Paul Robert Loescher

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Paul Robert Loescher (geb. 8. Januar 1836 in Berlin; gest. 19. Januar 1914 in Lübben, Niederlausitz) war ein deutscher Fotograf und Maler. Er war Mitinhaber des Berliner Fotoateliers Loescher & Petsch.

Lebensweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Robert Loeschers Eltern waren der Kaufmann Christian Wilhelm Robert Loescher (1802–1849) und dessen Ehefrau Anna Emilie Herrlich (1815–1892). Sein jüngerer Bruder Carl William bzw. Wilhelm Loescher (1838–1895) wurde ebenfalls Fotograf.[1]

Paul Loescher heiratete am 21. Februar 1869 in Cottbus Maria Bolze.[2] Paul und Maria Loescher wurden die Eltern der Fotografen Hans (geb. 26. August 1871 in Berlin) und Fritz Loescher (1873–1908).

Loescher war Mechaniker, wurde bei Charles Hoguet (1821–1870) in Paris zum Maler ausgebildet und malte auch später, neben seiner Tätigkeit als Fotograf, weiter Gemälde,[3] vor allem Landschaften und Stillleben.

Paul Loescher arbeitete zunächst als Kameraoperateur für den Berliner Fotografen Carl Günther (1827–1912).[4] Loescher soll Hermann Wilhelm Vogel (1834–1898) in die Fotografie eingeführt haben.[5] 1862[6] gründete Paul Loescher gemeinsam mit seinem Schwager[7] Maximilian (Max) Petsch (1840–1888) das fotografische Atelier mit Kunsthandlung Loescher & Petsch mit Sitz zunächst in der Leipziger Straße 114, ab 1871 bis 1896 in der Leipziger Straße 132. Bei der Firma Loescher & Petsch war auch William Loescher tätig, ein Bruder von Paul Loescher.[8] William Loescher wurde, zusammen mit Paul Loescher und Hans Hartmann (1845–1898), Mitinhaber der Firma Loescher & Petsch.[9] Das Fotoatelier Loescher & Petsch nahm vor allem Porträtfotos auf, auch von zahlreichen Prominenten. Das Unternehmen war für seine besonderen Beleuchtungseffekte und seine künstlerische Genrefotografie bekannt. Bis in die frühen 1870er Jahre fotografierten Loescher & Petsch auch mit einer Stereokamera. Ihre Stereofotos vertrieb Sophus Williams (1835–1900) und später der Fotoverlag E. Linde & Co., Berlin. Die von Loescher & Petsch herausgegebene Serie stereoskopischer Genre-Fotos mit dem Titel „Gems of German Life“ (deutsch etwa: „Perlen des deutschen Lebens“) war auch in den USA und Großbritannien weit verbreitet und wurde vielfach von anderen Fotografen und Fotoverlegern (raub-)kopiert.[10] Von 1897 bis 1903 befand das Atelier Loescher & Petsch sich in der Potsdamer Straße 13.

Paul Loescher war „Hofphotograph Seiner Majestät des Kaisers und Königs“,[11] Mitbegründer des „Vereins zur Förderung der Photographie“[12] und Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Photographie in Berlin.[13]

Während des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 wurde Paul Loescher zwar zunächst zum preußischen Militär eingezogen, aber bereits nach wenigen Tagen wieder entlassen.[14]

Max Petsch zog sich nach seiner Teilnahme an diesem Krieg[15] im Jahr 1873 oder 1874 aus dem gemeinsamen Fotogeschäft mit Paul Loescher zurück und arbeitete fortan nur noch als Maler. Petschs Nachfolger als Mitinhaber der Firma Loescher & Petsch wurde der seit 1869 bei als Retuscheur in diesem Fotoatelier arbeitende Maler und Fotograf Hans Hartmann.[16]

Paul Loeschers Bruder, der Mitinhaber Carl William Loescher, starb 1898,[17] ebenso der Mitinhaber Hans Hartmann.[18] Paul Loescher setzte das Ateliergeschäft zunächst noch allein fort, wandte sich dann aber um die Jahrhundertwende herum von der Fotografie ab und widmete sich ganz der Malerei.[19] Gemälde von Paul Loescher (Landschaften und Stillleben) waren in den Jahren 1887, 1888 und 1893 in Berlin ausgestellt.[20] Der Ateliername „Loescher & Petsch“ blieb noch bis 1907 oder 1908 erhalten.[21] Im Jahr 1908 starb Robert Loeschers Sohn Fritz im Alter von nur 35 Jahren.[22]

Paul Robert Loescher wohnte um 1890 in der Genthiner Straße 43 und um 1900 in der Augsburger Straße 97 in Berlin.[21] Er starb am 19. Januar 1914 in Lübben, Niederlausitz, im Alter von 79 Jahren.[21]

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Taufregister Berlin-Brandenburg, Geborene und Getaufte im Monat März 1836, Germany, Lutheran Baptisms, Marriages, and Burials, 1500-1971 for Paul Robert Löscher. In: ancestry.com, eingesehen am 6. April 2024
  2. Transcripts of Church Records, 1700-1874, Kirchenbuch Brandenburg 1869, laufende Nummer 8. In: ancestry.com, eingesehen am 14. April 2024
  3. Nulin, Portal: Atelier Loescher & Petsch. In: Fotografen-Wiki, Greven-Archiv digital; eingesehen am 20. April 2024
  4. Our Picture. In: The Philadelphia Photographer, Vol. X (10), No. 109, Januar 1873, S. 28–31, S. 29, (Digitalisat): „At this time he [Hermann Vogel] became acquainted with Mr. Loescher, now a member of the celebrated firm of Loescher & Petsch. Loescher at that time was operator for Mr. Gunther, …“
  5. Our Picture. In: The Philadelphia Photographer, Vol. X (10), No. 109, Januar 1873, S. 28–31, S. 29, (Digitalisat) : „… he [Paul Loescher] instructed Dr. Vogel in the most important manipulations in photography.“
  6. Sibylle Ruth Schmidtsiefen: Die Fotografenfamilie Albert Grundner: 1854–1904. 50 Jahre Ateliergeschichte im Berlin des 19. Jahrhunderts, Berlin, 30. November 2007, Fußnote Nr. 74 auf S. 26.
  7. Hermann Wilhelm Vogel, Max Petsch (orbituary/ Nachruf), translated for the Philadelphia Photographer, in: The Philadelphia Photographer, Vol. XXV (25), April 7, 1888, No. 319, S. 205–207, (Digitalisat): „brother-in-law“
  8. siehe: Verein zur Förderung der Photographie, Sitzung vom 3. November 1871. In: Photographische Mitteilungen, 1872, S. 213, (Digitalisat). Siehe auch: Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches, Gruppe XII, Nr. 139–156, S. 437, Nr. 142, Berlin 1873: Loescher & Petsch (Max Petsch, Paul u. William Loescher), Berlin. – Mustersammlung von Photographien. Begründet 1862. Atelier für Photographie von Portraits. Spez. Stereoscopen eigener Composition und directe Aufnahme berühmter Persönlichkeiten. Absatzgebiet fast ausschließlich Deutschland. s. M. S. 67., (Digitalisat)
  9. Berliner Adreßbuch Ausgabe 1879, S. 552, (Digitalisat) : „Loescher & Petsch, Hof-Photogr. Sr. Maj. d. Kaisers, Atelier f. Photographie, Photogr. Kunstgesch., W, Leipzigerstr. 132, Pt. Inh. Paul u. William Loescher u. H. Hartmann.“ Siehe auch: Kerstin Delang: Loescher, Paul, Künstler-ID: 87200165. In: Deutsche Fotothek, : „Weiterer Mitinhaber war der Kaufmann William Loescher.“
  10. siehe T. K. Treadwell, William C. Darrah, „Photographers of the World (Non-USA)“, National Stereoscopic Association 1994, Updated by Wolfgang Sell, Updated 11/28/2003, Page 153: „Loescher & Berlin, Germany […] Issued fine genre series, "Gems of German Life", children, home life, etc., which was so widely pirated in England and U.S. that the illegal versions are much more common than the originals.“
  11. Kerstin Delang: Loescher, Paul, Künstler-ID: 87200165. In: Deutsche Fotothek. Siehe auch: Todesfälle. In: Photographische Korrespondenz, Band 51, Nr. 641, 1914, S. 92/93, (Digitalisat)
  12. Zum 40-jährigen Jubiläum des »Vereins zur Förderung der Photographie« in Berlin. In: Photographische Mitteilungen Band 46, 1909, S. 88, (Digitalisat): „Von den Gründern sieht der Verein noch heute die Herren Adolf Halwas und Paul Loescher in seiner Mitte.“
  13. Paul Loescher †. In: Photographische Rundschau und Mitteilungen, Band 51, 1914, S. 62, (Digitalisat); ebenso: Kerstin Delang: Loescher, Paul, Künstler-ID: 87200165. In: Deutsche Fotothek
  14. Kleine Mittheilungen, Personalnachrichten. In: Photographische Mitteilungen, 1871, S. 178/179, (Digitalisat): „Hr. Paul Loescher (Berlin) ist zwar eingezogen, aber nach wenigen Tagen wieder entlassen worden.“
  15. Hermann Vogel, Max Petsch (orbituary) translated for the Philadelphia Photographer, in: The Philadelphia Photographer, Vol. XXV (25), April 7, 1888, No. 319, S. 205–207, (Digitalisat)
  16. siehe: German Correspondence. In: The Philadelphia Photographer, Vol. X (10), No. 110, February 1873, S. 58, (Digitalisat): „Mr. Petsch, one of the partners, retires, and his place will be occupied by Mr. Hartmann, who, as our readers are well aware, has done already good service in his essays on negative retouching, and at present he is engaged in revising the third edition of the work on "Negative Retouching," of the late lamented J. Grasshoff.“ So auch: Kerstin Delang: Loescher, Paul, Künstler-ID: 87200165, in: Deutsche Fotothek
  17. Berlin, Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts I zu Berlin. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 14. Juli 1898, S. 17, (Digitalisat) und ebenso: Handels-Register des Königl. Amtsgerichts I zu Berlin. In: Berliner Börsen-Zeitung, Abend-Ausgabe, 14. Juli 1898, S. 9, (Digitalisat): „In unser Gesellschaftsregister ist unter Nr. 2965, woselbst die Handelsgesellschaft: Loescher & Petsch mit dem Sitze zu Berlin vermerkt steht, eingetragen: Die Gesellschaft ist durch den Tod des Carl William Loescher aufgelöst. Der Photograph Paul Robert Loescher setzt das Handelsgeschäft unter unveränderter Firma fort. cfr. Nr. 31 002 des Firmenregisters. Demnächst ist in unser Firmenregister unter Nr. 31 002 die Firma: Loescher & Petsch mit dem Sitze zu Berlin und als deren Inhaber der Photograph Paul Robert Loescher zu Berlin eingetragen.“
  18. Hanns Hartmann †. In: Photographische Rundschau, 1898, S. 121, (Digitalisat)
  19. Paul Loescher †. In: Photographische Rundschau und Mitteilungen, Band 51, 1914, S. 62, (Digitalisat): „Loescher hat sich seit etwa 18 Jahren [d. h., seit etwa 1896] von der Photographie gänzlich abgewandt und sich ausschließlich der Malerei gewidmet.“
  20. Loescher, Paul. In: Emmanuel Bénézit (1854-1920), Dictionary of Artists, Band 8: Koort – Maekava, Ernest Gründ-Verlag, Paris 2006, S. 1169, (Digitalisat)
  21. a b c Kerstin Delang: Loescher, Paul, Künstler-ID: 87200165, in: Deutsche Fotothek.
  22. Kleine Mitteilungen. Todesfall. In: Photographische Korrespondenz 1908, Nr. 576, S. 436, (Digitalisat); Fritz Loescher †. In: Photographische Mitteilungen, 45. Jg. 1908, S. 405, (Digitalisat)