Pentachlorphenol

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Strukturformel
Struktur von Pentachlorphenol
Allgemeines
Name Pentachlorphenol
Andere Namen
  • PCP
  • Penta
Summenformel C6HCl5O
Kurzbeschreibung

weiße, geruchlose, nadelförmige Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 87-86-5
  • 131-52-2 (als Natriumsalz)
PubChem 992
Wikidata Q423922
Eigenschaften
Molare Masse 266,35 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,98 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

190–191 °C[2]

Siedepunkt

Zersetzung[2]

Dampfdruck

8 mPa (20 °C)[2]

pKS-Wert

4,7 (25 °C)[3]

Löslichkeit
  • schwer in Wasser (14 mg·l−1 bei 25 °C)[3]
  • löslich in vielen organischen Lösungsmitteln[1]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301+311​‐​330​‐​315​‐​319​‐​335​‐​351​‐​410
P: 260​‐​273​‐​280​‐​284​‐​301+310​‐​305+351+338[2]
MAK
  • Für krebserzeugende Stoffe wird generell kein MAK-Wert vergeben[2]
  • Schweiz: 0,005 ml·m−3 bzw. 0,05 mg·m−3 (gemessen als einatembarer Staub)[5]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Pentachlorphenol (kurz PCP) ist ein chlorierter, aromatischer Kohlenwasserstoff und stellt ein Phenol-Derivat dar, bei dem alle aromatischen Wasserstoffatome durch Chlor ersetzt sind.

Darstellung

Pentachlorphenol kann durch Chlorierung von Phenol oder durch Hydrolyse von Hexachlorbenzol hergestellt werden. Die Produktion von PCP wurde aufgrund der ökotoxikologischen Eigenschaften stark eingeschränkt.

Eigenschaften

Pentachlorphenol ist farblos, bei Umgebungstemperatur fest und sehr gut fettlöslich. Technisches PCP und sein Natriumsalz enthalten meist hochtoxische Verunreinigungen wie polychlorierte Dibenzodioxine und -furane (PCDD bzw. PCDF). Auch bei der Verbrennung PCP-haltiger Produkte oder unter Lichteinwirkung können Dioxine und Furane entstehen. PCP hat bakterizide und fungizide Eigenschaften und ist daher für zahlreiche Einsatzbereiche geeignet. Pentachlorphenol kommt nicht natürlich in der Umwelt vor, sondern wird ausschließlich durch den Menschen freigesetzt.[6]

Pentachlorphenol unterliegt einer intensiven Photomineralisation und wird ebenso biologisch zu Pentachloranisol und p-Dimethoxytetrachlorbenzol metabolisiert. Diese Produkte sind, relativ zu Pentachlorphenol gesehen, photochemisch stabile Metaboliten und können in Böden, Sedimenten und Pflanzen nachgewiesen werden. Der Metabolismus von Pentachlorphenol in aeroben aquatischen natürlichen Mischkulturen ergibt als Hauptprodukt Pentachloranisol. Dessen Photostabilität gleicht der von Hexachlorbenzol, das durch seine physikochemische Eigenschaften eine ubiquitäre Verbreitung über die Atmosphäre verursacht. Dieses führt zu einer Akkumulation in lipophilen Teilen der Umwelt, z. B. in Wachsen der Koniferen oder in Fischfett. Die Verbrennung der Reinsubstanz Pentachloranisol ergibt Hexachlorbenzol als Hauptprodukt und somit ein tertiäres Produkt von PCP.[7]

Verwendung

PCP kam wegen seiner fungiziden Wirkung vor allem in Holzschutzmitteln zum Einsatz, beispielsweise in Westdeutschland im Holzschutzmittel Xylamon BV (in Kombination mit Lindan), in der DDR unter anderem in den Mitteln Hylotox IP und Paratectol 9025.[8] In manchen Ländern wird PCP jedoch auch heute noch in der Textil- und Lederindustrie sowie als Imprägniermittel und zum Bläueschutz für Holz verwendet.[9] Nachzuweisen ist es u. a. in Textilien aus Naturfasern und Druckfarben.

Biologische Wirkung

PCP entkoppelt die Atmungskette in den Mitochondrien der Zellen, was zu Blutdruckanstieg, Hyperglykämie, beschleunigter Atmung und zu Herzversagen führt. Die Aufnahme erfolgt sowohl durch den Magen-Darm-Trakt als auch über die Haut. Die biologische Halbwertszeit von PCP liegt bei etwa 1 bis 3 Wochen.[9] Zu beachten ist, dass PCP herstellungsbedingt zumeist mit Dioxinen verunreinigt ist,[10] deren Toxizität die des PCP je nach Grad der Verunreinigung übertrifft.

