Otto Riethmüller

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Grab Riethmüllers auf dem Uff-Kirchhof: Kreuz auf der Weltkugel, Inschrift Joh 16,33 LUT

Otto Riethmüller (* 26. Februar 1889 in Cannstatt bei Stuttgart; † 19. November 1938 in Berlin) war ein Pfarrer und geistlicher Dichter.

Leben

Kreuz auf der Weltkugel

Otto Riethmüller studierte Theologie in Tübingen und wurde dabei besonders von Adolf Schlatter geprägt. Nach seiner Ordination hatte er verschiedene Pfarrstellen inne (unter anderem ab 1919 in Esslingen am Neckar), bevor er 1928 die Leitung des evangelischen Reichsverbandes weiblicher Jugend im Burckhardthaus in Berlin-Dahlem übernahm, das von Johannes Burckhardt 1889 gegründet worden war. Seit 1935 war er Vorsitzender der Jugendkammer der Bekennenden Kirche.

In diese Jahre fallen die Bearbeitung von Liedern der Böhmischen Brüder wie „Sonne der Gerechtigkeit“, die Übersetzung lateinischer Hymnen wie Verbum supernum prodiens („Das Wort geht von dem Vater aus“) und eigene Lieder („Herr, wir stehen Hand in Hand“), die in den Jugendgesangbüchern Ein neues Lied und Der helle Ton von ihm herausgegeben wurden.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten versuchte er sich 1933 dem System anzupassen, indem er für die Sammlung Ein neues Lied auf einen eigenen Text das Lied Deutschlands Erwachen komponierte, in dem es in der 3. Strophe heißt: „Arbeit und Freiheit für jeglichen Stand / Kämpferland, Hitlerland / schirm dich Gottes Hand“.[1]

Andererseits war Riethmüller Mitglied der Bekennenden Kirche, die sich, im Gegensatz zu den Deutsche Christen, gegen die Gleichschaltung durch das Nazi-Regime wehrte (siehe auch Barmer Theologische Erklärung), und unterschrieb als einer der Ersten den Aufruf gegen die Einführung des Arierparagraphen in der Kirche.

Riethmüller starb am 19. November 1938 in Berlin und wurde in Stuttgart-Bad Cannstatt beerdigt.

Auf ihn geht die Jahreslosung zurück, die er seit 1930 herausgab. Unter seinem Vorsitz wurde das Kreuz auf der Weltkugel 1935 als Symbol für die Evangelische Jugend festgelegt.

Nach ihm wurden das Otto-Riethmüller-Haus in Weidenthal, eine Freizeit- und Bildungsstätte der Evangelischen Gemeindejugend,[2] und das Otto-Riethmüller-Haus in Stuttgart, ein evangelisches Ferienwaldheim, benannt.[3]

Familie

Riethmüller heiratete am 17. Juni 1919 Anna geb. von Heider (1886–1967).[4] Das Paar hatte zwei Söhne und eine Tochter.[5]

Lieder im Evangelischen Gesangbuch von 1993

  • Der Morgenstern ist aufgedrungen (Textbearbeitung 1932, EG 69)
  • Singen wir heut mit einem Mund (Textbearbeitung 1932, EG 104)
  • Das Wort geht von dem Vater aus (Textübertragung 1932/1934, EG 223)
  • Lob Gott getrost mit Singen (Melodiebearbeitung 1932, EG 243)
  • Sonne der Gerechtigkeit (Text neu gestaltet 1932 EG 262+263)
  • Du Schöpfer aller Wesen (Text und Melodie 1934, EG 485)
  • Herr, wir stehen Hand in Hand (Text 1932, EG 602 im Anhang der Ausgabe für Niedersachsen und Bremen)

Schriften (Auswahl)

  • Was sagt Christus unserem Volk? Berlin: Burckhardthaus-Verlag, 1935 (Kelle und Schwert; 1)
  • Wehr und Waffen. Berlin-Dahlem: Burckhardthaus-Verlag, 1935
  • Gott loben, das ist unser Amt. Berlin: Burckhardthaus-Verlag, 1935
  • Evangelische Jugendführung heute. Berlin: Burckhardthaus-Verlag, 1936
  • Zielsichere Fahrt. Berlin: Burckhardthaus-Verlag, 1936, 3. veränd. Aufl.
  • Der König aller Gewalten. Berlin: Burckhardthaus-Verlag, 1936
  • Ein neues Lied. Gelnhausen: Burckhardthaus-Verlag, 1963, 16. Aufl.

Literatur

  • Emil Lauxmann: Otto Riethmüller: Sein Leben und sein Wirken. Stuttgart: Calwer Verlag 1959 (Begegnungen; [N.F.] Bd. 1)
  • Martin Rößler: Liedermacher im Gesangbuch. Band 3: Christian Fürchtegott Gellert, Ernst Moritz Arndt, Albert Knapp, Otto Riethmüller, Jochen Klepper. Stuttgart: Calwer Verlag 1991 (Calwer Taschenbibliothek; 6) ISBN 3-7668-3064-3

Weblinks

Commons: Otto Riethmüller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 5.759. Vollständiges Zitat auch bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 486–487. Zitat online
  2. Otto-Riethmüller-Haus. In: www.orh.de. Abgerufen am 18. August 2015.
  3. Uli Seeger, Jörg Schulze-Gronemeyer: Evangelisches Ferienwaldheim Otto-Riethmüller-Haus. In: www.waldheime-stuttgart.de. Abgerufen am 18. August 2015.
  4. Hinterbliebenenakte
  5. Otto-Riethmüller-Haus