn Otto Flebbe und seiner Frau Gemahlin, [Marie,] geb. Fischer“ anzuzeigen.[7]

Standort des Flebbeschen Unternehmens war die Theaterstraße 14,[1] das – heute denkmalgeschützte – Gebäude, das der Architekt Albrecht Haupt im Jahr 1900 für die Langeschen Stiftung mit ursprünglich reichem Jugendstil-Dekor neu errichtete.[8]

Um die Jahrhundertwende musste sich Otto Flebbe zugleich den raschen Veränderungen auf allen Gebieten der Kunst, der Malerei, der Reklame und der Drucktechnik anpassen und sich auf neue Verfahren umstellen. So wurde die bisher hauptsächlich manuelle künstlerische Gestaltung von Druckstöcken mehr und mehr durch „[...] photochemigraphische Verfahren“ ersetzt. Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts bildete die nun angegliederte Ätzerei das Haupt-Standbein der Graphischen Kunstanstalt. Strichätzung, Raster- und Kornätzung sowie zwei-, drei- und Vierfarben-Autotypien zählten zum aufgefächerten Produkt-Portfolio, während die angestellten Künstler und Facharbeiter in einer eigenen Abteilung weiterhin Zeichnungen und Retuschen in überlieferter Weise herstellten.[1]

Als 1913 im Rahmen der Einweihung des Neuen Rathauses die Hannoversche Sport-, Renn- und Festwoche vom 14. bis zum 22. Juni des Jahres in Hannover veranstaltet wurde, entstand beispielsweise beim internationalen Schwimmturnier eine mit der Künstlersignatur „O. Flebbe Hannover“ versehene Fotografie von drei Schwimmerinnen, darunter Hermine Stindt und Grete Rosenberg. Die Aufnahme diente dann wiederum als umzuwandelnde Druckvorlage für die Illustrirrte Rundschau, Nummer 39 des Jahres.[2]

Mitten im Ersten Weltkrieg gab Otto Flebbe als Liquidator in einer Ausgabe der Papier-Zeitung aus dem Jahr 1915 die Auflösung der seinerzeit als GmbH unter der Adresse Theaterstraße 14a geführten Graphischen Kunstanstalt bekannt.[9]

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archivalien von und über das Unternehmen und/oder die Familie um Otto Flebbe finden sich beispielsweise

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Otto Flebbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): Otto Flebbe, Graphische Kunst-Anstalt / Hannover, Theaterstraße 14, in ders.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 142
  2. a b Karin Ehrich: Frauen als Teilnehmerinnen der Sport-, Renn- und Festwoche, in Cornelia Regin (Hrsg.): Pracht und Macht. Festschrift zum 100. Jahrestag der Einweihung des Neuen Rathauses in Hannover ( = Hannoversche Studien. Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover, Bd. 14), Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2013, ISBN 978-3-7752-4964-5, S. 396–400; hier: S. 397
  3. Friedrich Wilhelm Freiherr von Reden: Das Königreich Hannover statistisch beschrieben, zunächst in Beziehung auf Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, Zweite Abteilung: Verhältnisse des Verkehrs im Königreiche Hannover und den Nachbarstaaten; Wissenschaft und Kunst, Hannover: im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung, 1839, S. 467; Vorschau über Google-Bücher
  4. Alheidis von Rohr: Malerisch-idealisiert. Stadtansichten Hannovers vom 16. Jahrhundert bis 2000, Ausstellungskatalog (= Schriften des Historischen Museums Hannover, Heft Nr. 17) Hannover 2000, S. 40, 74; Vorschau über Google-Bücher
  5. a b Irene Ziehe, Ulrich Hägele (Hrsg.): Gedruckte Fotografie. Abbildung, Objekt und mediales Format ( = Visuelle Kultur. Studien und Materialien, Bd. 10), Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin, Münster; New York, NY: Waxmann Verlag, 2015, ISBN 978-3-8309-3293-2 und ISBN 3-8309-3293-6, S. 257; Vorschau über Google-Bücher
  6. Waldemar R. Röhrbein: Straßenbahn/ÜSTRA. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 607f.
  7. Guido von Frobel (Red.): Militär-Wochenblatt ..., Band 89, Teil 2, Mittler & Sohn, 1904; Vorschau über Google-Bücher
  8. Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig: Theaterstraße In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland / Baudenkmale in Niedersachsen / Stadt Hannover. Teil 1, (Bd.) 10.1. Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft, Braunschweig/ Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 73f; sowie Mitte. im Addendum Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 NDSchG (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 6f.
  9. Papier-Zeitung. Fachblatt für Papierfabrikation, -Verarbeitung, -Handel, Buchgewerbe, Schreibwaren und Bürobedarf, Karl Hofmann (C. Hoffmann), 1915, S. 252; Vorschau über Google-Bücher
  10. Archivgut Akte / Deutscher Evangelischer Frauenbund - Konvolut Zigarrenkiste in: Aktenbestand: Deutscher Evangelischer Frauenbund / um 1937, ca. 1977 , 22 Objekte auf der Seite meta-katalog.eu, zuletzt abgerufen am 24. April 2017

Koordinaten: 52° 22′ 27,1″ N, 9° 44′ 34,2″ O