Sicherheitshinweise

Mit PCP behandeltes Holz weist besonders hohe Gehalte der Verbindung in den obersten Schichten auf, wobei dort Werte in einer Größenordnung von mehreren 1.000 mg/kg gemessen werden. Wegen der langen Verweildauer im Holz werden noch viele Jahre nach der Anwendung höhere Werte als in unbehandelten Hölzern gefunden. Aber auch bei unbehandelten Hölzern können die Werte erhöht sein, wenn das Rohholz behandelt wurde oder Sekundärkontaminationen auftreten. PCP verdampft allmählich aus behandelten Holz und lagert sich an andere Oberflächen an, z.B. an Hausstaub, Tapeten, Putz, Möbel, Textilien oder Bücher. Auch an Kleidungsstoffen wie Wolle, Leinen und Baumwolle reichert sich PCP an. Zu beachten ist weiterhin, dass PCP in öligen Lösungen Gummihandschuhe durchdringen kann.[6] Die mit 14 mg/l (bei 25 °C) niedrige Wasserlöslichkeit und die geringe biologische Abbaubarkeit führen zu einem ubiquitären Vorkommen. Seit 1985 galt eine Selbstverpflichtung des Industrieverbandes Bau, Chemie und Holzschutzmittel, PCP in seinen Erzeugnissen nicht mehr zu verwenden. Seit 1986 ist die Produktion von Pentachlorphenol in der Bundesrepublik Deutschland ausgesetzt. 1989 erließ die Bundesregierung die Pentachlorphenol-Verbotsverordnung auf der Basis des Chemikaliengesetzes. Seitdem ist die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PCP, Na-PCP und PCP-haltigen Erzeugnissen, die mehr als 5 mg/kg PCP enthalten, verboten. Darüber hinaus wird aber auch der Gesamteintrag gefährlicher polychlorierter Dibenzodioxine und Dibenzofurane (PCDD und PCDF), die als Verunreinigungen auch in technischem PCP enthalten sind, erheblich gesenkt.[11] 1996 gingen die Inhalte der PCP-Verordnung in der seitdem gültigen Chemikalienverbots-Verordnung (Abschnitt 15) auf. Seit Inkrafttreten der PIC-Konvention[12] 2004 dürfte auch PCP nur noch dann in Entwicklungsländer exportiert werden, wenn diese über das Gefährdungspotential informiert wurden und ausdrücklich zugestimmt haben.[13]

Nachweis

Pentachlorphenol lässt sich durch Farbreaktionen nachweisen, genauere Bestimmungen können durch UV-Spektroskopie oder Dünnschichtchromatografie erfolgen. Eine gaschromatografische Analyse erfolgt meistens als Methyl-, Ethylether oder in acetylierter Form. Die Bestimmung von PCP in Holz nach Acetylierung mittels GC-ECD (Elektroneneinfangdetektor) ist in Anhang IV (zu § 6) zur Altholzverordnung beschrieben, die Bestimmung in Leder in DIN EN ISO 17070. Anstelle des Elektroneneinfangdetektors (ECD) kann auch ein massenselektiver Detektor (Massenspektrometer, MS) verwendet werden.

UV-spektroskopisch erfolgt der Nachweis über Batho- und hypochrome Verschiebung der Absorption, welche auftritt, wenn PCP mit einem Cyclodextrin-Porphyrin Komplex („gedeckeltes Cyclodextrin“) interagiert. Die Bildung von Wasserstoffbrücken zwischen der Hydroxygruppe des Phenols und dem Stickstoff des Pyrrols führt dabei zu einer Änderung der Porphyrin-Absorption.[14]

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag zu Pentachlorphenol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
  2. a b c d e f g Eintrag zu Pentachlorphenol in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich).
  3. a b Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar).
  4. Eintrag zu Pentachlorophenol im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte
  6. a b Bayerisches Landesamt für Umwelt: Pentachlorphenol (PCP)
  7. K.W. Schramm, A. Reischl, Monika Hirsch, D. Lenoir, O. Hutzinger: Pentachlorphenol - Sekundäre und tertiäre Umwandlungsprodukte In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung. 1, 1989, S. 6, doi:10.1007/BF02983900.
  8. TGL 4424, online auf holzfragen.de: Die Verträglichkeit der Wirkstoffe von verschiedenen Holzschutzmitteln - DDR Holzschutzmittel, abgerufen am 6. April 2012
  9. a b allum.de: Pentachlorphenol, abgerufen am 30. März 2013.
  10. Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Pentachlorphenol (PCP)
  11. U. Schlottmann: PCP-Verbotsverordnung in Kraft getreten. In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung. 2, 1990, S. 41, doi:10.1007/BF03039332.
  12. Rotterdam Convention: Chemicals listed in Annex III of the Convention and currently subject to the PIC Procedure
  13. Der Tagesspiegel: Giftexport in Entwicklungsländer wird eingeschränkt
  14. Shishan Zhao, John H. T. Luong: A cyclodextrin-porphyrin assembly as chemosensor for pentachlorophenol. In: Journal of the Chemical Society, Chemical Communications. Nr. 6, 1995, S. 663–664, doi:10.1039/C39950000663.

Weblinks

Commons: Pentachlorphenol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien